MacBest
mit allen Zähnen und einer rosaroten, pfirsichweichen Haut erreicht hatte. Selbst die mächtigsten Zaubersprüche konnten keine Warzen in ihrem attraktiven, wenn auch ein wenig pferdeartigen Gesicht wachsen lassen, und ein hoher Zuckerkonsum verlieh ihr nur unerschöpfliche Energie. Vor vielen Jahren war sie einmal so verzweifelt gewesen, daß sie einen Magier um Rat fragte, und der erklärte ihr, es liege daran, daß sie einen Stoffwechsel besaß. Dieser Hinweis erlaubte es ihr wenigstens, sich Nanny Ogg überlegen zu fühlen, die bestimmt nie einen gesehen hatte.
Magrat tat pflichtbewußt drei gehäufte Löffel Zucker in die Tasse. Es wäre wirklich nett, gelegentlich mal ein ›Danke‹ zu hören, dachte sie wehmütig.
Dann spürte sie den Blick der Krone auf sich ruhen.
»Du fühlst es, nicht wahr?« fragte Oma Wetterwachs. »Wie ich schon sagte: Kronen rufen Menschen zu sich!«
»Es ist schrecklich!«
»Nein, nein, die Krone versucht nur, eine richtige Krone zu sein. Es liegt in ihrer Natur.«
»Sicher steckt Magie in ihr!«
»Sie ist nur das, was sie ist«, betonte Oma Wetterwachs noch einmal.
»Sie möchte, daß ich sie aufsetze«, sagte Magrat. Ihre ausgestreckte Hand zitterte.
»Ja, da hast du recht.«
»Aber ich werde stark sein«, sagte Magrat.
»Das habe ich nicht anders erwartet«, erwiderte Oma, und ihr Gesichtsausdruck wirkte plötzlich seltsam hölzern. »Was macht Gytha?«
»Sie wäscht das Kind im Spülbecken«, antwortete Magrat geistesabwesend. »Wie sollen wir so etwas verstecken? Was geschieht, wenn wir die Krone irgendwo tief vergraben?«
»Ein Dachs würde sie nach oben holen«, murmelte Oma. »Oder jemand sucht an der betreffenden Stelle nach Gold. Oder ein Baum schlingt die Wurzeln darum und fällt beim nächsten Sturm. Dann käme jemand vorbei, sieht das Ding, setzt es auf …«
»Es sei denn, die entsprechende Person ist ebenso willensstark wie wir«, warf Magrat ein.
»Ja, in der Tat«, bestätigte Oma Wetterwachs und starrte auf ihre Fingernägel. »Nun, es ist nicht schwer, eine Krone aufzusetzen. Das Problem besteht darin, sie wieder vom Kopf zu nehmen.«
Magrat griff danach, drehte sie hin und her.
»Eigentlich sieht sie gar nicht wie eine richtige Krone aus«, sagte die junge Hexe.
»Ich nehme an, du hast schon viele gesehen«, entgegnete Oma Wetterwachs. »Wahrscheinlich bist du eine Expertin für Kronen.«
»Nun, ich kenne tatsächlich einige.« Ein gewisser Trotz begleitete Magrats Stimme. »Für gewöhnlich sind sie mit mehr Edelsteinen besetzt und haben Stoff in der Mitte. Diese ist eher unscheinbar …«
»Magrat Knoblauch!«
»Ich übertreibe nicht. Als ich bei Gütchen Wemper in die Lehre ging …«
»… mögesieinfriedenruhen …«
»Mögesieinfriedenruhen ja. Nun, sie nahm mich mit nach Scharfschneide oder Lancre, wenn die wandernden Schauspieler im Ort waren. Sie fand großen Gefallen am Theater. Du würdest staunen, wie viele Kronen es dort gibt. Obgleich …« Magrat legte eine kurze Pause ein. »Gütchen meinte, sie bestünden nur aus Blech und Papier und so. Und Glas anstelle von echten Edelsteinen. Trotzdem sehen sie echter aus als diese hier. Ist das nicht sonderbar?«
»Dinge, die wie Dinge aussehen wollen, sehen manchmal mehr wie Dinge aus als Dinge«, stellte Oma Wetterwachs fest. »Eine allgemein bekannte Tatsache. Aber ich rate davon ab, einer solchen Entwicklung Vorschub zu leisten. Nun, warum wandern die Schauspieler mit Kronen umher? Und was spielen sie?«
»Weißt du nicht übers Theater Bescheid?« fragte Magrat.
Oma Wetterwachs, die aus Prinzip niemals irgendeine Art von Unwissenheit zugab, zögerte nicht eine Sekunde lang. »Oh, doch. Es gehört zu solchen Sachen, stimmt’s?«
»Gütchen Wemper meinte, es halte dem Leben einen Spiegel vor«, sagte Magrat. »Sie meinte auch, das Theater muntere sie immer auf.«
»Kann ich mir denken«, erwiderte Oma und ging auf Angriff über. »Wenn man’s richtig spielt. Die Schauspieler sind sicher gute Leute, wie?«
»Ich denke schon.«
»Und sie wandern durchs ganze Land?« erkundigte sich Oma Wetterwachs nachdenklich und blickte zur Tür der Spülküche.
»Ja, wie ich hörte, ist derzeit eine Truppe in Lancre. Ich bin nicht dort gewesen, weil … Du weißt schon.« Magrat sah zu Boden. »Es geziemt sich nicht für eine Frau, solche Orte allein aufzusuchen.«
Oma nickte. Sie billigte derartige Grundsätze, solange niemand ihr nahelegte, sie solle sich ebenfalls daran
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