MacBest
ihnen?«
Im Laufe ihres Lebens hatte sich Oma Wetterwachs auf viele ungewöhnliche Dinge eingelassen, und es war viel nötig, um sie dazu zu bringen, einer Herausforderung auszuweichen. Doch diesmal gab sie nach.
»Vielleicht solltest du demnächst einmal mit Nanny Ogg sprechen«, sagte sie hilflos. »Irgendwann. Möglichst bald.«
Gelächter drang durchs Fenster hinter ihnen. Glas klirrte, und dann ertönte eine dünne singende Stimme.
»… mit einer Giraffe, wenn man auf dem Stuhl steht. Doch der Igel …«
Oma Wetterwachs überhörte die nächsten Worte. »Nur nicht gerade jetzt«, fügte sie hinzu.
Die Schauspielertruppe brach noch vor dem Morgengrauen auf, und ihre vier Wagen rumpelten über die Straße, die zur Sto-Ebene und den großen Städten führte. In Lancre herrschte ein Gesetz, das von allen Komödianten, Quacksalbern, Scharlatanen und anderen möglichen Verbrechern verlangte, den Ort bei Sonnenuntergang zu verlassen. Kaum jemand nahm Anstoß daran, da es praktisch keine Wehrwälle gab, und niemand hatte etwas dagegen, wenn die betreffenden Leute nach dem Einbruch der Dunkelheit heimlich zurückkehrten. Es ging in erster Linie um den allgemeinen Eindruck.
Die Hexen saßen in Magrats Hütte und benutzten Nanny Oggs uralte grüne Kristallkugel.
»Es wird höchste Zeit, daß du dieses Ding auch mit Ton ausstattest«, murmelte Oma Wetterwachs. Sie gab der Kugel einen Stoß, und das Bild darin erzitterte.
»Wie seltsam«, sagte Magrat. »Ich meine die Sachen in den Wagen. Papierbäume, viele Kostüme und …« Sie winkte. »Und dann ein großes zusammengerolltes Bild, das ferne Länder zeigte, mit Tempeln und so weiter. Es war wundervoll.«
Oma brummte etwas Unverständliches.
»Erstaunlich, daß alle die Leute Könige und so wurden, nicht wahr? Reinste Magie.«
»Was redest du da, Magrat Knoblauch? Es war doch nur Farbe und Papier. Alle haben es deutlich gesehen.«
Magrat setzte zu einer Erwiderung an, ging die beabsichtigte Bemerkung noch einmal in Gedanken durch und schloß den Mund.
»Wo ist Nanny?« fragte sie.
»Sie liegt draußen im Gras«, antwortete Oma. »Offenbar fühlt sie sich nicht sehr gut.« Ein würgendes Geräusch – es stammte zweifellos von Nanny Ogg – bewies, daß Oma Wetterwachs’ Hinweis einer Untertreibung gleichkam.
Magrat seufzte.
»Weißt du, wenn wir wirklich seine Patentanten sind, sollten wir ihm drei Geschenke geben. So verlangt es die Tradition.«
»Wie meinst du das, Mädchen?«
»Drei gute Hexen sollten dem Knaben drei Geschenke machen. Zum Beispiel Schönheit, Weisheit und Glück.« Trotzig fügte Magrat hinzu. »So war es damals Brauch.«
»Oh, du sprichst von Pfefferkuchenhäuschen und dergleichen«, erwiderte Oma Wetterwachs abfällig. »Von Spinnrädern, Kürbissen und Fingern, die man sich an Rosendornen aufsticht. Damit konnte ich mich nie anfreunden.«
Nachdenklich putzte sie die Kristallkugel.
»Ja, aber …«, begann Magrat. Oma Wetterwachs sah zu ihr auf. Typisch Magrat. Den Kopf voller Kürbisse. Wäre am liebsten gleich mehrfach Patentante gewesen, die magische Geschenke verteilte. Aber sie hatte ein gutes Herz. Mochte kleine pelzige Tiere. Gehörte zu jenen Leuten, die sich um Vögelchen sorgten, die aus dem Nest fielen.
»Nun, wenn du dadurch glücklicher wirst«, sagte Oma Wetterwachs, von sich selbst überrascht. Sie vollführte eine vage Geste, die den Wagen der Schauspieler galt. »Was soll es sein? Reichtum, Schönheit?«
»Tja, Geld ist nicht alles, und wenn er nach seinem Vater kommt, dürfte er schön genug werden.« Magrat klang plötzlich ernst. »Vielleicht Weisheit?«
»Das muß er selbst lernen«, erwiderte Oma.
»Absolute Sehkraft? Eine gute Singstimme?« Draußen ertönte Nanny Oggs enthusiastisches Krächzen. Ein Zauberstab hat einen Knauf am Ende, teilte sie gerade dem Nachthimmel mit.
»Das ist nicht wichtig«, sagte Oma Wetterwachs laut. »Man muß dabei an Pschikologie denken, verstehst du? Mit Schönheit und Reichtum und so verschwendet man nur seine Zeit. Darauf kommt’s überhaupt nicht an.«
Sie sah wieder in die Kristallkugel und winkte halbherzig. »Du solltest Nanny holen. Schließlich sind wir zu dritt.«
Magrat half Nanny Ogg herein, und man erklärte ihr alles.
»Drei Geschenke, wie?« wiederholte sie. »Mit solchen Sachen habe ich mich nicht mehr beschäftigt, seit ich ein Mädchen war. Erinnert mich an … Was hast du vor?«
Magrat eilte durchs Zimmer und entzündete Kerzen.
»Oh, wir
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