Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

MacBest

Titel: MacBest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
man eine Hexe verhaftete. Irgend etwas sagte ihm, daß die fragliche Hexe nicht viel davon halten würde. Unbehagen erfüllte ihn, als er an eine Hexe dachte, die es nicht mochte, verhaftet zu werden.
    Die übrigen Soldaten stammten ebenfalls aus den Spitzhornbergen. Sie folgten dem Feldwebel dichtauf, bereit dazu, sich hinter ihn zu ducken, wenn ihr Blick auf etwas anderes als einen Baum fiel.
    Oma Wetterwachs’ Hütte zeigte sich als pilzartiger Schemen im Dunst. Der wild wuchernde Kräutergarten schien sich sogar in der stillen Luft zu bewegen. Dort wuchsen Pflanzen, die man sonst nirgends in den Bergen fand. Man hatte ihre Wurzeln und Samen fünftausend Meilen weit über die Scheibenwelt getragen, und der Feldwebel war sicher, daß sich ihm ein oder zwei Blüten zuwandten. Ihn schauderte.
    »Und jetzt?« fragte einer der anderen Männer.
    »Wir … Wir schwärmen aus«, antwortete der Anführer. »Ja. Wir schwärmen aus. Genau.«
    Leise und behutsam schlichen sie durch den Adlerfarn. Der Feldwebel ging hinter einem praktischen Baumstumpf in die Hocke. »In Ordnung«, sagte er. »Ausgezeichnet. Ihr wißt genau, worauf es ankommt. Jetzt schwärmen wir erneut aus, und zwar einzeln.«
    Die Soldaten murrten ein wenig, verschwanden jedoch im Nebel. Der Feldwebel gab ihnen einige Minuten Zeit, damit sie in Stellung gehen konnten. »Gut«, knurrte er dann. »Jetzt …«
    Er schwieg plötzlich.
    Er fragte sich, ob er es wagen durfte, laut zu rufen, entschied sich jedoch dagegen.
    Er stand auf. Er nahm den Helm ab, um Respekt zu zeigen, trat dann durchs feuchte Gras zur Hintertür. Ganz leise klopfte er an.
    Nach einigen Sekunden setzte er wieder den Helm auf. »Niemand zu Hause«, sagte er. »Verdammter Mist.« Als er fortgehen wollte …
    Die Tür öffnete sich. Sie öffnete sich sehr langsam und mit einem bemerkenswert lauten Knarren. Einfache Vernachlässigung hätte keinen solchen akustischen Effekt erzielen können. Dazu war sorgfältige Arbeit mit heißem Wasser nötig, über mehrere Wochen hinweg. Der Feldwebel blieb stehen, drehte sich wie in Zeitlupe um und versuchte dabei, so wenige Muskeln wie möglich zu bewegen.
    Mit gemischten Gefühlen nahm er zur Kenntnis, daß niemand auf der Schwelle stand. Seine bisherige Erlebniswelt bot keinen Platz für Türen, die sich allein öffneten.
    Er räusperte sich nervös.
    Oma Wetterwachs sagte ihm direkt ins Ohr: »Du hast einen scheußlichen Husten. Es war richtig von dir, zu mir zu kommen.«
    Der Feldwebel sah sie mit einer Mischung aus Wahnsinn und Dankbarkeit an. »Grrgh«, erwiderte er.
     
    »Sie hat was getan?« fragte Lord Felmet. Der Feldwebel starrte wie hypnotisiert auf eine Stelle dicht neben dem Stuhl des Herzogs.
    »Sie gab mir eine Tasse Tee, Herr«, sagte er.
    »Und was ist mit deinen Männern?«
    »Sie bekamen ebenfalls Tee, Herr.«
    Lord Felmet stand auf und legte den Arm um die rostenden Kettenhemd-Schultern des Feldwebels. Seine Stimmung war nicht besonders gut. Die halbe Nacht hatte er damit verbracht, sich die Hände zu schrubben. Niedergeschlagen erinnerte er sich an ein Haferschleim-Frühstück, das zuviel Salz und einen gerösteten Apfel enthielt, an einen Koch, der in der Küche an hysterischen Anfällen litt. Man merkte sofort,daß Ärger im Herzog brodelte. Er war freundlich. Wenn seine Geduld litt, wurde er immer netter, bis er schließlich den Punkt erreichte, an dem Worte wie ›Herzlichen Dank‹ die Schärfe einer Guillotine-Klinge gewannen.
    »Feldwebel«, sagte er, als er den Mann langsam durchs Zimmer führte.
    »Herr?«
    »Vielleicht habe ich es bei dem Befehl an Deutlichkeit mangeln lassen, Feldwebel«, fuhr der Herzog im Tonfall einer Schlange fort. »Herr?«
    »Ich meine, möglicherweise habe ich dich verwirrt. Ich wollte dir sagen: ›Bring mir eine Hexe, nötigenfalls in Ketten.‹ Aber vielleicht lautete meine Anweisung: ›Geh zu einer Hexe und trink Tee mit ihr.‹ Hast du eine derartige Order von mir gehört?«
    Der Feldwebel runzelte die Stirn. Mit Sarkasmus konnte er nichts anfangen. Seine Erfahrungen mit Leuten, die sauer auf ihn waren, betrafen Flüche und gelegentliche Knüppel.
    »Nein, Herr«, antwortete er.
    »Dann frage ich mich, wieso du nicht gehorcht hast.«
    »Herr?«
    »Vermutlich hat sie irgendwelche Zauberformeln gemurmelt, nicht wahr? Ich kenne Hexen.« Lord Felmet hatte die vergangene Nacht damit verbracht, in einem der aufregenderen Bücher über dieses Thema zu lesen 3 . Schließlich mußte er die Lektüre

Weitere Kostenlose Bücher