MacBest
Haferschleim, völlig versalzen …«, murmelte der Herzog und taumelte.
Hinter Lord und Lady Felmet fiel die Tür zu. Ein Schloß klickte; Riegel wurden vorgeschoben.
Nanny hockte allein in der Düsternis. Eine Fackel, die hoch an der Wand flackerte, verlieh dem Halbdunkel weitere unheimliche Aspekte. Seltsame Vorrichtungen aus Metall, für nichts Erhabeneres geschaffen als elaborierte Belastungstests des menschlichen Körpers, projizierten gespenstische Schatten. Nanny Ogg bewegte sich; ihre Ketten klirrten.
»Na schön«, sagte sie. »Ich sehe dich. Wer bist du?«
König Verence trat vor.
»Ich habe beobachtet, wie du hinter dem Herzog Grimassen geschnitten hast«, fuhr Nanny Ogg fort. »Ich mußte mich sehr bemühen, nicht laut zu lachen.«
»Von Grimassen kann keine Rede sein, Frau. Ich habe Felmet nur finster angestarrt.«
Nanny kniff die Augen zusammen. »Äh, ich kenne dich. Du bist tot.«
»Ich ziehe den Ausdruck ›aus dem Leben geschieden‹ vor«, erwiderte der König.
»Ich würde mich vor dir verneigen 11 «, sagte Nanny. »Aber die Ketten und so hindern mich daran. Du hast hier nicht zufällig eine Katze gesehen?«
»Doch. Einen Kater. Er befindet sich in einem Zimmer weiter oben und schläft.«
Nanny entspannte sich. »Dann ist ja alles in Ordnung«, seufzte sie. »Ich bin recht besorgt gewesen.« Erneut sah sie sich im Verlies um. »Was hat es mit dem großen Bett-Ding dort drüben auf sich?«
»Ein Streckbrett.« Verence erklärte die Funktionsweise. Nanny Ogg nickte.
»Der Herzog scheint ziemlich einfallsreich zu sein«, kommentierte sie.
»Nun, gnä’ Frau, ich fürchte, daß ich für deine derzeitige Situation verantwortlich bin«, sagte der König. Er setzte sich auf einen Amboß – oder schwebte zumindest darüber. »Ich wollte eine Hexe hierherlocken.«
»Kannst du Schlösser knacken?«
»Dafür genügen meine ätherischen Muskeln leider noch nicht, aber …« Der Geist des Königs vollführte eine vage Geste, die dem Kerker, Nanny und den Ketten galt. »Aber für eine Hexe ist das sicher ein Kinderspiel.«
»Massives Eisen«, warf Nanny ein. »Du bist in der Lage, einfach hindurchzugehen. Im Gegensatz zu mir.«
»Das wußte ich nicht«, entgegnete Verence. »Ich dachte, Hexen …«
»Junger Mann«, sagte Nanny fest, »du wirst jetzt so freundlich sein, den Mund zu halten.«
»Gnä’ Frau! Ich bin der König!«
»Aber du bist auch tot, und deshalb würde ich an deiner Stelle nicht auf persönlichen Ansichten bestehen. Sei ein guter Junge und schweig eine Zeitlang.«
Entgegen allen Instinkten stellte der König fest, daß er gehorchte. Einer solchen Stimme konnte er unmöglich widersprechen. Sie ertönte aus der Vergangenheit, aus dem Kinderzimmer. Ihre Echos gaben ihm zu verstehen, daß er früh ins Bett mußte, wenn er nicht alles aufaß.
Nanny Ogg zog an den Ketten. Hoffentlich kommen sie bald, dachte sie.
»Äh«, begann Verence voller Unbehagen, »ich glaube, ich bin dir eine Erklärung schuldig …«
»Danke«, sagte Oma Wetterwachs, und da es Shawn zu erwarten schien, fügte sie hinzu: »Du bist ein guter Junge gewesen.«
»Ja, gnä’f«, erwiderte Shawn. »Gnä’f?«
»Gibt es sonst noch etwas?«
Shawn zupfte verlegen am Saum seiner Kettenhemd-Weste. »Es stimmt doch nicht, was man sich über unsere Mama erzählt, oder, gnä’f?« fragte er. »Sie läuft nicht herum und spricht schreckliche Flüche über irgendwelche Leute aus. Abgesehen vom Metzger Daviss. Und dem alten Kuchenbrot, nachdem er ihre Katze trat. Aber das waren eigentlich keine echten Flüche, nicht wahr, gnä’f?«
»Du brauchst mich nicht gnä’f zu nennen.«
»Ja, gnä’f.«
»So was erzählt man sich also, wie?«
»Ja, gnä’f.«
»Nun, manchmal verärgert deine Mutter gewisse Personen.«
Shawn hüpfte vom einen Bein aufs andere.
»Ja, gnä’f, aber es werden auch üble Sachen über dich erzählt, gnä’f, wenn du mir diese Bemerkung gestattest.«
Oma Wetterwachs versteifte sich.
»Welche Sachen?«
»Ich möchte sie nicht wiederholen, gnä’f.«
»Welche Sachen?«
Shawn überlegte. Die Liste seiner Möglichkeiten war nicht besonders lang.
»Viele Dinge, die natürlich nicht wahr sind, gnä’f«, sagte er und machte damit sofort seinen Standpunkt klar. »Viele verschiedene Dinge. Alle Arten von Dingen. Zum Beispiel: Der alte Verence war ein schlechter König, und du hast ihm auf den Thron geholfen. Und: Du bist für den schlimmen Winter im letzten Jahr
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