MacBest
Bewegungsfreiheit. Wie dem auch sei: Eine ältere Frau, die immer wieder einen Löffel hob und damit an ihre Schüssel klopfte, war wahrscheinlich nicht die Vorhut einer Invasionsstreitmacht.
Das Leben als Schloßwächter in Lancre zeichnete sich in erster Linie durch Langeweile aus. Als Nanny vorbeiging, stützte sich einer der Soldaten auf seinen Speer und wünschte sich etwas Aufregung. Bald wird er sich nach der bisherigen Ruhe zurücksehnen. Der andere Wächter nahm Haltung an und salutierte.
»Guten Morgen, Mama.«
»Guten Morgen, unser Shawn«, sagte Nanny und wanderte über den Innenhof.
Nanny Ogg teilte die Abneigung aller Hexen gegenüber Vordertüren, und deshalb betrat sie das Schloß durch den Lieferanteneingang der Küche. Einige Dienstmädchen machten einen Knicks, ebenso wie die Wirtschafterin. Nanny erkannte sie vage als eine Schwiegertochter, konnte sich jedoch nicht an ihren Namen erinnern.
Und so kam es, daß Lord Felmet, als er sein Schlafzimmer verließ, im Flur einer Hexe begegnete. Es konnte überhaupt kein Zweifel daran bestehen. Von der Spitze des spitzen Hutes bis hin zu den Stiefeln – sie war eine Hexe. Und sie hatte es auf ihn abgesehen.
Magrat glitt hilflos eine Böschung hinunter. Sie war völlig durchnäßt, und Schlammfladen hafteten an ihr. Wenn man solche Zauberformeln liest, fuhr es ihr bitter durch den Sinn, denkt man immer an einen sonnigen Morgen im späten Frühling. Darüber hinaus hatte sie vergessen festzustellen, welche verdammte Art von verdammtem Farnkraut es verdammt noch mal zu sammeln galt.
Ein Baum schüttete seine Ladung aus Regentropfen auf sie herab. Magrat wischte sich einige Haarsträhnen aus der Stirn und nahm auf einem umgestürzten Stamm Platz, aus dem eine ganze Schar verlegener blasser Pilze wuchs.
Zunächst schien es eine ausgezeichnete Idee gewesen zu sein, und sie hatte sich viel vom Hexenzirkel erhofft. Sie war sicher, daß es nicht richtig sein konnte, als Hexe allein zu bleiben – dann kam man nur auf komische Gedanken. Sie hatte von klugen Diskussionen über natürliche Energien geträumt, während ein großer Vollmond am Himmel leuchtete, und anschließend versuchten sie es vielleicht mit einigen der in Gütchen Wempers Büchern beschriebenen Tänzen. Nackte Tänze – oder ›nur in den Himmel gekleidet‹, wie sich Gütchen ausdrückte – kamen natürlich nicht in Frage: Magrat gab sich keinen Illusionen in Hinsicht auf ihren Körper hin, und die beiden älteren Hexen schienen nicht einmal bereit zu sein, ihre Röcke bis zu den Waden zu heben, abgesehen vielleicht von Nanny. Nun, so etwas war auch gar nicht notwendig. In den Büchern stand, daß Hexen manchmal in ihren Nachthemden tanzten. Magrat fragte sich nach dem Grund dafür. Blieb ihnen vielleicht keine Zeit fürs Umziehen?
Sie hatte nicht mit zwei häkelnden alten Frauen gerechnet, denen die Bedeutung des Wortes Freundlichkeit unbekannt zu sein schien und die nie zu der richtigen Einstellung gewissen – Dingen gegenüber fanden. Oh, sie waren bereit gewesen, dem Kind zu helfen, auf ihre eigene Art und Weise, aber Magrat gewann den Eindruck, daß sich selbst dahinter egoistische Motive verbargen.
Und wenn sie Magie beschworen, sorgten sie dafür, daß alles so gewöhnlich wirkte wie – wie das Abwaschen zu Hause. Sie trugen keinen okkulten Schmuck. Magrat glaubte fest an die okkulte Bedeutung von okkultem Schmuck.
Alles war völlig verkehrt. Magrat beschloß, nach Hause zurückzukehren.
Sie stand auf, zog das nasse Kleid zurecht, ging durch den dunstigen Wald …
… und hörte die eiligen Schritte. Jemand lief mit ziemlich hoher Geschwindigkeit, ohne sich darum zu kümmern, wer ihn hörte. Zweige knackten, und Magrat vernahm auch ein sonderbares Klimpern. Sie duckte sich hinter einen tropfenden Busch und spähte vorsichtig durch die Blätter.
Kurz darauf erkannte sie Shawn, den jüngsten von Nanny Oggs Söhnen, und das metallische Geräusch stammte von seinem Kettenhemd, das ihm einige Nummern zu groß war. Lancre ist ein armes Königreich, und im Lauf der Jahrhunderte mußten die Kettenhemden der Schloßwächter von einer Generation zur anderen weitergereicht werden, häufig am Ende eines langen Stocks. In seiner gegenwärtigen Aufmachung sah Shawn aus wie ein kugelsicherer Bluthund.
Magrat trat vor ihn.
»Bist du das, Fräulein Magrat?« fragte Shawn und hob den Teil des Kettenhemds, der von der Stirn aus fast bis zum Kinn reichte. »Meine Mama!«
»Was ist mit
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