MacBest
ihr?«
»Er hat sie eingesperrt! Meinte, sie sei gekommen, um ihn zu vergiften! Und ich kann sie nicht im Kerker besuchen – wegen der neuen Wächter! Es heißt, sie sei in Ketten gelegt worden …« Shawn runzelte die Stirn. »Und das bedeutet, bald wird etwas Schreckliches geschehen. Du weißt ja, wie sie ist, wenn sie die Geduld verliert. Dann geht’s drunter und drüber, Fräulein.«
»Was hast du vor?« erkundigte sich Magrat.
»Ich hole unseren Jason und unseren Wane und unseren Darron und unseren …«
»Einen Augenblick!«
»Oh, Fräulein Magrat, stell dir nur einmal vor, er läßt sie foltern. Du weißt ja, was mit ihrer Zunge passiert, wenn sie böse wird …«
»Ich überlege«, verkündete Magrat.
»Er hat seine Leibgarde am Tor postiert und so …«
»Würdest du mal einige Sekunden lang still sein, Shawn?«
»Wenn unser Jason davon hört, wird er dem Herzog eine ordentliche Abreibung verpassen, Fräulein. Er meint, sie sei ohnehin längst überfällig.«
Nanny Oggs Jason war ein junger Mann mit der Statur eines Ochsen und, wie Magrat glaubte, auch dem Verstand einer Ochsenherde. Er hatte ein ziemlich dickes Fell, aber sie bezweifelte, ob er einen Pfeilhagel überleben konnte.
»Sag ihm noch nichts«, erwiderte sie nachdenklich. »Vielleicht gibt es eine andere Möglichkeit …«
»Soll ich Oma Wetterwachs Bescheid geben, Fräulein?« Shawn sprang vom einen Bein aufs andere. »Sie weiß bestimmt, was es jetzt zu unternehmen gilt. Immerhin ist sie eine Hexe.«
Magrat erstarrte. Vorher hatte sie geglaubt, verärgert zu sein, aber jetzt brodelte Wut in ihr. Sie fröstelte in der Kühle, war naß und hungrig, und diese Person – früher, lauschte sie ihren Gedanken, sollte ich bei einer derartigen Gelegenheit in Tränen ausbrechen.
»Oh, äh«, sagte Shawn. »Äh. Ich wollte nicht. Ich meine. Huch. Äh. Oh …« Er wich zurück.
»Wenn du zufälligerweise Oma Wetterwachs begegnest«, erwiderte Magrat langsam und in einem Tonfall, der die Worte in Glas geätzt hätte, »so kannst du ihr mitteilen, daß ich alles in Ordnung bringe. Geh jetzt, bevor ich dich in einen Frosch verwandle. Du siehst ohnehin wie einer aus.«
Sie drehte sich um, raffte den Rock zusammen und stürmte in Richtung ihrer Hütte.
Lord Felmet hatte die Kunst der hämischen Freude bis zur Perfektion entwickelt. Er war ein echtes Naturtalent.
»Haben wir’s auch hübsch gemütlich?« fragte er.
Nanny Ogg dachte darüber nach. »Abgesehen von diesem Gefangenenblock, meinst du?« erwiderte sie.
»Ich bin immun gegen deine niederträchtigen Schmeicheleien«, sagte der Herzog. »Und ich lache über deine teuflische Schläue. Du sollst es ruhig wissen: Man wird dich foltern.«
Diese Bemerkung schien nicht die gewünschte Wirkung zu erzielen. Nanny sah sich mit dem vagen Interesse eines Touristen im Verlies um.
»Und anschließend wirst du verbrannt«, fügte die Herzogin hinzu.
»Gut«, sagte Nanny.
»Gut?«
»Hier drin ist es verdammt kalt. Was ist das große schrankartige Ding mit den Spitzen?«
Lord Felmet zitterte. »Aha!« entfuhr es ihm triumphierend. »Jetzt dämmert’s dir, wie? Werte Dame, es handelt sich um eine eiserne Jungfrau. Modernste Foltertechnik. Du hast allen Grund, dich zu fürchten und …«
»Kann ich den Apparat einmal ausprobieren?«
»Dein Flehen tönt an taube Oh …« Der Herzog unterbrach sich verwirrt. In der einen Wange zuckte es ihm.
Ihre Ladyschaft beugte sich vor, bis sie nur noch wenige Zentimeter von Nannys Nase trennten.
»Genieße deine Sorglosigkeit, solange du Gelegenheit dazu hast«, zischte sie. »Bald wirst du auf der anderen Seite deines Gesichts lachen!«
»Es hat nur diese«, entgegnete Nanny ungerührt.
Die Herzogin betrachtete ein Tablett mit diversen Werkzeugen und lächelte liebevoll. »Das wird sich bald herausstellen«, sagte sie und griff nach einer Zange.
»Und glaub nur nicht, daß dir andere Hexen zu Hilfe eilen.« Lord Felmet schwitzte trotz der Kälte. »Nur wir haben den Schlüssel für dieses Verlies. Ha, ha. Du wirst all den Leuten ein Beispiel sein, die böswillige Lügen über mich verbreiten. Beteure nur nicht deine Unschuld! Dauernd höre ich die Stimmen, wie sie lügen …«
Die Herzogin packte ihn energisch am Arm. »Das genügt«, schnaufte sie. »Komm, Leonal, wir sollten ihr die Möglichkeit geben, eine Zeitlang über ihr Schicksal nachzudenken.«
»Die Gesichter … häßliche Lügen … Ich war nicht dabei, als er fiel … Mein
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