Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

MacBest

Titel: MacBest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
erklärte der Soldat. »Du könntest uns allen viel Mühe ersparen, weißt du. Eigentlich hast du Glück, daß du ausgerechnet uns begegnet bist.«
    Seine tastende Hand unterbrach ihre Wanderung. »Was ist das hier?« fragte der Mann und sah auch weiterhin in Magrats blasses Gesicht. »Ein Messer? Ein Messer? Ich schätze, jetzt wird’s langsam ernst, nicht wahr, Hron?«
    »Du solltest sie fesseln und knebeln«, schlug Hron hastig vor. »Hexen müssen sprechen oder die Hände bewegen, um Magie zu beschwören.«
    »Was ist mit euren Händen? Rührt sie nicht an!«
    Magrat und die beiden Gardisten drehten sich um und sahen den Narren. Er läutete vor Wut.
    »Laßt sie sofort los!« rief er. »Oder ich melde euch!«
    »Ach, du willst uns melden, wie?« knurrte Hron. »Und wer soll dir zuhören, du ohrenschmalzfarbener kleiner Hohlkopf?«
    »Wir haben hier eine Hexe«, sagte der andere Wächter. »Ich schlage vor, du klimperst woanders.« Er wandte sich wieder an Magrat. »Ich mag junge Frauen mit Temperament«, fügte er hinzu, was, wie sich kurz darauf herausstellte, nicht ganz der Wahrheit entsprach.
    Der Narr kam mit einer Tapferkeit näher, die aus dem Humus unheilbaren Zorns wuchs.
    »Ihr sollt sie loslassen!« wiederholte er.
    Hron zog das Schwert und lächelte erwartungsvoll.
    Magrat schlug zu. Es war ein nicht geplanter, instinktiver Hieb, dessen vernunftgebietende Wucht vom Gewicht der Ringe und Armreifen erheblich verstärkt wurde. Die Faust beschrieb einen weiten Bogen, traf den einen Gardisten genau am Kinn und hinterließ dort einige okkulte Symbole. Der Mann drehte sich zweimal um die eigene Achse, bevor er seufzend auf die Steinplatten sank und reglos liegenblieb.
    Hron starrte verblüfft auf den Bewußtlosen hinab, sah Magrat an und hob das Schwert genau in dem Augenblick, als der Narr gegen ihn prallte. Die beiden Gestalten gingen zu Boden und rangen miteinander. Wie die meisten kleinen Männer setzte der Narr in erster Linie auf das Überraschungsmoment eines tollkühnen Angriffs, um sich einen Vorteil zu sichern, aber er wußte nicht, zu welcher Taktik er anschließend greifen sollte. Wahrscheinlich wäre er in ziemliche Schwierigkeiten geraten, wenn Hron nicht plötzlich ein Brotmesser am Hals gespürt hätte.
    »Laß ihn los!« verlangte Magrat und wischte sich eine widerspenstige Haarsträhne aus den Augen.
    Der Gardist versteifte sich. »Du überlegst vermutlich, ob ich wirklich fähig bin, dir die Kehle durchzuschneiden«, keuchte Magrat. »Ich weiß es nicht. Wir könnten eine Menge Spaß haben, wenn wir es gemeinsam herausfinden.«
    Sie streckte die andere Hand aus, packte den Narren am Kragen und zog ihn auf die Beine.
    »Woher kam der Schrei?« fragte sie, ohne den Blick vom Wächter abzuwenden.
    »Von dort drüben. Sie haben die Hexe in der Folterkammer eingesperrt, und die Sache gefällt mir nicht, sie geht zu weit, und ich konnte nicht hinein, und deshalb bin ich losgelaufen, um Hilfe zu holen …«
    »Nun, du hast mich gefunden«, erklärte Magrat.
    »Du bleibst hier«, sagte sie zu Hron. »Von mir aus kannst du auch weglaufen. Aber du wirst uns nicht folgen.«
    Der Soldat nickte und blickte ihnen nach, als sie durch den Flur eilten.
    »Die Tür ist verschlossen«, brachte der Narr kurzatmig hervor.
    »Drinnen erklingen alle möglichen Geräusche, aber die Tür ist verschlossen.«
    »Typisch für ein Verlies, nicht wahr?«
    »Normale Verliestüren werden nicht von innen verriegelt!«
    Sie ließ sich tatsächlich nicht bewegen. Auf der anderen Seite herrschte Stille – eine geschäftige, dichte Stille, die durch Ritzen und Fugen in den Flur kroch. Eine Stille, die schlimmer ist als der entsetzlichste Schrei.
    Der Narr sprang von einem Fuß auf den anderen, als Magrat die rauhe Oberfläche der dicken Holztür betastete.
    »Bist du wirklich eine Hexe?« fragte er. »Ich habe gehört, daß du eine Hexe bist, stimmt das? Du siehst gar nicht wie eine Hexe aus, sondern … wie … äh …« Er errötete. »Ich meine, du bist keine alte, äh, Vettel, eher wunderschön …« Die letzten Worte wurden immer leiser, und schließlich schwieg er.
    Ich habe die Situation völlig unter Kontrolle, dachte Magrat. Eigentlich hätte ich das nicht für möglich gehalten, aber ich denke kristallklar.
    Und auf eine kristallklare Weise begriff sie: Die beiden zusammengerollten Kniestrümpfe waren ihr unterm Kleid bis zur Taille gerutscht; ihr Kopf fühlte sich an, als hätten einige schmutzige Vögel darauf

Weitere Kostenlose Bücher