MacBest
das Land verläßt. Was hältst du davon, abzudanken?«
»Und wer soll meinen Platz einnehmen?« fragte die Herzogin eisig. »Eine Hexe?«
»Kommt nicht in Frage«, zischte Lord Felmet.
»Wie bitte?«
Der Herzog stand auf, klopfte sich den Staub von der Kleidung und sah Oma Wetterwachs an. Die Kälte im Zentrum seiner Augen war jetzt größer.
»Ich danke nicht ab«, betonte er. »Glaubst du etwa, einige magische Tricks genügen, um mich zu erschrecken? Ich habe den Thron erobert, und jetzt gehört er mir. Daran kannst du nichts ändern. So einfach ist das, Hexe.«
Lord Felmet kam näher.
Oma Wetterwachs musterte ihn. Einem solchen Mann begegnete sie nun zum erstenmal. Er war zweifellos verrückt, aber im Herzen des Wahnsinns ruhte schrecklich kalte Vernunft – ein Kern aus purem interstellaren Eis mitten in heißem Feuer. Oma hatte ihn unter der harten Schale für schwach gehalten, aber das stimmte nicht ganz. Irgendwo tief in seinem Bewußtsein, jenseits des Ereignishorizonts der Vernunft, führte der enorme Druck des Irrsinns dazu, daß der Wahn des Herzogs noch härter wurde als Diamant.
»Wenn du mich mit Magie besiegst, so muß Magie herrschen«, fuhr Lord Felmet fort. »Dazu bist du nicht imstande. Jeder König, der durch dich an die Macht kommt, wäre unter deinem Einfluß. Er stünde im Bann einer Hexe. Wo Magie herrscht, zerstört sie. Auch dich würde sie vernichten, und das weißt du. Ha, ha.«
Oma Wetterwachs ballte die Fäuste und trat auf den Herzog zu.
»Du könntest mich besiegen«, sagte Lord Felmet. »Und vielleicht fändest du sogar jemanden, um mich zu ersetzen. Aber nur ein wahrer Narr wäre bereit, unter solchen Umständen meine Nachfolge anzutreten, denn er wüßte, daß er die ganze Zeit über deinem bösen Blick ausgesetzt ist. Und wenn er dir mißfällt … Dann ist sein Leben sofort verwirkt. Auch wenn du es noch so sehr abstreitest: Er weiß, daß er nur mit deiner Erlaubnis regiert. Und dadurch kann er nicht zu einem echten König werden. Habe ich recht?«
Oma Wetterwachs wandte den Blick ab. Die beiden anderen Hexen wahrten einen sicheren Abstand, bereit dazu, sich sofort zu ducken.
»Ich sagte: Habe ich recht?«
»Ja«, bestätigte Oma. »Es stimmt …«
»Ja.«
»… aber es gibt jemand anders, der dich besiegen könnte«, fügte Oma Wetterwachs langsam hinzu.
»Der Junge? Soll er nur kommen, wenn er erwachsen ist. Ein junger Mann, mit einem Schwert bewaffnet, auf der Suche nach seinem Schicksal.« Der Herzog lachte spöttisch. »Sehr romantisch. Aber ich habe viele Jahre Zeit, um mich vorzubereiten. Er hat keine Chance.«
Neben ihm raste König Verences Faust durch die Luft und durchdrang das Ziel.
Lord Felmet beugte sich vor, bis seine Nase fast Oma Wetterwachs’ Gesicht berührte.
»Kehrt zu euren Hexenkesseln zurück, seltsame Schwestern!« sagte er leise.
Wie eine große zornige Fledermaus rauschte Oma Wetterwachs durch die Flure des Schlosses, und das höhnische Gelächter des Herzogs hallte hinter ihrer Stirn wider.
»Du könntest dafür sorgen, daß er Furunkeln bekommt«, sagte Nanny Ogg. »Oder Hämorrhoiden. Das ist erlaubt. Sie würden ihn nicht am Regieren hindern, aber er müßte dabei stehen. Und wir hätten was zu lachen.«
Oma Wetterwachs gab keine Antwort. Wenn Zorn Hitze entfaltet hätte, wäre ihr Hut in Flammen aufgegangen.
»Andererseits …« Nanny mußte laufen, um mit Oma Schritt zu halten. »Vielleicht würde er dadurch noch schlimmer. Mit Zahnschmerzen verhält es sich ähnlich.« Sie warf einen kurzen Blick in Omas verzerrtes Gesicht.
»Sei unbesorgt«, sagte sie. »Der Herzog und die Herzogin kamen gar nicht dazu, mich zu foltern. Aber trotzdem besten Dank.«
»Ich mache mir keine Sorgen um dich, Gytha Ogg«, erwiderte Oma scharf. »Ich bin hier, weil Magrat besorgt war. Du kennst ja meinen Standpunkt: Wenn eine Hexe nicht allein zurechtkommt, hat sie kein Recht, sich Hexe zu nennen.«
»Das mit der Tür war nicht schlecht. Magrat verdient ein Lob.«
Oma Wetterwachs unterbrach ihre Wut lange genug, um kurz zu nicken.
»Sie erzielt gewisse Fortschritte«, räumte sie ein. Argwöhnisch drehte sie den Kopf von einer Seite zur anderen, blickte durch den Flur und beugte sich dann zu Nanny.
»Ich wollte ihm nicht die Genugtuung geben, es laut auszusprechen«, flüsterte sie, »aber er hat uns geschlagen.«
»Nun, ich weiß nicht«, entgegnete Nanny. »Unser Jason und einige kräftige Burschen könnten …«
»Du hast seine
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