MacBest
Diebstahl der Krone …«
Leises Klappern veranlaßte Lord und Lady Felmet, auf den Boden zu blicken. Ein blutbefleckter Dolch war von der Werkbank gefallen – als habe jemand danach gegriffen und ihn dann kraftlos fallen gelassen. Nanny hörte, wie der Geist des Königs fluchte und nach Luft schnappte, die er gar nicht mehr atmen konnte.
»… und die Verbreitung von Lügen«, beendete die Herzogin ihren anklagenden Vortrag.
»… Salz in meinem Essen …«, fügte der Herzog nervös hinzu und starrte auf die Verbände an seiner Hand. Er hatte das Gefühl, daß sich außer ihnen noch jemand anders im Verlies befand.
»Wenn du ein Geständnis ablegst, wirst du nur auf dem Scheiterhaufen verbrannt«, versprach Ihre Ladyschaft. »Und bitte verzichte jetzt auf humorvolle Bemerkungen.«
»Welche Lügen?«
Lord Felmet schloß die Augen, aber einige unheilvolle Visionen klebten an den Rückseiten der Lider fest. »In Hinsicht auf König Verence, der durch einen Unfall starb«, flüsterte er heiser. Irgendwo in seiner Nähe raunte etwas.
Nanny neigte den Kopf zur Seite, als lausche sie einer Stimme, die nur sie allein hörte. Allerdings … Der Herzog glaubte, ebenfalls etwas zu hören, wenn auch keine Stimme. Es klang eher wie das Seufzen des Windes.
»Oh, ich kenne überhaupt keine Lügen«, entgegnete Nanny. »Ich weiß nur, daß du den König erstochen hast. Er bekam den Dolch von dir. Es geschah am oberen Ende der Treppe.« Sie zögerte kurz, horchte erneut, nickte und fuhr fort: »Neben der Rüstung mit dem Speer. Und du hast gesagt: ›Wenn es schon notwendig ist, sollte ich es so schnell wie möglich hinter mich bringen.‹ Oder etwas in der Art. Und dann hast du dir den Dolch des Königs geschnappt, das Messer, das nun dort auf dem Boden liegt. Du hast es hinter Verences Gürtel hervorgezogen und …«
»Du lügst!« schrie Lord Felmet. »Es gab keine Zeugen. Wir … Zeugen hätten überhaupt nichts beobachten können. Ich hörte jemanden im Dunkeln, aber es war niemand da! Es kann niemand dagewesen sein und etwas beobachtet haben!«
Lady Felmet bedachte ihren Mann mit einem finsteren Blick.
»Sei endlich still, Leonal!« zischte sie. »Ich glaube, hier im Verlies brauchen wir kein Blatt vor den Mund zu nehmen.«
»Wer hat ihr davon erzählt? Du?«
»Und beruhige dich! Niemand hat ihr etwas verraten. Sie ist eine Hexe, um Himmels willen. Hexen finden solche Dinge heraus. Mit dem zweiten Blick oder so.«
»Gesicht«, sagte Nanny.
»Das du bald nicht mehr hast, gute Frau«, drohte die Herzogin mit grimmiger Stimme. »Es sei denn, du sagst uns, wer sonst noch Bescheid weiß. Außerdem verlange ich, daß du uns bei einigen anderen Angelegenheiten hilfst. Und du wirst uns helfen, glaub mir. Mit der Folter gelingt es mir bestimmt, dich zu überzeugen. Ich bin darin sehr geschickt.«
Nanny ließ den Blick durchs Verlies schweifen. Inzwischen herrschte bereits ein ziemliches Gedränge. In König Verence kochte so viel zornige Vitalität, daß er fast auch für Normalsterbliche sichtbar wurde, und er versuchte verzweifelt, die Hand um ein Messer zu schließen, ohne daß die Finger das Heft durchdrangen. Hinter ihm wogten und wallten andere Phantome, nicht direkt Geister, sondern vielmehr Erinnerungen, von gräßlichen Schmerzen und heißem Entsetzen in die Substanz der Mauern gestanzt.
»Mein eigener Dolch!« stieß Verence lautlos hervor. »Der verdammte Mistkerl hat mich mit meinem eigenen Dolch umgebracht!« Er hob transparente Arme und beschwor die Unterwelt, diese größte aller Demütigungen zur Kenntnis zu nehmen. »Gib mir Kraft …«
»Ja«, sagte Nanny. »Es ist einen Versuch wert.«
»Und jetzt beginnen wir«, proklamierte die Herzogin.
»Was?« entfuhr es dem Wächter.
»Ich SAGTE: Ich bin gekommen, um diese leckeren Äpfel zu verkaufen«, wiederholte Magrat. »Hast du was mit den Ohren?«
»Ist heute Markttag?« Der Soldat war äußerst nervös, seit man seinen Kameraden ins Lazarett gebracht hatte. Ich habe diesen Beruf nicht gewählt, um mich mit solchen Problemen auseinandersetzen zu müssen, dachte er.
Dann fiel ihm etwas ein.
»Du bist doch keine Hexe, oder?« fragte er und betastete unruhig seine Lanze.
»Natürlich nicht. Sehe ich wie eine aus?«
Der Wächter betrachtete magische Ketten, okkulte Armreifen, einen mit roter Seide bestickten Mantel, zitternde Hände, hob dann langsam den Blick … Das Gesicht wirkte besonders besorgniserregend. Magrat hatte jede Menge Puder
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