MacBest
oder?«
»Eine allgemein bekannte Tatsache«, bestätigte Nanny. »Aber wenn du dich länger mit der Hexerei beschäftigst, lernst du irgendwann folgendes: Die schwierigste Magie ist jene, die man nicht beschwört.«
Magrat dachte eine Zeitlang über diese Bemerkung nach. Sie klang nach einem wichtigen Grundsatz. »Das ist nicht zufällig eine Art von Zen, oder?« fragte sie.
»Keine Ahnung. Bin nie einem begegnet.«
»Als wir im Verlies waren, meinte Oma, sie hätte es mit Steinen versucht. Es hörte sich nach recht schwieriger Magie an.«
»Nun, Gütchen Wemper hat sich nie sehr intensiv mit Steinen beschäftigt«, erläuterte Nanny. »Eigentlich ist es gar nicht so schwer. Man muß nur ihrem Gedächtnis auf die Sprünge helfen. Wenn sie sich an die alten Tage erinnern, als sie heiß und flüssig waren …«
Sie zögerte, griff in die Tasche, fühlte den Schloßstein und entspannte sich.
»Ich dachte schon, ich hätte ihn vergessen«, sagte Nanny und holte den Gegenstand hervor. »Du kannst dich jetzt zeigen.«
Im hellen Tageslicht fiel es nicht leicht, den Geist zu erkennen. König Verence präsentierte sich als vages Schimmern neben einem Baum und blinzelte – er war nicht mehr an den Sonnenschein gewöhnt.
Nanny wandte sich an die zweite ältere Hexe. »Es gibt hier etwas, das du dir ansehen solltest, Esme.«
Oma Wetterwachs drehte sich langsam um und kniff die Augen zusammen.
»Wir sind uns im Verlies begegnet, nicht wahr?« fragte sie. »Wer bist du?«
»Verence, König von Lancre«, erwiderte der Geist und verbeugte sich. »Habe ich die Ehre, mit Oma Wetterwachs zu sprechen, der Doyenne aller Hexen?«
Es wurde bereits darauf hingewiesen: Verence stammte zwar aus einem alten Königsgeschlecht, aber das bedeutete nicht notwendigerweise, daß es ihm an einer gewissen elementaren Intelligenz mangelte, und ein Jahr ohne die Ablenkungen des Fleischlichen hatte bei ihm Wunder gewirkt. Normalerweise blieb Oma Wetterwachs ganz und gar unbeeindruckt, wenn jemand versuchte, ihr Honig um den Mund zu schmieren, doch Verence verwendete nun die jährliche Produktion aller Imker eines Königreichs. Hinzu kam die galante Verneigung.
In Oma Wetterwachs’ Wange zuckte es kurz, und sie deutete eine steife Verbeugung an – hauptsächlich deswegen, weil sie nichts mit dem Wort ›Doyenne‹ anfangen konnte.
»Du hast sie«, räumte sie ein.
»Von mir aus kannst du dich jetzt wieder aufrichten«, fügte sie würdevoll hinzu.
König Verence kniete fünf Zentimeter über dem Boden.
»Ich erflehe deine Hilfe«, sagte er drängend.
»Wie hast du überhaupt das Schloß verlassen?« fragte Oma.
»Ich verdanke es der geschätzten Nanny Ogg«, antwortete der König. »Wenn ich an die Steine des Schlosses Lancre gebunden bin, so überlegte ich, müßte es mir eigentlich möglich sein, sie zu begleiten, wenn man sie fortbringt. Leider mußte ich zu einem kleinen Trick greifen, um alles zu arrangieren. Derzeit spuke ich in Nannys Schürze.«
»Da bist du vermutlich nicht der erste«, erwiderte Oma aus einem Reflex heraus.
»Esme!«
»Oma Wetterwachs, ich bitte dich nun, den Thron meinem Sohn zu geben.«
»Ich soll ihm den Thron geben?«
»Du weißt, was ich meine. Geht es ihm gut?«
Oma nickte. »Als wir ihn das letzte Mal beobachtet haben, aß er einen Apfel.«
»Das Schicksal bestimmt ihn dazu, König von Lancre zu sein!«
»Ja, nun«, entgegnete Oma Wetterwachs, »mit dem Schicksal ist das so eine Sache.«
»Du bist nicht bereit, mir zu helfen?«
Oma verzog das Gesicht. »Es wäre Einmischung«, sagte sie. »Und wenn man sich in Politik einmischt, geht immer alles schief. Zum Beispiel: Wenn man damit anfängt, kann man nicht wieder aufhören. Eine fundamentale Regel der Magie, jawohl. Und mit fundamentalen Regeln der Magie sollte man nicht herumpfuschen.«
»Du willst nicht helfen?« wiederholte der König.
»Nun, äh, eines Tages, wenn dein Sohn älter ist …«
»Wo befindet er sich jetzt?« fragte Verence kühl.
Die Hexen vermieden es, sich anzusehen.
»Äh, wir haben ihn außer Landes gebracht, in Sicherheit, äh«, antwortete Oma nervös.
»Er lebt jetzt bei einer sehr guten Familie«, warf Nanny Ogg hastig ein.
»Bei wem?« erkundigte sich der König. »Doch hoffentlich nicht bei gewöhnlichen Leuten, oder?«
»Nein«, erwiderte Oma überzeugt und stellte sich dabei Vitoller vor. »Sie sind nicht gewöhnlich. Eher recht ungewöhnlich. Äh.«
Sie richtete einen verzweifelten Blick auf
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