MacBest
endlich die Klappe, du blöde alte Schlampe!« schnappte Oma Wetterwachs. »Und reiß dich zusammen!«
»Gut, ausgezeichnet«, lobte der Herzog. Er hob ebenfalls die Hände – oder zumindest eine Hand (die andere schmerzte noch immer). Er hatte es erneut mit der Raspel versucht, ohne Erfolg.
»Bürger von Lancre!« rief er. »Fürchtet euch nicht! Ich bin euer Freund. Ich beschütze euch vor den Hexen! Sie haben sich bereit erklärt, euch in Ruhe zu lassen!«
Oma Wetterwachs starrte ihn an, als er sprach. Zweifellos ein Manisch-Depressiver, diagnostizierte sie. Und verrückt obendrein. Völlig Dingsbums, unberechenbar. Tötet jemanden in der einen Minute und fragt ihn in der nächsten, wie’s ihm geht.
Nach einer Weile spürte sie den erwartungsvollen Blick des Herzogs auf sich ruhen.
»Was ist?«
»Ich sagte: Nun bitte ich die geschätzte Oma Wetterwachs, einige Worte an euch zu richten, haha«, erwiderte Lord Felmet.
»Das hast du wirklich gesagt, wie?«
»Ja!«
»Du bist entschieden zu weit gegangen«, stellte Oma fest.
»Das bin ich, nicht wahr?« Der Herzog kicherte.
Die alte Hexe wandte sich der schweigenden Menge zu.
»Geht nach Hause!« rief sie.
Das Schweigen dauerte an.
»Mehr nicht?« fragte Lord Felmet.
»Nein.«
»Was ist mit dem Eid ewiger Treue?«
»Was soll damit sein? Gytha, würdest du endlich damit aufhören, den Leuten zuzuwinken?«
»Entschuldige.«
»Und jetzt gehen wir auch«, fügte Oma Wetterwachs hinzu.
»Aber wir kommen doch so gut miteinander zurecht«, meinte der Herzog.
»Komm, Gytha«, sagte Oma kühl. »Wo steckt Magrat?«
Magrat hob verlegen den Kopf. Sie hatte ein höchst interessantes Gespräch mit dem Narren geführt: Es handelte sich um jene Art von Konversation, bei der man den größten Teil der Zeit damit verbringt, auf den Boden zu starren und an den Fingernägeln zu knabbern. Neunzig Prozent von wahrer Liebe bestehen aus umfassender Verlegenheit, die einem die Ohren glühen läßt.
»Wir brechen auf«, verkündete Oma.
»Freitagnachmittag, denk dran!« flüsterte der Narr.
»Nun, wenn ich Zeit finde«, erwiderte Magrat.
Nanny Ogg grinste anzüglich.
Oma Wetterwachs marschierte die Treppe hinunter und durch die Menge: Magrat und Nanny mußten laufen, um mit ihr Schritt zu halten. Einige lächelnde Wächter begegneten Omas Blick und bedauerten das sofort, doch hier und dort erklang leises Kichern. Oma passierte das Tor, eilte über die Zugbrücke und durch den Ort. Wenn sie schnell ging, fiel es selbst einem Sprinter schwer, nicht den Anschluß zu verlieren.
Hinter den Hexen erreichte Lord Felmet die letzte irrsinnige Höhe in der Achterbahn seines Wahnsinns und raste ins Tal der Verzweiflung. Er lachte laut.
»Ha, ha!«
Oma Wetterwachs blieb erst am Waldrand jenseits des Ortes stehen. Dort verließ sie den Pfad, hockte sich auf einen umgestürzten Baumstamm und schlug die Hände vors Gesicht.
Ihre beiden Kolleginnen traten vorsichtig näher. Magrat klopfte ihr auf den Rücken.
»Verzweifle nicht«, sagte sie. »Du hast dich genau richtig verhalten.«
»Ich verzweifle nicht«, entgegnete Oma. »Ich denke nach. Laßt mich in Ruhe!«
Nanny Ogg wölbte die Brauen und warf Magrat einen warnenden Blick zu. Sie wichen in eine sichere Distanz zurück – obgleich das nächste Universum nicht weit genug entfernt gewesen wäre, wenn man Oma Wetterwachs’ gegenwärtige Stimmung als Maßstab nahm – und setzten sich auf einen moosbewachsenen Stein.
»Ist alles in Ordnung mit dir?« erkundigte sich Magrat. »Mußtest du sehr leiden?«
»Niemand hat mich angerührt«, erwiderte Nanny und schniefte. »Der Herzog und die Herzogin sind nicht besonders königlich«, fuhr sie fort. »Der alte König Grünewald zum Beispiel … Er hätte keine Zeit damit verloren, irgendwelche Dinge zu zeigen und zu drohen. Bei ihm wären einem sofort die Fingernägel ausgerissen worden. O ja, er wußte, worauf es bei einer richtigen Folter ankommt. Und er lachte nicht wie ein Irrer. Ein wahrer König. Sehr freundlich und zuvorkommend.«
»Lord Felmet wollte dich auf dem Scheiterhaufen verbrennen.«
»Oh, das hätte ich nicht zugelassen«, antwortete Nanny ruhig. Und dann: »Offenbar hast du einen Anhänger gefunden.«
»Wie bitte?« fragte Magrat.
»Der junge Bursche mit den Glocken«, erklärte Nanny. »Und mit dem Gesicht eines Spaniels, den man gerade getreten hat.«
»Ach, ihn meinst du.« Die junge Hexe errötete unter ihrem Make-up. »Weißt du, er folgt mir
Weitere Kostenlose Bücher