Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

MacBest

Titel: MacBest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
verändert sich nicht: Er ist noch immer ein trauriger, kleiner, dünner Mann in einem närrischen Narrengewand. Und er hat praktisch einen Buckel.
    Und dann erfolgte eine überraschende Verwandlung, so wie bei Wolken, die für das Auge des Betrachters plötzlich die Form von Schiffen oder Walen gewinnen. In Magrats Vorstellung wuchs der Narr plötzlich, und sie erkannte: Er war mindestens durchschnittlich groß, machte sich jedoch klein, indem er die Schultern hängen ließ und mit krummen Beinen ging, wodurch er den Eindruck erweckte, auf der Stelle zu hüpfen.
    Ich frage mich, was Gytha sonst noch aufgefallen ist, dachte die junge Hexe verwundert.
    Der Narr rieb sich den Arm und lächelte schief. »Hast du irgendeine Ahnung, wo wir hier sind?«
    »Hexen verirren sich nie«, sagte Magrat fest. »Manchmal vergessen sie nur, wo sie abstürzen. Lancre ist dort, glaube ich. Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest … Ich erklettere einen Hügel.«
    »Um herauszufinden, wo du bist?«
    »Um herauszufinden, wann ich bin. Heute nacht entfaltet sich jede Menge Magie.«
    »Tatsächlich? Dann begleite ich dich«, entgegnete der Narr ritterlich, nachdem er einige Sekunden lang in die von Bäumen heimgesuchte Finsternis gestarrt hatte, die sich zwischen ihm und den kalten Riesen im Schloß erstreckte. »Ich möchte nicht, daß dir etwas zustößt.«
     
    Oma Wetterwachs beugte sich noch tiefer über den Besen, als er durch die einsamen, leeren Schluchten der Berge raste. Sie neigte sich von einer Seite zur anderen, in der Hoffnung, dadurch die Steuerung beeinflussen zu können, die sonderbarerweise immer schwieriger wurde. Der hinter ihr rieselnde Schnee stob im Sog hin und her, tanzte und zitterte. Hohe Wellen aus verkrustetem Weiß, die sich im Verlauf des Winters im Bereich der Gletscher aufgetürmt hatten, erbebten und rollten übers Eis. Das dumpfe Donnern von Lawinen untermalte Omas Flug.
    Sie sah nach unten auf das Land aus plötzlichem Tod und schroffer Schönheit, und sie wußte dabei, daß es ihren Blick erwiderte, so wie ein dösender Mensch, der eine Mücke beobachtet. Oma fragte sich, ob es wußte, was sie beabsichtigte. Sie überlegte, ob es sie deshalb weicher fallen ließ – und tadelte sich in Gedanken für diese Schwäche. Nein, mit dem Land stand es ganz anders. Es ließ nicht mit sich handeln. Es nahm hart, und es gab hart. Ein Hund beißt besonders tief in die Hand des Tierarztes.
    Und dann hatte es Oma Wetterwachs geschafft. So tief sauste sie über den letzten Gipfel hinweg, daß sich ein Stiefel mit Schnee füllte. Sie raste nun zum Tiefland.
    Der Nebel verbarg sich immer irgendwo im Gebirge. Er kehrte jetzt zurück, und diesmal meinte er es besonders ernst, wurde zu einem dichten silbergrauen Meer. Oma stöhnte leise.
    Irgendwo in der Mitte davon schwebte Nanny Ogg und trank ab und zu aus einer kleinen Flasche, die ein Schutzmittel gegen Kälte enthielt.
    Eis bildete sich an Oma Wetterwachs’ Stiefel, und Nässe glänzte an ihrem Hut und im Haar, als sie eine ferne, dumpf klingende Stimme hörte, die dem Himmel begeistert verkündete, der Igel sei in jedem Fall besser dran als alle anderen Tiere. Sie drehte den Besen und jagte durch die trägen Wogen von Wolken, wie ein Falke, der etwas Kleines und Flauschiges im Gras gesehen hat, wie ein umherziehender interstellarer Grippe-Bazillus, der einen hübschen blauen Planeten entdeckt.
    »Komm!« rief Oma, trunken von der Geschwindigkeit und dem Hochgefühl des Fliegens. Das in einer Höhe von etwa hundertfünfzig Metern erklingende Geräusch verschreckte einen Wolf und lenkte ihn von seinem späten Abendessen ab. »Verlier keine Zeit, Gytha!«
    Nanny Ogg griff mit erheblichem Widerwillen nach ihrer Hand, und die beiden Besen stiegen wieder auf, flogen zum sternenbesetzten Firmament empor.
    Die Scheibenwelt erweckte wie immer den Eindruck, daß der Schöpfer sie geplant hat, um von oben betrachtet zu werden. Weiße und silberne Wolkenbänder reichten bis zum Rand, und die drehende Welt verlieh ihnen die Gestalt langgestreckter Wirbel. Hinter den beschleunigenden Besen zerfaserte ein Teil des Nebeldaches und wurde nach oben gerissen; die beobachtenden Götter – und sie beobachteten ganz bestimmt – sahen den schrecklichen Flug als eine Furche am Himmel.
    Eisige Luft umwehte die beiden Hexen, als sie eine Höhe von dreihundert Metern erreichten und sich einmal mehr zankten.
    »Es war eine verdammt dumme Idee«, klagte Nanny. »Ich habe es nie ausstehen

Weitere Kostenlose Bücher