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MacBest

Titel: MacBest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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und das sollte eigentlich nicht der Fall sein, glaubte er.
     
    Magrat hockte auf ihrem Besen, der fast hundert Meter über der drehwärtigen Grenze von Lancre schwebte. Sie sah auf das Meer aus Nebel hinab: Hier und dort ragte ein Baumwipfel daraus hervor, wie ein algenbewachsener Felsen bei Flut. Ein wie aufgebläht wirkender Mond leuchtete über ihr. Wahrscheinlich ist er wieder konvex, dachte Magrat und fragte sich, was dieses Wort bedeutete. Selbst eine schmale Sichel wäre besser und angemessener gewesen, fand sie.
    Die junge Hexe schauderte und überlegte, wo Oma Wetterwachs jetzt sein mochte.
    Ihr Besen war überall am Himmel von Lancre bekannt und gefürchtet. Oma hatte das Fliegen erst spät gelernt, und nach anfänglichem Mißtrauen reagierte sie darauf mit dem gleichen Enthusiasmus, den Schmeißfliegen einem leckeren Fischkopf entgegenbringen. Es gab jedoch ein Problem: Oma Wetterwachs sah in jedem Flug eine gerade Linie von A nach B und konnte sich einfach nicht an die Vorstellung gewöhnen, daß andere fliegende Dinge ebenfalls gewisse Rechte hatten. Dieser Umstand veranlaßte den Vogelzug eines ganzen Kontinents dazu, eine Generation zu entwickeln, die auf dem Rücken flog, so daß sie aufmerksam den Himmel beobachten konnte.
    Omas feste Überzeugung, daß ihr alles ausweichen sollte, galt auch anderen Hexen, sehr hohen Bäumen und gelegentlichen Bergen.
    Darüber hinaus war es ihr gelungen, den unter dem Gebirge lebenden Zwergen einen solchen Schrecken einzujagen, daß sie ihren Besen mit einem leistungsstärkeren magischen Motor ausstatteten. So mancher nichtsahnende Vogel hatte mitten in der Luft ein Ei gelegt, als er plötzlich Oma Wetterwachs sah, die mit finsterer Miene geradewegs auf ihn zuraste.
    Bei den Göttern! fuhr es Magrat durch den Sinn. Ich hoffe, sie ist niemandem zugestoßen.
    Eine mitternächtliche Brise drehte sie langsam, wie einen Wetterhahn ohne Halterung. Sie zitterte und spähte zum mondscheinerhellten Massiv, den hohen Spitzhornbergen, deren frostumhüllte Felsen und eisgrünen Schluchten weder Könige noch Kartographen achten. Nur auf der randwärtigen Seite öffnete sich Lancre dem Rest der Welt; die übrigen Grenzen waren so zerklüftet wie das Maul eines Wolfs und weitaus unpassierbarer. Von hier aus konnte man das ganze Königreich überblicken …
    Am Himmel über Magrat fauchte es. Ein Windstoß erfaßte sie, drehte sie herum, und dann vernahm sie einen vom Dopplereffekt verzerrten Ruf: »Träum nicht, Mädchen!«
    Sie preßte ihre Knie an die Borsten und lenkte den Besen nach oben.
    Es dauerte einige Minuten, um zu Oma Wetterwachs aufzuschließen, die sich an den Besenstiel drückte, um den Luftwiderstand zu reduzieren. Dunkle Baumwipfel rasten unter ihnen hinweg, als Magrat längsseits ging. Oma drehte den Kopf und hielt sich mit der einen Hand den Hut fest.
    »Wird auch Zeit!« zischte sie. »Ich schätze, dieses Ding hat nur noch Magie für einige Flugminuten. Komm, beeil dich.«
    Sie streckte den Arm aus. Magrat folgte ihrem Beispiel. Die beiden Besen bebten und schwankten in den Turbulenzen; zwei Fingerspitzen zielten unsicher aufeinander, berührten sich …
    Magrats Arm prickelte, als Kraft hindurchfloß. 15 Omas Besen beschleunigte jäh.
    »Laß mir etwas übrig!« rief Magrat. »Ich möchte nach unten zurück.«
    »Das sollte nicht schwer sein!« kreischte Oma Wetterwachs, um das Rauschen der Luft zu übertönen.
    »Ich will nicht abstürzen, sondern sicher landen!«
    »Du bist doch eine Hexe, oder? Übrigens: Hast du den Kakao mitgebracht? Ich erfriere hier fast!«
    Magrat nickte verzweifelt und griff mit der freien Hand nach einem Beutel.
    Oma nahm ihn entgegen. »In Ordnung. Gut. Wir sehen uns an der Lancre-Brücke.«
    Sie streckte die Finger.
    Magrat trieb im böigen Wind ab und klammerte sich an einem Besen fest, der – wie sie fürchtete – jetzt den gleichen Auftrieb hatte wie ein Stück Feuerholz. Er war zweifellos nicht in der Lage, eine erwachsene Frau vor den zerrenden Klauen der Gravitation zu schützen.
    Als sich ihre Flugbahn allmählich nach unten neigte, dachte Magrat daran, daß in Oma Wetterwachs’ Angewohnheit, nicht an die Probleme anderer Leute zu denken, vermutlich etwas Schmeichelhaftes zum Ausdruck kam. Ihre Einstellung ließ den Schluß zu, daß sie andere Leute für fähig hielt, ihre Probleme selbst zu lösen.
    Gegen einen kleinen Veränderungszauber gab es sicher nichts einzuwenden.
    Magrat konzentrierte sich.
    Nun, es schien zu

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