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MacBest

Titel: MacBest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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das wahre Leben beschaffen ist.«
    »Hwel muß erst noch das Stück schreiben«, gab Vitoller zu bedenken.
    Der Zwerg schwieg und blickte ins Leere. Nach einer Weile tastete eine Hand ins Wams und holte ein Bündel hervor, verschwand dann irgendwo im Bereich des Gürtels, um kurz darauf mit einem zugestöpselten Tintenfaß und mehreren Federkielen zum Vorschein zu kommen.
    Vater und Sohn beobachteten stumm, wie Hwel tranceartig das Papier glättete, den kleinen Korken aus dem Tintenfaß zog, einen Federkiel hineintauchte und ihn hielt wie ein Falke, der auf das nächste Opfer wartet. Dann beugte er sich vor und begann zu schreiben.
    Vitoller nickte Tomjon zu.
    Auf leisen Sohlen verließen sie das Zimmer.
     
    Am späten Nachmittag brachten sie eine Mahlzeit und ein weiteres Bündel Papier nach oben.
    Am frühen Abend stand der gefüllte Teller noch immer auf dem Tablett. Das Papier fehlte.
    Einige Stunden später berichtete ein Schauspieler, der an Hwels Tür vorbeigangen war, er habe ein lautes »So klappt es nicht! Noch einmal von vorn!« vernommen zu haben. Diesem Ausruf folgte das typische Geräusch eines Gegenstands, der quer durch den Raum geworfen wurde.
    Gegen acht hörte Vitoller, wie der Zwerg mehr Kerzen und neue Federkiele verlangte.
    Tomjon ging früh zu Bett, fand jedoch keine Ruhe: Die hektische Kreativität im Nebenzimmer hielt den Schlaf von ihm fern. Hwel brummte von Balkonen und fragte sich im Selbstgespräch, ob die Welt wirklich Wellenmaschinen brauchte. Dann herrschte wieder Stille, untermalt vom fleißigen Kratzen der Federkiele.
    Irgendwann träumte Tomjon.
    »So. Haben wir jetzt alles?«
    »Ja, Oma.«
    »Entzünde das Feuer, Magrat.«
    »Ja, Oma.«
    »Gut. Mal sehen, wie …«
    »Ich hab’ alles aufgeschrieben, Oma.«
    »Ich kann lesen, Mädchen, vielen herzlichen Dank. Hm, was ist das denn? ›Um den Kessel schlingt den Reihn: Eingeweid’ voll Gift hinein.‹ Was soll das bedeuten?«
    »Unser Jason hat gestern ein Schwein geschlachtet, Esme.«
    »Für mich sieht’s aus wie einwandfreies Gekröse, Gytha. Dort drin schwimmen jetzt mindestens zwei gute Mahlzeiten, wenn du mich fragst.«
    »Bitte, Oma.«
    »Ich meine nur: In Klatsch gibt’s viele Verhungernde, die darüber bestimmt nicht die Nase rümpfen würden. Na schön, na schön. ›Vollkornweizen und auch Linsen, zu des Kessels Binsen?‹ Was ist mit dem Frosch passiert, der einunddreißig Tag’ unterm kalten Steine lag?«
    »Bitte, Oma. Du verzögerst alles. Du weißt doch, wie sehr Gütchen gegen unnötige Grausamkeit war. Pflanzliches Protein ist ein durchaus geeigneter Ersatz.«
    »Also auch keine Molchesaugen und sumpfgeborner Schlange Lende?«
    »Nein, Oma.«
    »Und Unkenzehen?«
    »Hier.«
    »Was ist das denn für ein Blödsinn, entschuldige bitte mein Klatschianisch?«
    »Eine Unkenzehe. Unser Wane hat sie von einem Händler gekauft, der aus weiter Ferne kam.«
    »Bist du sicher?«
    »Unser Wane hat sich extra danach erkundigt, Esme.«
    »Scheint eher eine Knoblauchzehe zu sein, nach dem Geruch zu urteilen. Na schön. ›Doppelt, doppelt Plag und Mühe: Feuer sprühe; Kessel glühe.‹ WARUM glüht der Kessel nicht, Magrat?«
    Tomjon erwachte und zitterte am ganzen Leib. Es war dunkel in der Kammer. Draußen durchdrang das Funkeln einiger Sterne den Dunst über der Stadt; ab und zu pfiffen Einbrecher und Wegelagerer, die ihren streng reglementierten Geschäften nachgingen.
    Stille herrschte im Nebenzimmer, aber Tomjon sah Kerzenlicht unter der Tür.
    Er legte sich wieder hin.
    Auf der anderen Seite des sich träge dahinwälzenden Ankhstroms erwachte auch der Narr. Er wohnte in der Gilde – das entsprach zwar nicht seinem Wunsch, aber der Herzog hatte ihm nur das fürs Theater bestimmte Geld gegeben –, und das Einschlafen war ihm sehr schwergefallen. Die kalten Wände brachten zu viele Erinnerungen. Außerdem: Wenn er aufmerksam lauschte, hörte er das gelegentliche Schluchzen und Wimmern in den Schlafsälen der Schüler, die sich entsetzt fragten, welches Leben ihnen bevorstand.
    Der Narr klopfte auf das steinharte Kissen, schloß die Augen und döste ein. Vielleicht träumte er. Zum Beispiel dies:
    »›Klebrig-dick die Grütze‹, ja. Aber hier steht nicht wie klebrig-dick.«
    »Gütchen Wemper riet immer, einen Teil davon in einer Tasse mit kaltem Wasser auszuprobieren. So wie Toffee.«
    »Wie bedauerlich, daß wir nicht daran gedacht haben, eine mitzubringen, Magrat.«
    »Ich glaube, wir sollten keine Zeit mehr

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