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MacBest

Titel: MacBest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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für den Auftritt des Todes, falls man ihn einige düster klingende Sätze sprechen ließ. Wenn man das alles mischte … Dann schienen sich die Einzelwirkungen gegenseitig aufzuheben. Dann ergaben sich Eintönigkeit und Langeweile, die zwei Stunden lang das Geschehen auf der Bühne bestimmten.
    Spätabends, wenn die Schauspieler bereits schliefen, saß Hwel in einem der Wagen und schrieb das Drama voller Eifer um. Er veränderte die Szenen, strich Dialoge, schrieb neue, erfand einen Clown, fügte einen weiteren Kampf hinzu und verstärkte die Spezialeffekte. Ohne Erfolg. Das Stück war wie ein herrlich komplexes Gemälde, ein Gelage aus Impressionen, solange man dicht davorstand; doch aus einem gewissen Abstand betrachtet, verwandelte es sich in eine bedeutungslose Ansammlung von Farben.
    Als die einzelnen Inspirationen noch schneller aufeinander folgten, versuchte es Hwel sogar mit einem anderen Stil. Frühaufsteher gewöhnten sich daran, gescheiterte Experimente im Gras neben den Karren zu finden – sie wirkten wie außerordentlich literarische Pilze.
    Tomjon behielt eins der seltsamsten:
     
    ERSTE HEXE: Er ist spät dran.
    (Pause)
    ZWEITE HEXE: Er hat versprochen, zu kommen.
    (Pause)
    DRITTE HEXE: Er hat versprochen, zu kommen, aber er ist noch nicht da. Dies ist mein letzter Molch. Ich habe ihn extra aufgespart. Und er ist nicht gekommen.
    (Pause)
     
    »Ich glaube, du solltest dir ein wenig Ruhe gönnen«, sagte Tomjon später. »Du hast deine Arbeit erledigt. Niemand verlangt, daß du brillierst.«
    »Aber das wäre möglich. Wenn es mir endlich gelänge, die Worte so aufs Papier zu bringen, wie ich sie höre.«
    »Du bist ganz sicher, was den Geist betrifft?« fragte Tomjon. Sein Tonfall machte deutlich, daß in ihm noch immer ein Rest von Zweifel verharrte.
    »Mit dem Geist ist alles in Ordnung«, erwiderte Hwel eingeschnappt. »Nie habe ich eine bessere Szene geschrieben als die mit dem Geist.«
    »Aber, nun, äh, vielleicht paßt sie nicht in dieses Stück.«
    »Der Geist bleibt. Ich schlage vor, wir machen uns jetzt wieder auf den Weg, Junge.«
     
    Zwei Tage später – die Spitzhornberge ragten als blauweiße Wand auf, die den mittwärtigen Horizont dominierte – wurde die Gruppe angegriffen. Die allgemeine Dramatik hielt sich in Grenzen: Tomjon und seine Gefährten hatten die Karren gerade über eine Furt gelenkt und ruhten sich nun im Schatten eines Wäldchens aus, dem plötzlich Räuber wuchsen.
    Hwels Blick fiel auf ein halbes Dutzend fleckige und rostige Schwerter. Ihre Eigentümer schienen nicht genau zu wissen, wie sie sich jetzt verhalten sollten.
    »Wir haben irgendwo eine Quittung …«, begann der Zwerg.
    Tomjon stieß ihn sanft in die Rippen. »Diese Leute sehen nicht wie Diebe von der Gilde aus«, flüsterte er. »Ich vermute, es sind Freiberufler.«
    Es wäre vielleicht ganz nett, den Anführer der Räuber als schwarzbärtigen und arroganten gemeinen Kerl zu beschreiben, der ein rotes Kopftuch und goldene Ohrringe trug. Romantische Imagination fügt dieser Vorstellung ein Kinn hinzu, mit dem man Töpfe reinigen kann. Erstaunlicherweise sah er genauso aus. Hwel hielt das Holzbein für ein wenig übertrieben, aber ganz offensichtlich hatte der Mann seine Rolle gründlich studiert.
    »Nun, ho«, sagte das Oberhaupt der Räuber, »wen haben wir denn hier, und sind ihre Taschen voller Geld?«
    »Wir sind Schauspieler«, erwiderte Tomjon.
    »Damit dürften beide Punkte geklärt sein«, meinte Hwel.
    »Und bloß keine schlagfertigen Antworten«, sagte der Räuber. »Ich bin in der Stadt gewesen, jawohl. Schlagfertige Antworten erkenne ich auf den ersten Blick …« Er wandte sich halb zu seinen Männern um und hob die Brauen, um darauf hinzuweisen, daß er einige geistreiche Worte plante. »Wenn ihr nicht aufpaßt, lasse ich mich zu einigen scharfen Bemerkungen hinreißen.«
    Hinter ihm blieb alles still, und daraufhin winkte er ungeduldig mit dem Entermesser.
    »Na schön«, knurrte er, als das unsichere Gelächter verklang. »Wir nehmen nur das Wechselgeld, das ihr zufällig bei euch tragt. Und natürlich alle wertvollen Gegenstände sowie Proviant und Kleidung.«
    »Darf ich was sagen?« fragte Tomjon.
    Die anderen Schauspieler wichen von ihm fort. Hwel sah zu Boden und lächelte.
    »Du willst um Gnade winseln, wie?« fragte der Räuber.
    »Ja, das stimmt.«
    Hwel schob die Hände tief in die Taschen, blickte zum Himmel hoch, pfiff leise vor sich hin und versuchte, nicht wie ein Irrer zu

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