Mace Windu und die Armee der Klone

Insektenstiche und den fauligen Blütenduft des Dschungels, kann ich mir vorstellen, wie wir uns bei einer Tasse Rek-Tee in meinem Meditationsraum im Jedi-Tempel unterhalten. Zu jenen Zeiten ergeben ihre Worte einen entsetzlichen Sinn. »Du denkst immer noch wie ein Richter«, hat sie mir einmal gesagt. »Das ist dein prinzipieller Fehler. Du denkst in Kategorien wie dem Gesetz Geltung verschaffen. Die Regeln aufrechterhalten. Du warst ein großartiger Gesetzeshüter, Mace, doch du bist ein schlechter General. Das hat uns auf Geonosis so viele Verluste eingebracht: Wir sind dort wie Richter aufgetaucht. Versuchten, die Geiseln ohne Opfer zu retten. Versuchten, den Frieden zu wahren. Die Geonosianer wussten bereits, dass wir uns im Krieg befinden - deshalb haben nur so wenige von uns überlebt.« »Und wenn ich wie ein General denken würde, was hätte ich anders gemacht?«, fragte ich sie. »Hätte ich Obi-Wan und Anakin sterben lassen?«
    »Ein General«, murmelte sie durch den Vorhang, »hätte eine Baradiumbombe in diese Arena geworfen.« »Depa, das kannst du nicht ernst meinen«, begann ich, doch sie hörte mir nicht mehr zu.
    »Um den Krieg zu gewinnen«, fuhr sie fort, »um den Krieg zum Preis von zwei Jedi, einem Senator und ein paar tausend Mann des Feindes zu gewinnen.«
    »Zum Preis all dessen, was uns Jedi zu dem macht, was wir sind.«
    »Stattdessen starben über hundert Jedi, und die Galaxis befindet sich im Kriegszustand. Millionen werden sterben, und weitere Millionen werden enden wie dieser Junge, den Kar umgebracht hat: verwirrt, wütend, bösartig. Such die Millionen Leichen auf und erkläre ihnen, dass deine Moral wichtiger ist als ihr Leben.« Darauf zu antworten, fällt mir immer noch nicht leicht. Aber wie Yoda sagt: Es gibt Fragen, auf die man niemals eine Antwort findet. Wir können nur Antworten sein. Das muss ich versuchen, denn jetzt weiß ich, was es bedeutet, in einer Galaxis des Krieges der Friedenshüter zu sein. Das heißt: Es bedeutet gar nichts.
    Es gibt keinen Frieden. Was wir für den Großen Frieden der Republik hielten, war nur ein Traum, aus dem unsere Galaxis nun erwacht ist. Ich bezweifle, dass wir diesen Traum jemals wieder träumen werden.
    Denn in der Galaxis des Krieges schläft man nicht so gut. Diese Einsicht erfolgte später. Zu dem Zeitpunkt, als ich im Sattel des Grasers saß und auf Kar Vastor herunterschaute, auf die Gefangenen hinter uns und auf Depas Ankkox, der vor uns noch nicht zu sehen war, hatte ich nur so eine Ahnung - ein Gefühl -, eine Menge unverarbeiteter Emotionen und ungeordneter Ideen. Doch irgendwie funktionieren meine Instinkte wieder. weshalb ich mich entschieden habe, Vastor ohne mich weiterzuschicken. Wie ich Depa schon tausendmal gefragt habe, als sie meine Padawan war: Worin besteht die Lektion? In dem, was der Lehrer lehrt, oder in dem, was der Schüler lernt?

    Ein paar Schritte vor den gefangenen Balawai, die sich durch den Dschungel schleppten, griff Mace Windu an der Nase des Grasers vorbei und packte die Zügel. »Das ist weit genug. Lass mich hier allein.«
    Vastor blieb stehen und blickte über die breiten Schultern zurück. Depa wartet.
    »Sie wartet seit Wochen. Ein paar Stunden wird sie noch aushalten.« Zum ersten Mal seit dem Gefecht am Kerbenpass fühlte sich Mace ruhig. Sicher. Auf festem Boden. »Geh ohne mich weiter. Ich werde sie aufsuchen, wenn ich den richtigen Zeitpunkt für gekommen halte.«
    Man hat nach dir geschickt. Ihr widersetzt man sich nicht. Vastor drehte sich um und zog an den Zügeln, doch die hielt Mace in der Faust; genauso gut hätten sie an eine Felswand geschraubt sein können.
    In Vastors Augen flackerte ferner Zorn: Blitze eines Gewitters weit hinter dem Horizont. Das wirst du bereuen.
    »Ich bin ein Jedi-Meister und ein Mitglied des Jedi-Rates«, sagte Mace geduldig. »Ich bin ein General der Großen Armee der Republik. Man schickt nicht nach mir. Wenn sie mich sehen möchte, findet sie mich vor Einbruch der Dämmerung auf dem Dampfkriecher-Weg.«
    Das Gewitter in den Augen des lor pelek zog sich zusammen. Ich habe gesagt, ich würde dich bringen.
    Mace wich seinem Starren nicht aus. »Komisch: Fast das Gleiche hat Nick auch gesagt. Er hatte ebenfalls nicht viel Glück dabei.«
    Meine Befehle...
    »Sind dein Problem.« Mace ließ die Zügel fallen und breitete die Hände aus. Er wurde vollkommen still, entspannte sich vollkommen, wurde vollkommen ruhig; nur das Summen der Macht spannte sich wie