Mach doch - Roman
unverbindlichen Sex zu haben, ohne Gefühlschaos. Genau das wollte sie. Genau das brauchte sie, um sicherzugehen, dass ihr Herz diese Affäre unbeschadet überstand.
Sie wälzte sich die halbe Nacht schlaflos im Bett herum und verfluchte sich dafür, dass sie ihn nicht gebeten hatte zu bleiben.
Am nächsten Morgen erwachte sie ungewöhnlich spät und fühlte sich wie gerädert. Aus ihrer Griesgrämigkeit schloss sie, dass das beste Mittel gegen ihre Schlaflosigkeit der Mann war, der sie verursacht hatte. Sie würde einfach so tun, als wäre dieses unselige Abendessen gestern nie geschehen, und die sexuelle Beziehung zu ihm wieder aufnehmen. Wenn sie ihr Verlangen nach ihm nämlich nicht auslebte, schlug sich das auf ihre Laune nieder, und dann kam sie bei der Arbeit nicht weiter.
Von unten drang Gehämmer an ihr Ohr. Sie hatte Jason einen Schlüssel gegeben, damit er seine Männer, Nate, Connor und Ross, morgens hereinlassen konnte. Um sie nicht zu stören, beschäftigten die drei sich immer in einem Raum, der möglichst weit von ihrem Schlafzimmer entfernt war, bis sie sich zu ihnen gesellte.
Da sie im Augenblick nichts unternehmen konnte, um ihre sexuellen Bedürfnisse zu stillen, beschloss sie, den Tag eben mit einem Kaffee zu beginnen. Sie schlüpfte in ein altes Hemd und ihre Jogginghose und machte sich barfuß auf den Weg nach unten.
Doch ehe sie die Küche betreten hatte, klingelte ihr Handy. Sie zog es aus der Tasche und sah auf das Display. Die Nummer des Anrufers war unterdrückt.
Mit einem unguten Gefühl drückte sie auf »Anruf annehmen«. »Hallo?«
»Miss Perkins? Hier ist Dr. Shaw. Ich bin der Arzt Ihrer Schwester. Ich wollte Sie davon informieren, dass es einen Zwischenfall mit Beth gab.«
Lauren umklammerte das Telefon. »Was ist passiert? «, fragte sie mit einem Kloß im Hals.
»Sie hat sich heute Morgen aus unerfindlichen Gründen plötzlich ungebärdig verhalten und getobt. Wir mussten ihr ein Medikament verabreichen, um sie ruhigzustellen«, berichtete der Arzt mitfühlend.
Lauren schluckte. »Das verstehe ich nicht. Bisher hat sie doch auf nichts reagiert. Sie hat fast ein Jahr lang nur Löcher in die Luft gestarrt. Haben Sie einen Verdacht, was den Anfall ausgelöst haben könnte? «
»Nein. Ich ziehe in Erwägung, sie in ein Krankenhaus zu überstellen, um sie genauer untersuchen zu lassen. Aber dafür müsste ich eine gerichtliche Anordnung beantragen, und das kann dauern.«
Lauren starrte an die Decke, wobei ihr ein hässlicher Riss ins Auge stach. Noch etwas, das sie auf die To-do-Liste setzen musste.
Sie konzentrierte sich wieder auf den Anruf. »Ich kann in ungefähr einer Stunde da sein.«
Damit würde mindestens ein halber Arbeitstag flöten gehen, aber sie hatte keine Wahl.
»Das ist eigentlich nicht nötig. Sie schläft jetzt; im Moment können Sie ohnehin nichts für Beth tun.«
Lauren schloss die Augen. »Verstehe. Nun, dann melde ich mich später, um zu hören, wie es ihr geht.«
»Gut. Ich lasse es Sie wissen, wenn ich den Eindruck habe, dass ein Besuch sinnvoll ist.«
Lauren nickte. »Vielen Dank, Dr. Shaw.« Sie beendete das Gespräch.
Obwohl sie jetzt hellwach war, wollte sie nicht auf ihren Kaffee verzichten. Kaffee gehörte zu ihrer täglichen Routine, und genau die brauchte sie jetzt.
Sie öffnete die Küchentür und blieb wie angewurzelt stehen, denn auf der Arbeitsplatte aus Granit saß eine Maus. Eine kleine graue Maus mit Knopfaugen und einem langen Schwanz.
Lauren blinzelte.
Die Maus regte sich. Ihr Schwanz schwang hin und her.
Der Anblick erinnerte Lauren an ihre erste Wohnung in New York City, in der massenweise Ratten in den Wänden gehaust hatten. Eines dieser Viecher war sogar einmal von ihrem Nachttisch ins Bett gehüpft und über ihre Beine gelaufen.
Sie stieß einen lauten, schrillen Schrei aus und sprang zitternd auf den nächstbesten Stuhl. Ihr Kreischen schien die Maus nicht zu stören, denn das Tierchen blieb seelenruhig sitzen.
Die Tür flog auf, und Jason hastete herein, gefolgt von Nate, Connor und Ross. Als er Lauren auf dem
Stuhl erblickte, kam er schlitternd zum Stehen. »Was ist denn los?«
Sie sah von Jason zu der Anrichte hinter ihm.
Die Anrichte war leer.
Sie deutete mit einer halbherzigen Handbewegung auf die Stelle, wo das Nagetier gesessen hatte. »Da war eine Maus«, keuchte sie und fuchtelte wild mit den Armen.
Jason drehte sich um und ließ den Blick über die Arbeitsplatte und den Küchenboden gleiten. »Sie
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