Mach doch - Roman
Neuigkeiten für Sie beide«, sagte die Krankenschwester und trat an das vergitterte Fenster, um einen Blick nach draußen zu werfen.
»Nämlich?«, fragte Lauren.
»Der neue Flügel ist fast fertig. Bald ist also Schluss mit dem Baulärm. Ein Teil der Bauarbeiter ist bereits abgezogen worden. Sobald die Gebäudeinspektion
abgeschlossen ist, sind wir auch die übrigen Arbeiter los, und dann haben die Patienten endlich wieder die Ruhe, die sie benötigen.«
Lauren vernahm ein Gurgeln.
Sie sah zu ihrer Schwester, doch Beth starrte nach wie vor mit leerem Blick geradeaus.
»Das sind in der Tat gute Neuigkeiten«, sagte Lauren. »Ich stecke selbst mitten in einem Bauprojekt.«
»Ich hab’s gehört.« Die Schwester lächelte.
Ach, richtig. Sie hielt hier ja ständig Monologe darüber. Lauren nickte.
»Wie läuft es denn so?«, erkundigte sich die Pflegerin.
Lauren ging zu ihr. »Tja, es gibt unglaublich viel zu tun. Mit den Elektroleitungen ist alles in Ordnung, mit den Wasserleitungen leider nicht. Außerdem müssen noch einige Bauschäden behoben werden. Aber ich bin wild entschlossen, die Renovierung rechtzeitig abzuschließen und das Haus zu verkaufen.«
»Na, dann viel Glück.«
»Danke, das kann ich brauchen.« Lauren sah zu Beth. » Wir können es brauchen.«
»Sie sind eine von den wenigen Angehörigen, die regelmäßig herkommen. Nicht viele der Insassen hier haben regelmäßig Besuch.«
»Danke.« Blieb nur zu hoffen, dass das auch Beth klar war, und dass sie es zu schätzen wusste.
Eine Woche war vergangen, und Jason hatte mit seinen Fallen noch kein Glück gehabt. Nicht eine einzige
Maus hatte er gefangen. Er hatte schon in Erwägung gezogen, einen Kammerjäger zu rufen. Aber das hätte zusätzliche Ausgaben bedeutet, und außerdem hätte der Kammerjäger auch nicht viel mehr tun können, als Lebendfallen aufzustellen, denn Lauren wollte die Nager – es waren zweifellos mehrere – zwar loswerden, aber nicht töten. Die kleinen Biester tummelten sich nach wie vor im Haus, und sie wurden immer frecher.
Es sah ganz danach aus, als wären sie zu clever für eine normale Mausefalle – oder für eine normale Katze.
Jason fand es geradezu beeindruckend, wie es die Viecher immer wieder erfolgreich schafften, zu entkommen.
Sie waren sowohl Lauren als auch ihm nun schon wiederholt über den Weg gelaufen. Und man konnte sie hinter den Rigipswänden herumtrippeln hören, obwohl er mittlerweile sämtliche Löcher wieder zugegipst hatte. Lauren war mit den Nerven am Ende. Sie sah schon überall Mäuse – wenn sie morgens ihren Kaffee trank, ja sogar wenn sie unter der Dusche stand. Sie behauptete sogar, sie könne sie spüren . Sie stand kurz davor durchzudrehen, und Jason konnte nichts dagegen unternehmen.
Wenigstens waren, was das Haus anging, Fortschritte zu verzeichnen. Connor hatte die Renovierung der Garage übernommen und kümmerte sich um Verputz und Malerarbeiten, während Ross und Nate draußen die Regenrinnen und Fallrohre reinigten und
die hölzerne Fassade abschliffen und beizten, sodass das alte Herrenhaus aus viktorianischer Zeit wieder in frischem Neuenglandblau erstrahlte.
Jason hatte einen Elektriker damit beauftragt zu überprüfen, ob die Stromleitungen noch den aktuellen Vorschriften entsprachen, um sicherzugehen, dass es bei der Inspektion vor dem Verkauf kein böses Erwachen gab. Hank und Thomas Corwin hatten ihm Rocco De Martino, einen ihrer Konkurrenten, empfohlen, und dieser hatte versichert, es sei alles bestens.
Er selbst war den ganzen Tag im Haus beschäftigt, und Lauren wich ihm aus Angst vor den Mäusen kaum von der Seite. Sie arbeitete stets im selben Zimmer wie er. Während er etwa im Wohnzimmer Löcher in den Wänden ausbesserte und zuspachtelte, schleppte sie diverse Möbelstücke nach draußen und verstaute allerlei Kleinkram in Schachteln, die sie im örtlichen Secondhand-Laden abgeben wollte.
Die Nächte waren noch besser. Damit Fred, der Basset, nicht den ganzen Tag allein war, hatte Jason ihn für die Dauer der Renovierungsarbeiten bei seinem Onkel Hank untergebracht.
Jeden Abend fielen sie erschöpft ins Bett, aber für Sex waren sie nie zu müde. Jason konnte nicht genug von ihr kriegen, und Lauren ging es offensichtlich genauso. Danach allerdings drehte sie ihm stets demonstrativ den Rücken zu. Ob absichtlich oder aus Gewohnheit, das wusste er nicht.
Anfangs hatte ihn ihr abweisendes Verhalten gekränkt. Ausgerechnet ihn, der jahrelang mit
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