Mach doch - Roman
übrig?
»Lauren?«
»Hmm? Ein bisschen Geld habe ich noch auf der hohen Kante.«
Er sah sie mit seinen dunklen Augen eindringlich an. »Ich helfe dir gern über die Runden. Und sobald du mit deinen Kleidern groß herausgekommen bist, kannst du es mir zurückzahlen.«
Sie blinzelte überrascht. »Was hast du gesagt?«
»Ich kann dir Geld borgen … «
»Nein, danach.« Sie hielt die Luft an und wartete gespannt ab.
»Ich sagte, sobald du mit deinen Kleidern groß rausgekommen bist, kannst du es mir zurückzahlen.«
»Ganz recht. Sobald hast du gesagt, und nicht falls .« Sie lächelte, obwohl es eigentlich ein rabenschwarzer Vormittag war. »Danke, dass du an mich glaubst.«
Er strich ihr das Haar von den Schultern. »Keine Ursache. Dann nimmst du also mein Angebot an?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, ich kann nicht. Aber vielen Dank.« Selbst wenn Jason und seine Familie ihre Schwester und ihre Großmutter nicht verachtet hätten, sie wollte auf keinen Fall einen Kredit bei ihm aufnehmen.
»Aber … «
»Aber dein Glaube an mich bedeutet mir unheimlich
viel.« Bis jetzt hatte noch nie jemand bedingungslos an sie geglaubt.
Sie schlang ihm die Arme um den Nacken und zog ihn an sich, um ihm zum Dank einen Kuss zu geben.
»Was zum Teufel soll denn das werden?«, schrie im selben Augenblick eine Männerstimme.
Lauren fuhr erschrocken zurück und sah sich unvermittelt Edward Corwin gegenüber, der sie bitterböse anfunkelte.
Clara stand kopfschüttelnd neben ihm.
Und wie es der Zufall wollte, kam von der anderen Seite auch noch Thomas Corwin, Jasons Vater, auf sie zu.
Jason stöhnte auf.
Lauren zog den Kopf ein in Erwartung des unausweichlichen Zusammenstoßes.
»Na, das ist ja eine erfreuliche Überraschung«, sagte Thomas, der wieder einmal wie aus dem Ei gepellt aussah. Der oberste Knopf an seinem gebügelten weißen Hemd stand offen. »Ich freue mich, meine Familie an diesem wunderschönen Tag hier auf der Main Street zu treffen.« Seinem entschlossenen Blick nach zu urteilen führte er irgendetwas im Schilde.
»Hast du gesehen, wie die beiden hier Unzucht treiben, auf offener Straße?«, empörte sich Edward und fuchtelte mit den Armen in Richtung Jason und Lauren.
Clara legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Beruhige dich, Eddie. Hier ist das Rezept, das Dr. Shelby dir gerade ausgestellt hat. Los, komm, wir gehen gleich
in die Apotheke und lösen es ein.« Sie wedelte mit einem Zettel.
Jason ergriff Laurens Hand und drückte sie. Er konnte nur hoffen, dass sie wegen seiner verrückten Sippe nicht gleich wieder den Rückzug antreten würde. Oder aber wegen der zahlreichen Verwicklungen zwischen ihren Familien.
»Kann meine Medizin diese beiden davon abhalten, den größten Fehler ihres Lebens zu begehen?«, fragte Edward mit weit aufgerissenen Augen.
Jason sah zu Lauren.
Sie betrachtete seinen Onkel mitfühlend, aber sie wirkte weder aufgebracht noch schien sie sich zurückzuziehen. Offenbar hielt sie sich diesmal an ihre Abmachung.
Jason war sehr erleichtert. Und er wagte es nicht, den Grund für diese Erleichterung näher zu analysieren.
Nun trat Thomas zu seinem Bruder. »Edward, wenn du eine so schöne und kluge Frau wie Clara halten willst, dann wirst du dich zusammenreißen müssen. Geh und hol dir dein Medikament«, sagte er sanft. Ermutigend.
Jason musterte seinen Vater mit schmalen Augen und fragte sich, ob er sich seine Worte neulich zu Herzen genommen hatte. Er hielt es im Augenblick nicht für ratsam, Onkel Edward eifersüchtig zu machen oder ihn in eine Beziehung zu drängen.
»Sie halten? Wieso? Wir sind kein Paar«, schrie Edward seinen Bruder an. »Wenn wir nämlich eines
wären, dann würde der Fluch erneut zuschlagen, und deshalb lasse ich mich lieber gar nicht mehr auf so etwas ein.«
»Ach, ja?« Thomas hatte einen unheilvollen Glanz in den Augen.
Oh-oh, dachte Jason.
»Wenn ihr kein Paar seid, dann werde ich jetzt etwas tun, das ich schon die ganze Zeit tun wollte, seit ich dieser wunderschönen Frau zum ersten Mal begegnet bin.« Thomas trat einen Schritt auf Clara zu und ergriff ihre freie Hand. »Würdest du mit mir essen gehen, meine Schöne?«, flötete er, ganz der vollendete Gentleman.
Sogleich entriss ihm Clara ihre Hand. »Nein, das werde ich nicht.«
Edward machte sich bereits von ihr los. »Ich wusste es doch. Manche Leute ändern sich eben nie. Du willst mir schon wieder meine Frau ausspannen«, fauchte er seinen Bruder an.
Er hatte sich ein
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