Mach doch - Roman
auf die Wange zu geben. »Ich würde ja liebend gern zur nächsten Stufe übergehen, aber das ganze Haus ist voller Handwerker.« Sie richtete sich auf und ging um ihn herum. »Los, los, auf zu Clara. Ich wette, sie kann uns mit dem Tagebuch weiterhelfen.«
»Juhu«, brummelte er sarkastisch, konnte jedoch ein Lächeln nicht unterdrücken.
Er wirkte wirklich schon bedeutend entspannter. Allerdings würde die Wirkung vermutlich nicht allzu lange anhalten. Wenn er herausfand, dass Lauren vorhatte, ihren Porsche zu verkaufen, statt auf sein Angebot einzugehen und sich von ihm Geld zu leihen, war es damit garantiert vorbei. Doch es war bereits alles arrangiert. Eine ihrer New Yorker Freundinnen, ein Model, das hervorragend verdiente, hatte eingewilligt, ihn ihr abzukaufen. Und sie würde bar bezahlen.
Die Glöckchen über der Eingangstür des Crescent Moon bimmelten. Ah, Kundschaft. Wichtige Kundschaft, das spürte Clara, noch ehe sie durch den aus langen Perlenschnüren bestehenden Vorhang gespäht hatte, der das Lager vom Rest des Ladens trennte.
Draußen standen Lauren Perkins und Jason Corwin und ließen den Blick über ihre Waren schweifen, während sie auf sie warteten. »Was für eine schöne Überraschung!« Clara trat in den Verkaufsraum und ging auf die beiden zu, um sie zu begrüßen.
»Ich freue mich auch, Sie wiederzusehen.« Lauren lächelte, doch wie immer bemerkte Clara hinter der freundlichen Fassade ein Zögern. Die junge Frau schien nie so recht zu wissen, ob man ihr wohlgesonnen war oder nicht.
Das sollte sich doch ändern lassen , dachte Clara. Sie breitete schwungvoll die Arme aus, so dass ihr strahlend blauer Kaftan wehte, und drückte Lauren an sich.
Dann wandte sie sich zu Jason um und ließ ihm dieselbe Willkommensgeste zuteil werden.
»Ich habe mir solche Sorgen gemacht, als ich von dem Brand gehört habe. Aber hier drin wusste ich, dass euch nichts passiert ist.« Sie legte sich eine Hand auf die Brust, genau über dem Herzen, das ihr in der Tat versichert hatte, dass den beiden kein Leid geschehen war.
Jason, der nicht viel auf ihre Intuition gab, lachte. »Dein Wissen verdankst du doch wohl eher der Tatsache, dass in einer Kleinstadt Klatsch und Tratsch recht schnell die Runde machen.«
Clara starrte ihn einen Moment lang an – oder vielmehr durch ihn hindurch –, ehe sie den Blick abwandte. Sie fand Jason viel zu sympathisch, um es ihm übelzunehmen, dass er an ihren Fähigkeiten zweifelte.
Da gerade keine anderen Kunden im Laden waren, konnte sie ihren Besuchern ihre volle Aufmerksamkeit schenken, und die würden sie auch brauchen. Auch das konnte sie spüren. »Lauren, was kann ich für Sie tun?«
Lauren grinste. »Ist es so offensichtlich, dass ich die treibende Kraft war und nicht Jason?«
Sie schien Jason in – und auswendig zu kennen.
Clara lächelte. »Man möchte meinen, ich hätte ihn bekehrt, als sich meine Weissagung bewahrheitet hat.«
»Ah, ja, das Tarot-Orakel«, sagte Lauren. »Das hat er erwähnt.«
»Was hat er denn erzählt?«
»Er sagte, eine Wahrsagerin hätte ihm prophezeit, dass wir uns über den Weg laufen würden.« Ihre Augen funkelten belustigt auf.
»Ganz recht. Ich habe ihm vorhergesagt, dass eine Dame in Rot seine Welt in den Grundfesten erschüttern würde. Hat er das auch erwähnt?«
»Nein, nicht direkt«, murmelte Lauren.
»Soweit ich mich entsinne, hat er selbst gemutmaßt, dass sie eine rote Maske tragen würde.«
Lauren fuhr verblüfft zu Jason herum. »Ist ja nicht zu fassen!«
»Tolles Outfit übrigens«, bemerkte Clara mit einem vielsagenden Blick auf Laurens rote Fransenstiefel und den dazu passenden roten Schal. »Vielleicht lässt er sich ja irgendwann doch noch überzeugen.«
Lauren und Jason wechselten einen Blick und waren sichtlich um Worte verlegen.
»Setzt euch doch.« Clara deutete auf einen kleinen Tisch, an dem sie ihren Kunden sonst die Zukunft vorhersagte. »Ich habe gerade eine Kanne Tee gemacht. Ich hole euch welchen.« Etwas Entspannung würde den beiden guttun.
Ein paar Minuten später kehrte sie mit zwei kleinen Tassen zurück, die sie vor ihren Gästen abstellte. »Also, was führt euch zu mir?«
Lauren kramte das Tagebuch aus ihrer Handtasche. »Das hier habe ich im Haus meiner Großmutter gefunden. Es wurde offensichtlich von jemandem aus meiner Familie verfasst. Wir hatten gehofft, Sie könnten uns einiges erklären.«
Sie reichte Clara das Buch, doch die negative Energie, die davon ausging, war
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