Mach doch - Roman
darum geht, einzugestehen, dass ihr eine gemeinsame Zukunft habt, ziehst du den Schwanz ein.«
Edward zuckte die Achseln. »Das ist allein meine Sache. Es ist mein Leben.«
»Ich wollte dir bloß einen Schubs in die richtige Richtung geben, das ist alles. Als du neulich den Eindruck hattest, dass ich hinter Clara her bin, hast du dich fürchterlich aufgeregt. Deshalb dachte ich, wenn ich sie dazu überreden kann, mit mir auszugehen, würde ich dich damit direkt in ihre Arme treiben.«
Edward wandte sich mit skeptischer Miene zu ihm um. »Soll das etwa heißen, sie interessiert dich in Wirklichkeit gar nicht?«
Thomas wusste, jetzt galt es, seine Worte mit Bedacht zu wählen. Wenn er das Vertrauen seines Bruders gewinnen wollte, musste er ihm gegenüber ehrlich sein.
Natürlich bestand die Gefahr, dass er Edward damit für immer gegen sich aufbrachte.
Aber Thomas konnte ihn nicht belügen, also beschloss er, aufrichtig zu sein. »Das soll heißen, dass ich niemals einen Annäherungsversuch unternehmen werde.«
Edward musterte ihn argwöhnisch. »Du gibst also offen zu, dass du dich zu ihr hingezogen fühlst?«
Thomas holte tief Luft. »Welcher Mann täte das
nicht? Aber ich verspreche dir, ich werde die Finger von ihr lassen.«
»Das verstehe ich nicht«, sagte Edward verwirrt. »Warum bist du dann überhaupt hier?«
Thomas hatte plötzlich einen Kloß im Hals. Edward stand ganz knapp davor, seine geistige Normalität wiederzuerlangen, doch sein jahrelang gehegtes Misstrauen ließ sich nicht einfach ausmerzen.
Und das schmerzte Thomas zutiefst.
»Wir werden nicht jünger, Edward. Ich bin hier, weil ich die Zeit, die uns noch bleibt, nicht verschwenden will. Ich will nicht länger mit meinem Bruder zerstritten sein oder vor einem uralten Fluch davonlaufen.« Wieder atmete er tief durch. »Willst du das etwa?«
»Ich laufe nicht mehr vor dem Fluch davon. Ich bin in Behandlung und auf dem Weg der Besserung«, bellte Edward, zu laut, zu energisch.
»Warum bekennst du dich dann nicht öffentlich zu der Frau, die dich liebt und die dich glücklich machen könnte?« Auch Thomas hatte jetzt die Stimme erhoben.
Edward lief krebsrot an. »Erspar mir deine guten Ratschläge! Ich bin noch immer nicht sicher, ob ich dir vertrauen kann.«
Seine Worte nahmen Thomas den Wind aus den Segeln. »Nein, das bist du nicht«, stimmte er ihm zu. »Ich kann dir nur mein Wort geben, und du müsstest mir glauben.«
Damit wandte er sich zum Gehen. Es hatte keinen Sinn, die »Gastfreundschaft« seines Bruders noch
weiter in Anspruch zu nehmen. »Aber wenn du mir schon nicht vertraust, dann vertrau wenigstens Clara«, sagte er, ehe er die Haustür öffnete. »Du hast ein bisschen Glück verdient.«
Sobald die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war, lief ihm eine einzelne Träne über die Wange. Thomas wischte sie weg und marschierte zu seinem Auto, entschlossen, sich seinen eigenen Rat zu Herzen zu nehmen. Er würde versuchen, den Fluch endlich zu vergessen und sich an die Vorstellung zu gewöhnen, dass Jason und Lauren ein Paar waren, nicht nur um seines eigenen Seelenfriedens willen, sondern vor allem für seinen Sohn.
Kapitel 12
Lauren liebte es, Jason bei der Arbeit zuzusehen. Nicht nur, wenn er sich körperlich betätigte, sondern auch, wenn er über etwas nachgrübelte, hätte sie ihm stundenlang zusehen können. So wie jetzt. Er saß tief in Gedanken versunken in der Küche, die Stirn in Falten gelegt, die Lippen zusammengepresst, und klopfte mit einem Bleistift abwechselnd auf die Tischplatte und an seine Schläfe.
Lauren wagte es kaum, ihn in seiner Konzentration zu stören. »Warum guckst du denn so finster?«, erkundigte sie sich vorsichtig.
»Ich lese gerade den Bericht der Feuerwehr und zermartere mir das Hirn, wer hinter dem Anschlag stecken könnte. Die Polizei stellt Nachforschungen an, aber es macht mich wahnsinnig, hier herumzusitzen und auf das Ergebnis zu warten. Ich will, dass dieser Mistkerl hinter Gitter kommt. Wer weiß, was dir passiert wäre, wenn du zu Hause gewesen wärst.« Den letzten Satz presste er mit zusammengebissenen Zähnen hervor.
Sein Beschützerinstinkt rief ein warmes Gefühl in ihrem Bauch hervor.
Sie deutete auf das vor ihm liegende Schriftstück. »Und, steht irgendetwas Aufschlussreiches drin?«
»Bloß dass der Täter es so eingerichtet hat, dass nicht einmal er selbst wissen konnte, wann das Feuer ausbricht. Nur dass es irgendwann zu einem Kurzschluss kommen
Weitere Kostenlose Bücher