Mach doch - Roman
frage mich, was sie besessen haben könnten, das sich als Opfergabe eignete. Es müsste doch etwas einigermaßen Wertvolles gewesen sein, nicht? Oder zumindest etwas, das von großem ideellem Wert für sie war.« Nun drehte sich ganz zu ihm um. »Jedenfalls werde ich weitere Nachforschungen zum Thema Verwünschungen anstellen. Oder zumindest Clara noch einmal dazu befragen. «
Jason liebte es, wenn sie vor Aufregung ganz rote Wangen bekam. Oder auch vor Er regung , dachte er ironisch, obwohl dafür gerade wirklich nicht der passende Augenblick war.
Ein gurgelndes Geräusch ließ sie beide zusammenfahren. Jason lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf Beth, deren Augenlider nun heftig flatterten. Außerdem zuckten ihre Mundwinkel.
»Beth?« Lauren streichelte ihrer Schwester die Wange.
Es wirkte. Beth beruhigte sich und lag erneut regungslos und stumm in ihrem Bett.
»Den Ärzten zufolge kann es immer wieder Phasen geben, in denen es zwar so aussieht, als würde sich ihr Zustand endlich verbessern, aber das sind alles nur automatische Reaktionen auf irgendwelche Reize«, bemerkte Lauren traurig.
Jason runzelte die Stirn. Er war da anderer Meinung. War es ein Zufall, dass Beth wie scheintot dagelegen hatte, als es um das langweilige Thema Renovierung gegangen war, nur um bei der erstbesten Bemerkung des Fluches eine derart heftige Reaktion zu zeigen?
Eigenartig, dachte Jason.
Und überaus rätselhaft.
Wie konnte sich meine Schwester nur mit ihm einlassen? , dachte Beth. Schon wieder! Und für wie dämlich hält sie mich eigentlich?
Lauren hatte den jungen Mann schlicht als Jason vorgestellt, ohne seinen Nachnamen zu erwähnen. Als wüsste Beth nicht über die jüngste Generation der Corwin-Männer Bescheid. Sie kannte diesen Snowboardfahrer von Fotos, hatte sie doch mit ihrer Großmutter eine Akte über ihn zusammengestellt.
Und so, wie sich die beiden ansahen, bestand kein Zweifel daran, dass ihre Beziehung mehr als rein geschäftlicher Natur war.
Lauren schien ernsthaft zu glauben, dass sie das Schicksal erneut in Versuchung führen konnte. Beth hatte damals vor zehn Jahren, als sich ihre Schwester zum ersten Mal mit diesem Jason eingelassen hatte, gerade noch rechtzeitig eingreifen können. Sie war es
gewesen, die Grandma Laurens Tagebuch übergeben hatte. Doch jetzt saß sie hier fest und konnte nicht das Geringste unternehmen, um Lauren zu beschützen. Es war ihr vorhin nur mit Mühe und Not gelungen, ihr Entsetzen und ihre Wut zu verbergen. Dass manche Leute partout nicht aus der Geschichte lernen wollten!
Jason Corwin und seine gescheiterte Sportlerkarriere waren doch ein deutliches Anzeichen dafür, dass der Fluch noch immer unerbittlich zuschlug, wenn sich ein Corwin-Mann verliebte. Genau wie es die Absicht der ersten Mary Perkins gewesen war, die vor über zweihundert Jahren die Diamanten als Opfergabe für den Fluch benutzt hatte. Warum war Lauren nur so wild entschlossen, sich ins Unglück zu stürzen?
Keine Frau war vor den Auswirkungen des Fluches gefeit, selbst wenn sie Perkins hieß. Allerdings würde sich eine Perkins, die etwas auf sich hielt, auch niemals mit einem Corwin einlassen. Eine Perkins wählte den Mann an ihrer Seite mit Bedacht. Sie benutzte ihn und servierte ihn ab, sobald er seinen Zweck erfüllt hatte. Genauso hielt Beth es auch mit ihrem derzeitigen Liebhaber.
Er hatte sich noch immer nicht bei ihr gemeldet, aber die Tatsache, dass es im Haus ihrer Großmutter gebrannt hatte, ließ darauf schließen, dass er ihre Nachricht erhalten hatte. Zu dumm, dass er nicht auf die Idee gekommen war, mit Brandbeschleuniger nachzuhelfen. Sie selbst hatte Benzin verwendet, als sie damals den Großbrand im Wave gelegt hatte. Dummerweise hatte sie vor Sorge, ihre Großmutter
könnte die Neuwahl zur Bürgermeisterin verlieren, einen Nervenzusammenbruch erlitten, und sich mit dem Kanister in der Hand erwischen lassen.
Beth presste die Kiefer zusammen, dass ihr das Kinn schmerzte. Sie konnte noch immer nicht fassen, dass sie damals die Kontrolle über sich verloren hatte. Doch das gehörte der Vergangenheit ein. Seit ein paar Monaten war sie wieder bei klarem Verstand, und in dieser Zeit hatte sie erkannt, dass sie die letzte Perkins war, die noch an den Fluch glaubte. Sie trug eine schwere Verantwortung auf ihren Schultern, und sie würde sich nie wieder einen so dummen Fehler erlauben.
Erfolge setzten eine sorgfältige Planung voraus, und Beth hatte sich einen Plan zurechtgelegt. Nun, da
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