Mach mich geil!
schneller. Ob sie es riskieren sollte?
Just in diesem Moment löste sich ein Schatten hinter dem Paravent und Viscount Winter trat hervor. Der große, dunkelhaarige Mann grüßte die Damen flüchtig, warf Alexandra einen intensiven Blick zu und marschierte aus dem Salon.
Alexandra hielt die Luft an, bis sich ihr Herzrasen gelegt hatte. »Habt ihr das gesehen?«, flüsterte sie. »Hoffentlich hat er uns nicht zugehört!«
»Und wenn schon!« Elizabeth kicherte. »Wir sind Witwen, keine Jungfrauen.«
»Ich denke nicht, dass es seine Art ist, andere zu belauschen«, meldete sich Charlotte, die Älteste im Bunde.
Nervös spielte Alexandra mit ihrer Halskette. »Marcus ist ein arroganter, überheblicher Mann, ihm traue ich alles zu.«
»Tatsächlich?« Charlotte hob eine silbergraue Braue. »Vor ein paar Jahren hast du noch anders über ihn gedacht.«
»Er hat sich verändert, seit Isabell nicht mehr unter uns weilt«, verteidigte sie sich.
»Und er hat ein Auge auf dich geworfen, meine Liebe«, kommentierte Elizabeth und schwärmte ihnen vor, wie attraktiv Marcus mit seinen vierzig Jahren immer noch aussah. »Du könntest Viscountess werden, Alexandra. Eine richtige Adlige! Ihr würdet ein hübsches Paar abgeben.«
»Du weißt so gut wie ich, dass es das Gesetz verbietet, den eigenen Schwager zu heiraten, also sprich leiser!«
»Stimmt, dieses blöde Gesetz«, murmelte Charlotte. »Wer hat denn das erfunden, immerhin seid ihr ja nicht blutsverwandt.« Sie seufzte theatralisch, bevor sie leise hinzufügte: »Aber er würde dich bestimmt in sein Bett nehmen.«
Alexandra holte tief Luft. Sie mochte ihre Freundinnen wirklich sehr, aber wie oft hatte sie ihnen schon erklärt, dass sie nichts von Marcus wollte. Zugegeben, er sah hervorragend aus: groß gewachsen, schwarzhaarig, schlank, mit einem gut geschnittenen Gesicht, aber er hatte etwas an sich, das ihr jedes Mal den Schweiß aus allen Poren trieb, wenn er sie anschaute, nein, er starrte sie regelrecht an. Durchdringend. Besitzergreifend. Als könnte er bis in ihre Seele sehen.
Auch wenn in diesem Fall eine Heirat nach dem Gesetz unmöglich war, konnte sie dennoch auf einen Adelstitel gut und gern verzichten. Durch die Geschäftsbeziehungen ihres Mannes Arthur hatte die feine Londoner Gesellschaft Alexandra akzeptiert und in den Ladys Elizabeth, Jane und Charlotte drei wirklich gute Freundinnen gefunden.
»Du solltest dir den Viscount nehmen, Alexandra, und wenn es nur zu deinem Vergnügen ist. Isabell hat immer von seinen Qualitäten als Liebhaber geschwärmt, das hast du uns doch selbst erzählt.«
»Er hat sie umgebracht«, erwiderte sie trotzig. Ein Grund mehr, ihn zu meiden.
»Liebes, warum bist du so hart zu ihm? Isabell starb bei der Geburt ihres Kindes. Niemand trägt daran die Schuld. Denkst du nicht, er ist genug bestraft, gleich zwei Menschen verloren zu haben?«
Noch immer sah Alexandra den winzigen Sarg, den sie neben dem ihrer jüngeren Schwester in die Gruft getragen hatten. Es war der schlimmste Tag in Alexandras Leben gewesen. Seit der Beerdigung vor drei Jahren hatte sie kein Wort mehr mit ihrem Schwager gewechselt.
»Ich werde den maskierten Lord kontaktieren«, beschloss sie, und ein Raunen machte die Runde. »In welches Gefäß gebe ich die Nachricht noch gleich, Elizabeth?«
***
Hektisch lief Alexandra in der Jagdhütte auf und ab. Zwischendurch überprüfte sie den Sitz ihrer blonden Strähnen, bevor sie wieder aus dem Fenster starrte, um einen Moment später die spärliche Einrichtung zu begutachten, die Stühle zurechtzurücken und die Bettlaken glattzustreichen. Sie sah sogar hinter den Paravent, ob sich Wasser in der Waschschüssel befand, doch sie hatte alles schon längst vorbereitet. Dann entzündete sie zahlreiche Kerzen und stellte sie in Gläser, die sie überall auf dem Boden verteilte, aber der Lord war immer noch nicht da.
Würde sie ihm gefallen? Und würde er ihr gefallen? Wenn sie sich schon ohne Liebe einem Mann hingab, dann sollte er wenigstens ein ansprechendes Erscheinungsbild besitzen. Alexandra vertraute ganz auf Elizabeths Geschmack, die den Maskierten einfach umwerfend fand.
Seit fünf Jahren war Alexandra nun Witwe, doch sie besaß keine großartigen Erfahrungen mit Männern. Ihr Gatte hatte nur zwei Mal mit ihr die Ehe vollzogen, was keine berauschende Erfahrung gewesen war. Sie konnte nur auf das zurückgreifen, was ihr die Freundinnen erzählten. Elizabeth hatte ihr für die heutige Nacht noch
Weitere Kostenlose Bücher