Mach mich Glücklich!
einer fremden Frau unterhielt.
Der Schmerz, der sie durchfuhr, war so heftig, dass sie nach Luft rang. Eigentlich sollte es sie nicht überraschen, ihn hier zu entdecken, obwohl er ihr gesagt hatte, er bliebe zu Hause, noch dazu mit einer Frau, die in allem das glatte Gegenteil von ihr war. Sie hatte geahnt, dass etwas im Busch war - seit Wochen hatte sie es geahnt. Manchmal war es ihr so vorgekommen, als würde sie seit dem Abend, an dem sie sich kennen gelernt hatten, nur auf einen Augenblick wie diesen warten. Aber jetzt wurde ihr klar, dass es nichts gab, was sie darauf hätte vorbereiten können, ihre schlimmsten Befürchtungen wahr werden zu sehen. Wie betäubt beobachtete sie ihren Ehemann im Gespräch mit der anderen Frau, bis er plötzlich den Kopf hob. Hastig trat sie ein paar Schritte zurück, um nicht gesehen zu werden.
Sie würde es nicht ertragen, wenn er sie entdeckte.
Lily sah auf, als Jessica mit raschen Schritten durch den Mittelgang auf sie zukam, und nach einem prüfenden Blick auf das Gesicht ihrer Freundin runzelte sie die Stirn und ging ihr entgegen. »Was ist los?«
»Ich möchte gehen.«
»Okay Aber sagen Sie mal, irgendetwas ist doch los mit Ihnen. Geht es Ihnen nicht gut?«
»Nein. Mir ist plötzlich hundeelend.«
»Sie sehen auch nicht besonders gut aus«, sagte Lily »Lieber Himmel, Jess, Sie sind kreidebleich.« Sie nahm Jessica am Arm und führte sie aus dem Laden, und ihre Besorgnis wuchs noch, als ihre Freundin sich schwer gegen sie lehnte. »Geben Sie mir die Schlüssel. Kann es sein, dass Sie eine Lebensmittelvergiftung haben? Soll ich Sie ins Krankenhaus fahren?«
»Es ist keine Lebensmittelvergiftung, Lily. Ich habe seit gestern Abend nichts mehr gegessen.«
»Vielleicht ist es das.« Sie deutete nach hinten in Richtung Café. »Ich könnte Ihnen etwas -«
»Nein! Ich will einfach nur nach Hause.«
»Sind Sie sicher?« Etwas an Jessicas starrer Haltung beunruhigte Lily, aber als diese nur kurz nickte, sagte sie: »Okay, dann fahren wir.«
Als sie Jessica beim Einsteigen half, hörte sie eine Autotür zuschlagen. Während sie um die Motorhaube herum zur Fahrerseite ging, sah sie sich um und blieb einen Moment wie angewurzelt stehen, als sie denselben jungen Mann erblickte, den sie in der Drogerie beinahe umgerannt hatte.
Dieser junge Mann, fiel ihr plötzlich wieder ein, war ihr nicht hier in der Stadt über den Weg gelaufen, wie sie zunächst gedacht hatte, sondern an einer Tankstelle am anderen Ende des Staates.
Das konnte kein Zufall sein, und ihr Herz begann heftig zu schlagen. Sie hatte das bedrohliche Gefühl, dass hier irgendetwas ganz und gar nicht stimmte.
Und plötzlich wollte sie genauso dringend zurück zum Anwesen der Beaumonts wie Jessica.
19
N iemand war zu sehen, als sie nach Hause zurückkehrten und Lily Jessica in ihre Wohnung begleitete. Nachdem ihr die Freundin versichert hatte, dass sie sich nur ein bisschen ausruhen musste, damit es ihr wieder besser ging, half ihr Lily ins Bett und brachte ihr einen feuchten Waschlappen, den sie sich über die Augen legen konnte. Es behagte ihr zwar nicht, Jessica allein zu lassen, aber da sie den Eindruck hatte, dass diese ganz froh wäre, eine Zeit lang niemanden sehen zu müssen, verließ sie schließlich das Zimmer. Einen kurzen Moment stand sie unschlüssig im Flur, dann machte sie sich auf die Suche nach Zach.
Sie entdeckte ihn unten im Wohnzimmer, wo er mit großen Schritten zwischen den Terrassentüren und dem Kamin auf und ab ging. Sie blieb in der Tür stehen, als er gerade wieder den Kamin erreicht hatte. Er nahm eine kleine Porzellanfigur vom Kaminsims und warf sie nervös von einer Hand in die andere, ohne offensichtlich irgendeinen Gedanken an deren Wert zu verschwenden. Er machte auf Lily einen einsamen und angespannten Eindruck, und sie trat ins Zimmer. »Wo sind denn die anderen?«
Seine Haltung straffte sich augenblicklich, und er fing die Figur in der Luft auf und stellte sie zurück auf das Sims. Dann zuckte er eine seiner breiten Schultern und drehte sich zu ihr um. »Was weiß ich. Sie werden sich irgendwo verkrochen haben.«
»Der Entführer hat sich also noch nicht wieder gemeldet?«
»Nein.«
»Das tut mir Leid, Zach. Diese Warterei muss schrecklich für dich sein.« Sie trat zu ihm und sah ihn besorgt an. »Ist alles in Ordnung mit dir?«
»Ja, sicher.« Er erwiderte mit seinen intensiven grauen Augen ihren Blick, ließ seine Hand über ihren Arm gleiten und schloss seine
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