Mach mich Glücklich!
nahm die beiden Patronen heraus, ließ das Gewehr dann wieder zuschnappen und gab es dem Mann zurück. »Ich heiße Zachariah Taylor«, sagte er. »Stabsfeldwebel bei den U. S. Marines«, fügte er hinzu, in der Hoffnung, dass die Autorität der US-Regierung, die hinter ihm stand, helfen würde, den Mann zu beruhigen. Der Typ sah aus, als würde er jeden Moment durchdrehen. »Ich suche meine Schwester Glynnis.«
Er spürte, dass Lilys Fingers seinen Hosenbund losließen, an dem sie sich festgeklammert hatte, und die Wärme ihrer Brüste verschwand, als sie sich von seinem Rücken löste. Noch während er das alles registrierte, tauchte eine Frau von Ende fünfzig in der Tür auf.
»O mein Gott, o mein Gott«, sagte sie, und die Tränen an ihren Wimpern zitterten, während sie ein Spitzentaschentuch aus Batist in ihren blassen, zarten Händen wrang. Dann knüllte sie das Taschentuch mit einer Hand zusammen und packte Zach mit der anderen am Arm. Sie zog ihn in die Diele und sah hoffnungsvoll zu ihm hoch, als der junge Mann hinter ihnen die Tür schloss. »Sie haben also Nachricht von ihm? Wissen Sie, wie es meinem David geht?«
Verdammt. Das hörte sich nicht gut an. »Nein, Ma'am, ich habe keine Ahnung.«
»Nein!« Sie schrie auf, und er erkannte, dass es ihre hysterische Stimme gewesen war, die er eben gehört hatte.
»Atmen Sie tief durch, Ma'am«, befahl er ihr in einem Ton, der keine Widerrede duldete und mit dem er seit Jahren seine Rekruten wieder zur Räson brachte. »Holen Sie immer schön tief Luft, und atmen Sie langsam wieder aus. Und dann sagen Sie mir, was hier los ist.«
Sie tat wie geheißen, machte allerdings keinen wesentlich ruhigeren Eindruck, als sie wieder zu ihm aufsah. Trotzdem atmete sie weiter langsam ein und aus. »Sie sind entführt worden«, sagte sie, und ihr Kinn begann zu zittern. »O Gott. David und seine kleine Freundin sind entführt worden.«
Dios, war das kalt. Miguel rieb seine Arme und wünschte, er hätte wärmere Kleidung dabei. Er vermisste sein geliebtes Kolumbien, wo einem die Flitze bis in die Knochen drang, und fragte sich verdrießlich, ob der große Comandante Taylor und diese blutarme Frau endlich an dem Ziel angekommen waren, das sie von Kalifornien aus angesteuert hatten. Hoffentlich, denn je früher er seine Mission ausführen konnte, desto schneller war seine Ehre wiederhergestellt, und er konnte in sein Dorf zurückkehren, um dort seinen angestammten Platz einzunehmen.
Er war versucht, aus seinem Auto zu steigen, bis zu der Stelle der Auffahrt zu schleichen, an der der Comandante vor kurzem sein Auto abgestellt hatte, und nachzusehen, wo der Marine jetzt war. Aber er steckte in derselben Zwickmühle wie gestern Abend auf dem Zeltplatz. Er traute sich nicht, sein Auto stehen zu lassen, weil er Angst hatte, dass der Comandante überraschend zurückkehren könnte. Aber zu dicht ans Haus durfte er auch nicht fahren, und zwar aus demselben Grund, der ihn zwei lange Tage in angemessener Entfernung gehalten hatte - er wollte sich keinesfalls verraten, bevor es Zeit für den entscheidenden Schlag war. Vorhin war er fast auf die Stoßstange des Jeeps gerauscht, als er vor lauter Angst, sie zu verlieren, hinter ihnen hergerast war und sie unerwarteterweise mitten auf der Straße angehalten hatten. Er war in die erstbeste Einfahrt eingebogen und hatte gewartet, bis er hörte, dass der Jeep weiterfuhr, und dann war er zurück auf die Straße gefahren. Dort hatte er sich einen besseren Platz gesucht, von dem aus er nicht nur die Straße im Auge behalten konnte, sondern auch sein Auto.
Sobald er sich sicher sein konnte, dass der Comandante tatsächlich an seinem endgültigen Ziel angekommen war, wollte er einen kurzen Abstecher in die nächstgelegene Stadt machen, um sich die richtigen Klamotten für dieses Klima zu beschaffen. Es konnte jetzt nicht mehr lange dauern, bis sich die Gelegenheit ergab, die Frau zu schnappen und von hier abzuhauen, aber in der Zwischenzeit musste er angemessen gekleidet sein. Er wickelte sich in die dünne Decke, die er im Kofferraum gefunden hatte, und stellte den Motor für kurze Zeit an, damit die Heizung lief. Der Gedanke an das Gesicht des Comandante, wenn er entdeckte, dass ihm seine Frau weggenommen worden war, ließ Miguel grinsen. Bald, versprach er sich selbst, bald würde es so weit sein.
Als er den Motor wieder abstellte, um nicht den letzten Rest Benzin zu verbrauchen, kroch ihm die Kälte gleich wieder in die Knochen. Und er
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