Mach mich Glücklich!
Glynnis und David heil zurückbringen konnte. Zach nahm Mrs. Beaumonts zitternde Hände und strich ihr mit den Daumen über die Handrücken. Dabei sagte er langsam und ruhig: »Eine solche Drohung ist ein typischer Trick, um die Opfer fertig zu machen. Entführer zählen darauf, dass die Leute vor lauter Angst nicht mehr klar denken können, aber es ist wichtig, dass Sie die Zeit nutzen und versuchen, einen vernünftigen Gedanken zu fassen. Sehen Sie sich Lily doch mal genauer an. Glauben Sie wirklich, dass irgendjemand sie für eine Polizistin halten könnte?«
Zu spät erinnerte er sich daran, dass Lily solche Beleidigungen nicht wortlos hinnahm. Jetzt machte sie jedoch gute Miene zum bösen Spiel, ganz so, als wüsste sie, dass er unbedingt an Ort und Stelle bleiben musste, damit die Situation nicht völlig außer Kontrolle geriet. Alle Augen richteten sich auf sie. Sie hatte eine Hüfte leicht vorgeschoben und studierte ihre Fingernägel, als gäbe es im Moment nichts Interessanteres. Dabei bewegte sie langsam ihre Kiefer, und wenn er es nicht besser gewusst hätte, hätte er schwören können, dass sie Kaugummi kaute.
Mrs. Beaumont entspannte sich ein wenig, und Zach atmete auf und sagte: »Sie müssen mir genau erklären, warum Sie glauben, dass Ihr Sohn und Glynnis entführt worden sind.«
»Ungefähr zwanzig Minuten, bevor Sie eintrafen, erhielten wir einen Brief.« Sie zögerte, dann machte sie eine Geste in Richtung der Tür, aus der die anderen gekommen waren. »Lassen Sie uns ins Wohnzimmer gehen.«
Die ganze Versammlung begab sich in ein großes Zimmer mit riesigen Terrassentüren und zwei Fenstern, die bestimmt zum Wasser blickten, nur war es im Moment zu dunkel, um weiter als bis zu einer Gruppe von Korbstühlen auf der erleuchteten Terrasse zu sehen. Das obere Drittel der Fenster bestand aus Facettenglas und verlieh ihnen eine Pracht, die sich in der kühlen, graugrünen Seide widerspiegelte, mit der die Wände bespannt waren. Im Kontrast dazu machten Couch, Sessel und Stühle, die dick gepolstert und mit hellem Leinen und flaschengrünem Chintz bezogen waren, einen ausgesprochen gemütlichen Eindruck. Ein offenes Feuer knisterte in dem steinernen Kamin an der Nordwand.
Mrs. Beaumont forderte mit einer einladenden Geste zum Sitzen auf. Zach blieb stehen, obwohl er lieber mit großen Schritten durch das Zimmer gelaufen wäre, und wartete. Sie drehte sich zu ihrem Neffen.
»Zeig ihm den Brief, Richard.«
Richard ging zu einem Einbauschrank und holte ein Blatt Papier heraus, das er an Zach weiterreichte.
Während Zach es sich ansah, wurde ihm klar, dass er bis zu diesem Moment den Beaumonts nicht wirklich geglaubt hatte. Im seinem tiefsten Inneren musste er gehofft haben, dass das Ganze ein Missverständnis war oder dass sie einem schlechten Scherz aufgesessen und in Panik geraten waren. Aber dieses Blatt Papier, auf dem drei Sätze standen, die aus einzeln aus Zeitungen ausgeschnittenen Buchstaben zusammengeklebt waren, belehrte ihn eines Besseren.
Der Brief war kurz und kam schnell zum Punkt.
WIR HABEN IHREN SOHN. WENN SIE IHN UND SEINE FREUNDIN WIEDER SEHEN WOLLEN, WARTEN SIE UNSERE INSTRUKTIONEN AB. EIN ANRUF BEI DER POLIZEI, UND DIE BEIDEN SIND TOT.
Zusammen mit seinem Freund Cooper Blackstock hatte Zach im Lauf der Jahre etliche Aufklärungseinsätze geleitet, bei denen es um die Befreiung von Geiseln ging. Er wusste, was Angst bedeutete. Aber jetzt musste er feststellen, dass dieses beunruhigende Gefühl im Magen viel schlechter zu kontrollieren war, wenn seine kleine Schwester zu den Geiseln gehörte. Er atmete tief durch, um seine Empfindungen wieder in den Griff zu bekommen, und sah zu Maureen Beaumont hinüber, die sich auf dem Rand eines Sessels niedergelassen hatte.
»Wo haben Sie das gefunden?«
»Im Briefkasten, der an der Straße steht, zusammen mit der übrigen Post«, sagte sie. »Jessie hätte sie schon früher geholt, aber ich wollte meinen üblichen Spaziergang machen. Dann hatte ich allerdings so viel zu tun, dass ich erst vorhin dazu gekommen bin, zum Briefkasten zu gehen.«
»Sie sind bei Dunkelheit dorthin gegangen?«
»Ja, das mache ich oft. Ich habe mich auf der Insel immer sicher gefühlt.« Dann sank sie in sich zusammen, und Zach wusste, dass ihr eben klar geworden war, dass sie dieses Gefühl vollkommener Sicherheit vermutlich nie wieder haben würde. »O mein Gott«, sagte sie.
»Tief durchatmen«, erinnerte er sie.
Sie holte Luft und stieß sie wieder
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