Mach mich Glücklich!
Entdeckung zu tun hatte, dass Lily nicht die kleine Schnorrerin war, als die er sie beschimpft hatte. Die Erkenntnis, dass er sich ihr gegenüber wie ein Volltrottel benommen hatte, war nur das Sahnehäubchen auf dem Ganzen.
Lily schien zu ahnen, was in ihm vorging. »Ich verspüre nicht das dringende Bedürfnis, mich Leuten gegenüber zu rechtfertigen, die mir irgendwelche an den Haaren herbeigezogenen Dinge unterstellen«, sagte sie mit erstaunlichem Gleichmut für jemanden, der jedes Recht gehabt hätte, empört zu sein. »Und ich glaube auch nicht, dass es das ist, was Ihnen im Moment zu schaffen macht«, sagte sie und blickte ihn an. »Was ist los, Zach?«
Er trat er einen Schritt zurück, sein Herz flatterte. »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
»Das wissen Sie sehr wohl. Sie standen bereits unter Hochspannung, als ich zum Frühstück runterkam. Hat es mit Mrs. Beaumont zu tun?« Sie berührte seinen Arm und sah plötzlich besorgt aus. »Hat sie etwas gesagt? Gibt es Neuigkeiten von Glynnis und David? Es ist ihnen doch nichts passiert?«
Der Ärger, der schon den ganzen Morgen über in ihm rumorte, brach nun mit aller Macht an die Oberfläche, und er schlug mit der geballten Faust gegen die Wand, direkt neben ihrer Schulter. »Endlich. Endlich jemand, dem bewusst zu sein scheint, dass auch Glynnis in Gefahr ist.«
Ihre Augen weiteten sich. »Aber natürlich ist sie das.«
»Das scheint bisher allerdings niemandem sonst aufgefallen zu sein. Sie haben alle furchtbare Angst um den lieben David - aber ich habe noch kein Wort der Sorge um meine Schwester gehört. Mein Gott, Lily, es ist, als würde sie nicht existieren.«
»Ich bin sicher, das liegt daran, dass sie sie nicht kennen, Zach.«
Zornig beugte er sich zu ihr hinunter. »Ich kenne den lieben David auch nicht, aber ich habe wenigstens den Anstand, so zu tun, als machte ich mir Sorgen um ihn.«
Lilys Lippen zuckten, aber sie erklärte ruhig: »Ich will damit doch nur sagen, dass ich mir vorstellen kann, dass Glynnis irgendwie keine reale Person für sie ist, da keiner von ihnen sie bis jetzt kennen gelernt hat.«
»Ich habe keine Lust auf irgendwelche formellen Entschuldigungen - ihr Verhalten ist durch nichts zu rechtfertigen!« Er stützte seine Arme auf beiden Seiten ihres Kopfes gegen die Wand und beugte sich so weit vor, dass sich ihre Körper beinahe berührten. So nahe vor ihr nahm er ihren warmen, süßen Duft intensiv wahr, und plötzlich richtete sich die ganze in ihm aufgestaute Erregung auf ein ganz neues Ziel. Oder vielleicht war es auch gar nicht so neu. Jedenfalls war er schon geraume Zeit nervös und unruhig und suchte eine Gelegenheit, Druck loszuwerden. Unwillkürlich senkte er den Kopf, bis seine Nase fast ihre Halsbeuge berührte, und atmete ihren Duft ein. Er schien nicht einem bestimmten Punkt, sondern direkt ihrer Haut zu entströmen, aber eigentlich war ihm egal, woher er kam. Er nahm ihn in sich auf, und plötzlich waren seine Lippen so trocken, dass er sie mit der Zunge befeuchten musste. »O Gott. Ich möchte Sie küssen.«
Sie erstarrte. »Wie bitte?«
Er hob seinen Kopf so weit, dass er ihr ins Gesicht sehen konnte, und spürte, wie ihm das Herz bis in den Hals schlug. »Ich möchte Sie küssen. Ich möchte Sie eigentlich schon die ganze Zeit küssen. Seit ich Sie das erste Mal gesehen habe.«
»Na klar«, sagte sie spöttisch. »Das können Sie Ihrer Großmutter erzählen.«
»Aber es stimmt. Allerdings habe ich es mir zur eisernen Regel gemacht, niemals etwas mit einer Frau anzufangen, die meine Schwester um ihr Erbe erleich-« Er hielt inne. Guter Schachzug, Romeo. Erinnere sie nur an all die Beleidigungen, die du ihr an den Kopf geworfen hast - das sollte sie in die richtige Stimmung versetzen. »Was ich sagen will, ich konnte einfach nicht.«
»Aha«, sagte sie in neutralem Ton. »Dann stehe ich jetzt also offiziell nicht mehr unter der Anklage, mich mit Glynnis wegen ihres Geldes angefreundet zu haben?«
»Ja. Vermutlich schulde ich Ihnen eine Entschuldigung für einige Dinge, die ich gesagt habe.«
»Ach, meinen Sie?« Sie musterte ihn mit ihren leuchtend blauen Augen. »Und die Anklage, ein Flittchen zu sein, ist auch fallen gelassen worden? Oder, Moment mal. Vielleicht doch nicht, vielleicht weckt gerade das in Ihnen den Wunsch, mich zu küssen?«
»Nein - besser gesagt, ja. Scheiße.« Er sah auf sie hinunter und zuckte hilflos die Schultern. Genau dieses doppeldeutige Gerede von Frauen war es,
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