Mach mich Glücklich!
schneiden.
»Wie machen Sie das bloß?«, fragte Jessica einen Augenblick später.
»Was?«
»So schnell hacken, ohne sich dabei in die Finger zu schneiden.«
Lily lachte. »Reine Übungssache.«
»Können Sie mir das beibringen?«
»Klar. Kommen Sie her.« Als Jessica sich neben sie stellte, hielt Lily ihre linke Hand in die Höhe. »Der Trick besteht darin, die Finger zu krümmen. Sehen Sie?« Sie führte vor, wie man eine Zwiebel festhielt, ohne dass die Finger aus Versehen unter das Messer gerieten. Nachdem sie die Zwiebeln klein gehackt hatte, schnitt sie die roten Paprika in feine Streifen, dann hielt sie Jessica das Messer hin. »Wollen Sie es mal probieren?«
Jessica stellte sich geschickter an, als sie erwartet hatte, aber sie war nicht annähernd so schnell wie Lily: Sie lachte und machte sich wieder daran, die Schale von den Melonenstreifen zu entfernen. »Ich merke schon, dass es ein wenig Übung benötigt.«
Lily zwinkerte ihr zu. »Kommen Sie eine Stunde vor jeder Mahlzeit zu mir in die Küche, und Sie können sich jede Menge Übung verschaffen.«
»Vielleicht tue ich das.« Jessica lächelte und warf die Schalen in den Komposteimer, den Ernestine neben die Spüle gestellt hatte. Damit hatte sie nicht gerechnet, ging es ihr durch den Kopf, während sie sich die Hände wusch und abtrocknete, Salatteller aus dem Schrank nahm und nebeneinander auf die Arbeitsplatte stellte, um sie mit Salatblättern zu belegen. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass sie Lily so sehr mögen und sofort diese Art Verbundenheit mit ihr fühlen würde, als seien sie seit dem Kindergarten die besten Freundinnen und hätten sich gerade wieder getroffen und genau da weitergemacht, wo sie aufgehört hatten.
Aber wer hätte auch damit rechnen können? Die blonde, aufreizende Lily mit ihrem Glitzerschmuck und dem gekonnten Hüftschwung gehörte zu dem Typus Frau, der Jessica normalerweise das Gefühl vermittelte, so aufregend wie die Mode vom letzten Jahr zu sein. Sie gehörte zu der ultrafemininen Sorte, den Vollblutfrauen, die instinktiv all das zu wissen schienen, wovon Jessica keine Ahnung hatte. Welche Farben man trug, welches Make-up man kaufte, wie man Sachen miteinander kombinierte, um die eigenen Vorzüge am besten zur Geltung zu bringen. Eine Frau wie Cassidy.
Mit dem Unterschied, dass sie sich in Lilys Gegenwart nicht unzulänglich fühlte. Sie brachte sie zum Lachen, dachte Jessica froh. Sie gab ihr das Gefühl ... nützlich zu sein.
»Sieht gut aus.« Lily deutete mit einem Kopfnicken auf das auf den Salatblättern angerichtete Obst. Sie nahm das Mohndressing aus dem Gefrierfach und reichte es Jessica. »Rühren Sie es noch einmal durch, und geben Sie dann ein, zwei Löffel davon auf die Früchte. Und wenn Sie mir zeigen, wo ich einen großen Teller finde, dann fülle ich schnell das Rührei in die Brote, und wir können gehen.«
Wenige Minuten später folgte Jessica Lily mit einem Tablett, auf das sie die Salatteller gestellt hatte, zurück ins Speisezimmer. Sie war so zufrieden mit ihrer Leistung, als hätte sie sich das Frühstück selbst ausgedacht.
Der Erste, den sie sah, als sie den Raum betrat, war Christopher, und die Freude, die sie jedes Mal empfand, wenn sie ihren Ehemann erblickte, ließ ihr Lächeln noch breiter werden. Sie stellte fest, dass ihre Schwester immer noch nicht aufgetaucht war - nicht, dass das irgendetwas zu sagen hatte. Cassidy kam immer zu spät ... und dass Christopher heute Morgen ebenfalls zu spät im Speisezimmer erschien, war bestimmt reiner Zufall.
Sie umrundete den Tisch und servierte zuerst dem dunkelhaarigen, schweigsamen Marine, der sie offen gestanden ziemlich nervös machte, einen Teller mit Salat und danach den Mitgliedern ihrer Familie.
»Wunderbar«, sagte Tante Maureen und blickte von dem hübschen Arrangement auf dem Teller zu Lily, die gerade jedem ein gefülltes Pitabrot servierte. »Das ist ganz erstaunlich. Sie waren nur zehn Minuten weg. Wie, in aller Welt, haben Sie es geschafft, in so kurzer Zeit etwas so Leckeres zuzubereiten?«
Lily zuckte die Schultern. »Das ist mein Beruf - ich bin Köchin. Außerdem hatte ich eine hervorragende Assistentin.« Sie grinste Jessica kurz an und drehte sich dann wieder zu Maureen um. »Um genau zu sein, hat Ihre Nichte den Salat gemacht.«
»Nein, ich habe eigentlich nur Ihre Anweisungen befolgt«, sagte Jessica. Nachdem sie die restlichen Teller vor die unbesetzten Plätze am Tisch gestellt hatte, lehnte sie das
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