Mach mich nicht an
lediglich unser Gespräch von heute Vormittag weiterführen.«
»Ich habe nichts mehr zu sagen.« Er verschränkte die Arme vor der Brust.
»Das sieht dir aber gar nicht ähnlich. Lass uns ein wenig über Todd reden.« Sie wählte absichtlich sein Lieblingsthema, wohl wissend, dass er nicht lange schweigen würde.
»Was gibt es da groß zu besprechen?«, wollte Roy argwöhnisch wissen.
»Nun, zum Beispiel, wie sehr er davon profitieren könnte, wenn Vaughn die Stelle als Trainer am College annehmen würde.«
Annabelle atmete erleichtert auf, als Roy das Stanleymesser auf die Fensterbank warf. Er wiegte den Kopf nachdenklich von einer Seite zur anderen, dann nickte er. »Dann bin ich also nicht der Einzige, der das so sieht. Vaughn lebt für diesen Sport. Es wird höchste Zeit, dass er endlich zur Vernunft kommt und hauptamtlicher Trainer wird.«
»Also hast du versucht, die Sache ein bisschen voranzutreiben, wie?«, fragte sie vorsichtig, in der Hoffnung, dass Roy nicht mutwillig gewalttätig war, sondern lediglich ein wenig übers Ziel hinausgeschossen hatte. »Du hast gedacht, wenn du Vaughn die Lust an seinem Projekt verderben könntest, dann würde er es aufgeben, zur Vernunft kommen und den Job als Coach annehmen.«
Roy musterte sie aus schmalen Augen.
»Ich weiß es, Roy. Als ich dich heute mit einer Zigarette sah, da wurde mir plötzlich alles klar.«
»Ach was, du bist doch bloß ein dämliches Weibsstück, das keine Ahnung hat, wovon es redet.« Er spuckte auf den Boden, knapp neben ihre Füße.
Sie trat einen Schritt zurück. »Da irrst du dich leider. Ich weiß sehr gut, was Sache ist. Was würde wohl passieren, wenn ich der Polizei den Zigarettenstummel aushändigen würde, den du heute Morgen vor dem Cozy Cups ausgetreten hast? Und wenn die Polizei diesen Stummel mit jenem vergleichen würde, den man an der Stelle fand, wo das Feuer ausgebrochen ist?« Sie konnte nur hoffen, dass sie überzeugend klang, denn sie hatte keinerlei Beweise.
Sie hatte weder Roys Kippe aufgehoben, noch wusste sie, wie die Sachverständigen feststellten, wodurch Brände ausgelöst wurden. Sie wusste noch nicht einmal, ob im Gästehaus tatsächlich ein Zigarettenstummel gefunden worden war. Aber eines wusste sie mit Sicherheit: Roy war der Täter.
Dass er mit einem Mal leichenblass wurde, verstärkte ihren Verdacht nur noch. »Gib es einfach zu, Roy, denn du kommst mir vor wie ein anständiger Kerl. Du liebst deinen Sohn und willst nur das Beste für ihn. Daraus kann dir niemand einen Strick drehen.«
Seine Hände begannen zu zittern, seine Verwegenheit und seine Arroganz waren wie weggeblasen. »Eigentlich wollte ich gar nicht so weit gehen.«
»Ich weiß.« Sie streckte ihm die Hand hin, doch er ergriff sie nicht.
»Ach, wirklich? Zuerst hatte ich nämlich nur ein paar Kleinigkeiten geplant - ausgebliebene Lieferungen, Handwerker, die nicht auftauchen. Und war es nicht eine geniale Idee, vor der Inspektion die Leitungen zu durchtrennen?«
»Nun, genial ist vielleicht nicht ganz der richtige Ausdruck...«, murmelte sie.
Doch er hörte gar nicht zu. Sein Ausdruck war einfältig, doch in den Augen glänzte der Stolz angesichts seines Einfallsreichtums. »Ich wusste, ich war in der Lage, danach alles wieder ins Lot zu bringen, aber das würde gar nicht mehr nötig sein, wenn Vaughn erst einsah, dass er zum Trainer geboren ist, und dass das Gästehaus ihm nur Probleme am laufenden Band bereitet und den Aufwand gar nicht wert ist.«
Annabelle nickte. »Aber dein Plan ging leider nicht auf, stimmt‘s? Vaughn ließ sich nicht so leicht wie erwartet von seinem Traum abbringen, also hast du beschlossen, das Gästehaus abzufackeln und der Sache ein für alle Mal ein Ende zu bereiten.« Bei dem Gedanken fröstelte sie.
»Aber nein, so war es nicht!« Roy wirkte empört.
Aus dem Augenwinkel beobachtete Annabelle, wie Vaughn sich näherte und leise den Raum betrat. Sie konnte ihm keinerlei Zeichen geben, also konzentrierte sie sich auf Roy und hoffte, Vaughn würde sich im Hintergrund halten.
»Was ist gestern Nacht wirklich passiert? Sag es mir, damit ich dir helfen kann.«
Roy fuchtelte frustriert mit den Händen. »Es sollte nur ein kleines Feuer werden, zur Warnung - ein allerletztes Ärgernis. Aber das Holz war trocken und hat viel schneller Feuer gefangen, als ich dachte. Ich rannte zum Auto, um über Handy die Feuerwehr zu verständigen, aber die war bereits unterwegs und der Nordflügel war inzwischen fast
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