Mach mich nicht an
Bruno, ihr neuer Klient, der sie langsam, aber sicher in den Wahnsinn trieb.
Der Kerl hatte beängstigend große Zähne (die dank seines schwarzen Smokings regelrecht leuchteten) und ein noch größeres Grinsen, aber sein Selbstbewusstsein war definitiv das Größte an ihm. Leider waren auch seine Hände nicht eben zu klein geraten, und die Tatsache, dass er sie mit Vorliebe auf Annabelles Hintern parkte, machte ihn nicht gerade sympathischer. Der Typ wusste ganz offensichtlich nicht, dass der Ausdruck »Geschäftskontakte« nicht körperlich zu verstehen war. Annabelle hatte die Nase gestrichen voll von ihm und seiner Grapscherei und wäre am liebsten stante pede nach Hause gegangen.
Dummerweise hatte sie dem guten »Russ«, wie er genannt werden wollte, gestattet, sie in der Firma abzuholen, weshalb sie jetzt hier festsaß, bis er zum Aufbruch bereit war. Wenigstens war er im Augenblick in eine Unterhaltung vertieft, über die er seine Begleiterin zum Glück für kurze Zeit vergessen hatte. Seine Gesprächspartnerin, eine hübsche brünette Seifenopern-Schauspielerin, zeigte sich sichtlich beeindruckt von seinem Körperbau und seinem attraktiven, jungenhaften Gesicht.
Annabelle bedeutete dem Barkeeper, ihr Glas aufzufüllen. Ehe sie einen Schluck nahm, gähnte sie ungeniert - und unüberhörbar, worauf Russ prompt herumfuhr.
»Hoppla! Ich fürchte, ich habe meine bezaubernde Begleiterin vernachlässigt.« Er bedachte die Schauspielerin mit einem bedauernden Blick und widmete Annabelle erneut seine gesamte Aufmerksamkeit.
»Kein Problem«, murmelte Annabelle.
Russ kicherte verlegen und nahm ihre Worte ganz offensichtlich nicht ernst. »Ich habe gerade von meinem Aufstieg aus der Jugendliga erzählt und dabei alles andere vergessen, aber nun bin ich wieder ganz dein.« Er sah sich bemüßigt, seine Aussage zu unterstreichen, in dem er kühn die Hand, die auf Annabelles Rücken lag, hinunter zum Po gleiten zu lassen.
Die Schauspielerin stöckelte empört von dannen, was Russ zu einem erleichterten »Puh« veranlasste. »Ich dachte schon, ich werde sie gar nicht mehr los. Tut mir sehr Leid, Schätzchen.«
Annabelle kochte innerlich, lächelte jedoch weiterhin, um den Schein zu wahren. Gleich morgen früh würde sie ihren Schwestern mitteilen, dass dieser Lüstling ab sofort ihr Exklient war und ihn der neuen PR-Agentin zuschanzen - die die Firma allerdings erst engagieren musste.
Bis dahin musste sie ihn sich allerdings irgendwie vom Leibe halten. »Russ«, flötete sie zuckersüß, »du hast die Wahl: Entweder nimmst du jetzt sofort deine Pranke von meinem Hintern oder ich breche dir den Arm.«
»Du hast gehört, was die Lady gesagt hat, Bruno!«
Diese Stimme kannte Annabelle so gut wie ihre eigene. Ihr Herz setzte einen Takt aus, doch sie erstickte jegliche Euphorie sogleich im Keim - schließlich wusste sie nicht, weshalb er überhaupt hier war.
»Ich fress einen Besen! Brandon Vaughn!« Russ nahm blitzschnell die Hand von Annabelles Hintern und streckte sie der Footballlegende hin.
Doch ein rascher Blick in Vaughns angespanntes Gesicht verriet Annabelle, dass es wohl zu keiner freundschaftlichen Begrüßungsszene kommen würde. Sie stellte die beiden pflichtschuldig vor, bezweifelte aber, dass Vaughns Laune sich dadurch merklich verbessern würde.
»Russel Bruno, das ist Brandon Vaughn.«
Sie sollte recht behalten.
Brandon übersah Bruno und seine ausgestreckte Hand geflissentlich und sagte lediglich: »Annie, es wird Zeit, nach Hause zu gehen.«
Sie zog eine Augenbraue hoch. Die Aussicht, nach Hause zu gehen, noch dazu mit Brandon Vaughn, erschien ihr bisher das Erfreulichste an diesem Abend. Aber so leicht wollte sie es ihm dann doch nicht machen. Er sollte nicht glauben, dass er hier antanzen und ihr Befehle erteilen konnte, zumal er sich eine ganze Woche nicht gemeldet hatte.
Jedenfalls wusste er sich glänzend in Szene zu setzen: In Denim Jeans, schwarzem T-Shirt und sportlicher Jacke war er zwar underdressed im Vergleich zu den anderen Anwesenden, die samt und sonders in Smokings steckten. Nichtsdestotrotz fand Annabelle, dass er atemberaubend sexy aussah.
Und das, obwohl seine Miene zum Fürchten grimmig war.
Russ brach auch gleich in Angstschweiß aus und warf Annabelle einen vorwurfsvollen Blick zu. »Ich dachte, du wärst mit mir hergekommen«, plapperte er. »Vaughn, wenn ich gewusst hätte, dass sie deine Begleiterin ist, hätte ich doch nie, ich meine, nicht einmal im Sinne
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