Mach mich nicht an
Gästehaus gebucht hatten. Doch auch für diese Tätigkeit fehlte ihr der nötige Biss. Ihre Gedanken kreisten unaufhörlich um diesen Kuss - ein Kuss, dessen Intensität sie ernsthaft an ihrer Entscheidung, enthaltsam zu bleiben, zweifeln ließ. Ihrer eigenen ungestümen Reaktion nach zu urteilen litt sie eindeutig an Entzugserscheinungen. Die letzte Beziehung war eben schon viel zu lange her - sie sehnte sich sichtlich nach Körperkontakt.
Und es gab nur einen Mann, der diese Sehnsucht stillen konnte.
Sie befand sich allein mit Vaughn in diesem riesigen Haus, und zwischen ihnen gab es nichts außer der Erinnerung an diesen Kuss. War es da nicht ganz natürlich, dass sie ihre Aussichten neu überdachte und sich gestattete, ihrem Verlangen nachzugeben?
Zugegeben, es wäre nicht das erste Mal, dass sie diesen Weg einschlug und dabei auf die Nase fiel, aber sie hatte ihre Lektion gelernt, und diesmal bestand ohnehin keine Gefahr: Ihr Aufenthalt hier war nur von begrenzter Dauer und Vaughn hatte ihr von vornherein zu verstehen gegeben, dass seinerseits kein Interesse an einer ernsthaften Beziehung bestand. Sie blieb ohnehin nicht lange genug in dieser kleinen Stadt, in diesem großen Haus, um ihr Herz an Brandon Vaughn zu verlieren - aber das hinderte sie nicht daran, sich ein bisschen mit ihm zu amüsieren.
Wenn sie Vaughn nicht früher oder später verführte, würde sie nämlich mit ihrer Arbeit keinen Schritt weiterkommen. Natürlich musste sie es langsam angehen - er war offensichtlich auf der Hut - aber ihr Entschluss stand fest.
Schließlich riss sie ihr knurrender Magen aus ihren Gedanken. Es war an der Zeit, sich um das Essen zu kümmern, zumal die Arbeit ihr ohnehin nicht so recht von der Hand gehen wollte. Sie würde für sich und ihren abgängigen Mitbewohner etwas kochen - Vaughn hatte sie nämlich vor Stunden hier abgesetzt und sich dann aus dem Staub gemacht, vermutlich auf der Suche nach noch mehr Platz, Ruhe und Frieden. Gegebenenfalls konnte sie seine Portion ja warm stellen.
Annabelle machte sich auf in die topmoderne Küche und durchforstete Kühlschrank und Kästen nach etwas Essbarem. Im Gefrierfach entdeckte sie zwei Steaks, außerdem gab es Ofenkartoffeln und ein wenig brauchbares Grünzeug für einen Salat. Eine Stunde später brutzelten die aufgetauten und marinierten Steaks auf dem im Multifunktionsherd integrierten Grill. Sie hatte sogar eine Flasche Merlot aufgestöbert und war bereits angenehm angesäuselt und im Begriff, die Steaks umzudrehen, als Vaughn endlich auftauchte.
»Annabelle, bist du da?« rief er laut.
Der Klang seiner tiefen Stimme ließ ihr Herz schneller schlagen. Sie zwang sich, mit nonchalanter Lässigkeit am Herd stehen zu bleiben, bis er hereinkam.
Als er die Küche betrat, legte sie gerade die Steaks auf die Teller und stellte sie zu den übrigen Speisen auf den Tisch, erst dann sah sie zu ihm hoch. Dabei bot sich ihr ein wahrer Augenschmaus. Vaughn hatte zwar seine aktive Sportlerkarriere beendet, aber nie aufgehört zu trainieren. Sein T-Shirt, an Bauch und Ärmeln abgeschnitten, brachte Muskeln und Sonnenbräune so richtig gut zur Geltung. Er sah einfach verboten attraktiv aus.
Widerwillig riss sie sich von seinem Anblick los. »Natürlich bin ich hier, wo du mich vor Stunden abgesetzt hast, ehe du spurlos verschwunden bist. Wo sollte ich wohl sonst sein? Du hast mir doch ans Herz gelegt, mein Auto in New York zu lassen.«
Er besaß den Anstand, eine betretene Miene zur Schau zu stellen. »Entschuldige. Ich brauchte dringend -«
»Lass mich raten: Ruhe? Frieden? Platz?«, beendete sie seinen Satz.
»Genau.« Er grinste sein sexy Grinsen. »Und hier wurde inzwischen fleißig gekocht, wie ich sehe.« Er schob die Hände in die hinteren Hosentaschen und linste über ihre Schulter auf den Esstisch.
»Ganz recht.«
»Und zwar für zwei, wie ich sehe.«
Erwischt. Sie errötete. »Na ja, ich dachte, wenn ich schon an deine Vorräte gehe, sollte ich wenigstens für dich mitkochen. Nur für den Fall, dass du Hunger hast.«
Vaughn betrachtete mit denkbar schlechtem Gewissen den gedeckten Tisch. Da führte er sich auf wie ein Idiot und sie kochte trotzdem für ihn mit.
»Danke«, sagte er verlegen. Diese Art von Aufmerksamkeit war er nicht gewohnt.
»Gern geschehen. Setz dich doch. Oder hast du bereits gegessen?«
Er schüttelte den Kopf. Er war joggen gewesen, um die Gedanken an ihren heißen Sommerkuss aus seinem Gehirn zu verbannen - und kläglich
Weitere Kostenlose Bücher