Mach mich nicht an
Mistkerl, der sich sein bester Freund schimpfte, beschlossen, Annabelle den Hof zu machen.
Als er an der großen Picknickdecke angelangt war, sagte er: »Ich dachte, wir wären hier, um zu arbeiten?«
Annabelle, die noch nicht mit ihm gerechnet hatte, sah überrascht zu ihm hoch. Ihr Adrenalinspiegel schoss in die Höhe.
»Wir haben ja auch gearbeitet«, verteidigte sich Nick mit einem Seitenblick auf Vaughn. »Nachdem ich Annabelle alles gezeigt hatte, wollten wir zu dir ins Büro kommen, aber Mara behauptete, du wolltest nicht gestört werden.«
Der Gedanke an Mara entlockte Annabelle ein Grinsen. Die Gute nahm kein Blatt vor den Mund - weder in geschäftlichen Belangen noch bei irgendeinem anderen Thema. Sie hatte auf Teufel komm raus mit Nick geflirtet, doch dieser hatte ihr mehr als offensichtliches Interesse geflissentlich ignoriert. Als er Mara bat, bei einem Restaurant in der Nähe für sich und Annabelle einen Picknickkorb zu bestellen, hätte sie ihm beinahe das Telefon an den Kopf geworfen.
Interessant, die beiden, dachte Annabelle. Genau wie das Picknick-Lunch übrigens, das sie einigermaßen unvorbereitet getroffen hatte. Und mindestens so interessant wie ihr Auftraggeber, der aussah, als wollte er entweder das Mittagessen oder den hyperaktiven Hund, der um seine Beine tänzelte, gleich in Grund und Boden stampfen.
Sie schnappte sich Boris und fügte, an Vaughn gewandt, hinzu: »Wortwörtlich sagte sie: ›Brandon hat mich zur Schnecke gemacht und mir mit Entlassung gedroht, falls er gestört wird‹.«
Vaughn fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Es war ein ziemlich anstrengender Tag.«
»Es ist doch erst zwölf. Was für kraftraubende Tätigkeiten hast du denn schon hinter dir?« Nick lachte leise. »Wie ich höre, gehst du nun doch zum Galadiner für die Universität. Hast du vor, den Job anzunehmen?«
Vaughn schüttelte den Kopf. »Ich hab dir doch gesagt, du sollst dich bewerben. Sie sollten sich glücklich schätzen, dich zu kriegen.«
»Ich bin doch bloß die zweite Wahl. Da beteilige ich mich lieber wie vereinbart an deinem Projekt.«
Annabelle verfolgte das Gespräch mit großem Interesse. Gut, Nick war Vaughns bester Freund und laut Joanne wirklich loyal, aber er spielte ganz eindeutig die zweite Geige, sowohl im Projekt Gästehaus als auch beim Trainerjob. Das war durchaus ein Motiv für Eifersucht. Doch würde Nick aus diesem Grund sein eigenes Projekt sabotieren? Klang ziemlich unwahrscheinlich, aber Annabelle konnte es sich nicht leisten, potentielle Krisenherde zu übersehen.
Sie wandte sich an Vaughn. »Ich hatte gehofft, wir könnten ein paar Details besprechen.«
Er nickte. »Ich habe jetzt Zeit.«
Sie erhob sich und klopfte sich ein paar Grashalme von der Juicy-Jogginghose. Bei all dem Schmutz auf der Baustelle hatte sie sich für möglichst unempfindliche, bequeme Kleidung entschieden.
»Ich nehme mir mal den Zeitplan für die voraussichtliche Fertigstellung vor und sehe zu, dass die Inspektoren von der Baukommission rechtzeitig antanzen«, sagte Nick.
»Frag Mara, ob sie den Termin für die Elektroinspektion schon bestätigt hat«, erinnerte ihn Vaughn. »Ich möchte so bald wie möglich mit dem Verlegen der Rigipsplatten beginnen.«
»Wird gemacht. Und ihr beide seht zu, dass ihr euch nicht die Augen auskratzt, wenn ich euch jetzt allein lasse.« Er blinzelte Annabelle spitzbübisch zu, was Vaughn zähneknirschend zur Kenntnis nahm.
»Wir werden uns Mühe geben«, zwitscherte Annabelle zuckersüß.
Kaum war Nick außer Hörweite, da drehte sie sich zu Vaughn um und fragte: »Freund oder Feind?«
»Freund«, erwiderte er ohne zu zögern. Der Blick aus seinen stahlblauen Augen war eisig. »Wie kannst du es wagen, diese Frage überhaupt zu stellen?«
Er zeigte sich seinem Freund gegenüber also vorbehaltlos loyal. Nicht, dass sie etwas anderes erwartet hätte. Aber konnte sie dasselbe von Nick sagen? »Ich werde schließlich dafür bezahlt, hier Ordnung zu schaffen.«
»Du wirst dafür bezahlt, das Image meines Projektes zu verbessern, und nicht, damit du die Loyalität meines Freundes in Frage stellst.«
Sie schüttelte den Kopf. Vaughn war eben ein typischer Laie - es war ihm nicht bewusst, dass PR in jeden einzelnen Aspekt seines Lebens mit hineinspielte. »Stimmt«, sagte sie, um ihn zu beruhigen. »Aber erst muss ich herausfinden, was los ist und wer Interesse daran haben könnte, die Eröffnung zu verhindern.«
»Du denkst doch nicht etwa, Nick würde
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