Mach mich nicht an
gern berührt hätte. Sie wirkte verführerischer denn je. Zu schade, dass er die Flammen der Leidenschaft dämpfen musste. »Soweit ich mich erinnere, habe ich dir eine Frage gestattet, aber keineswegs versprochen, sie zu beantworten.«
In ihren Augen blitzte Entrüstung auf, doch Annabelle meinte nur lässig: »Du enttäuschst mich, Vaughn.«
»Damit werde ich wohl leben müssen.« Aber es ging ihm mehr gegen den Strich, als er es sich anmerken ließ. Es behagte ihm nicht, wenn sie eine schlechte Meinung von ihm bekam - warum nur?
»Du solltest meine Hartnäckigkeit nicht unterschätzen«, sagte sie warnend. »Na gut, dann würde ich jetzt gern etwas über dieses Haus erfahren.«
Endlich eine Frage, die er ruhigen Gewissens beantworten konnte.
Sie erhob sich und griff nach den schmutzigen Tellern, doch er hielt sie am Handgelenk zurück, das sich erstaunlich schmal anfühlte. Seltsam, dass eine derart selbstsichere Frau so zerbrechlich wirken konnte! »Lass sie stehen«, sagte er. »Morgen früh kommt die Putzfrau.« Ob er wohl behutsam mit ihr umgehen musste, falls sie je miteinander im Bett landeten? Er verwarf den Gedanken gleich wieder. Sie war kräftiger als sie aussah und zäh wie Leder. Und er war ein Narr, weil er auch nur daran dachte, sich auf ein sexuelles Abenteuer mit dieser Frau einzulassen.
Er ließ jäh ihren Arm los und beantwortete ihre Frage. »Ich habe dieses Haus gekauft, weil es meinen Bedürfnissen entsprach.«
Sie setzte sich wieder. »Das weiß ich bereits. Aber du widersprichst dir selbst - einerseits behauptest du, du bräuchtest Platz und kaufst deshalb einen solchen Palast, andererseits benützt du nur einen Bruchteil davon.«
»Na und? Ich lege eben großen Wert auf Distanz, damit meine Privatsphäre gewahrt bleibt.«
»Aha. Das klingt einigermaßen einleuchtend.«
Er musterte sie aus schmalen Augen. »Aber überzeugt bist du noch nicht.«
Sie schürzte nachdenklich die Lippen. »Tja, als dir deine Mutter heute Morgen einen Besuch abstatten wollte, habe ich notgedrungenermaßen das eine oder andere mitgehört. Es war nicht schwer zu erraten, wie ihr zueinander steht.«
Er biss die Zähne zusammen. Er hasste es nach wie vor, von seinen Eltern zu sprechen; dabei war er längst mit sich selbst im Reinen. Zumindest versuchte er, sich das einzureden, doch dann fiel ihm wieder ein, was seine Eltern über ihn dachten.
»Hat das irgendetwas mit meinem Projekt oder meinem Haus zu tun?«
»Ich gewinne langsam den Eindruck, du bist nur nach Greenlawn zurückgekehrt, um deinen Eltern zu beweisen, dass du es in deinem Leben zu etwas gebracht hast.«
»Wann bist du zum Psychiater mutiert?«
Sie verdrehte die Augen. »Als PR-Agentin muss ich Menschen und Situationen einschätzen können, und im Augenblick sagt mir mein Gefühl, dass meine Fragen dir unangenehm sind.«
»Du wirst mir eben ein bisschen zu aufdringlich. Du hast ja heute höchstpersönlich erlebt, wie wenig meine Eltern von meinen Erfolgen halten; also, ja, du hast verdammt Recht, ich wollte ihnen mit diesem Haus etwas beweisen.«
»Und, hast du sie mit dem Kauf dieses Monstrums überzeugen können?«
»Nein«, musste er zugeben. »Im Gegenteil, jetzt schlage ich mich wieder mit dem ganzen Mist herum, der mir hier früher schon so auf die Eier ging.« Anstatt ihr wie geplant mit einem einzigen abweisenden Satz den Wind aus den Segeln zu nehmen, hatte er ihr damit einen weiteren, ungewöhnlich tiefen Einblick in seine Psyche gewährt.
»Warum ziehst du dann nicht einfach weg?«, bohrte sie unerbittlich nach.
»Weil ich in Greenlawn zu Hause bin«, knurrte er.
Sie befeuchtete mit der Zunge ihre Unterlippe. »Ein sehr triftiger Grund in meinen Augen.« Sie zögerte, dann holte sie tief Luft, wobei ihre Brust sich unübersehbar hob.
Er bemerkte es, sein Körper reagierte, doch er hielt sich zurück und wartete auf ihre Erklärung. Die erotische Spannung blieb bestehen, schwelte unter der Oberfläche, auch wenn die Debatte darüber auf später verschoben war. »Ach ja?«
»Du und Onkel Yank, ihr steht oder standet euch ziemlich nahe, also weißt du bestimmt, dass er uns zu sich genommen hat, nachdem unsere Eltern ums Leben gekommen waren.« Ihre Stimme bebte unversehens.
Eben hatten sie noch gegnerischen Teams angehört, doch jetzt griff Vaughn ohne auch nur darüber nachzudenken über den Tisch und nahm ihre Hand. »Tut mir sehr Leid, das mit deinen Eltern.«
Sie nickte dankbar.
»Was für ein Glück, dass ihr
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