Mach mich nicht an
tatsächlich zusahen oder vielleicht doch vollauf mit ihrem eigenen subtilen Vorspiel beschäftigt waren.
»Warum ziehen wir uns nicht irgendwohin zurück, wo wir ungestört sind?« Ein sinnlicher Glanz trat in Annabelles Augen. Er wäre ihrem Vorschlag nur zu gerne nachgekommen, doch leider kam das im Augenblick nicht in Frage. »Erst muss ich nach Hause und unter die Dusche.« Er beugte sich vor und knabberte an ihren Lippen. »Wie wär‘s, wenn du mir dabei Gesellschaft leistest?«
»Um ehrlich zu sein habe ich da eine bessere Idee.« Sie machte einen Schritt zurück.
»Und zwar?«
»Steht alles hier drauf.« Sie wedelte mit einem zusammengefalteten Zettel vor seiner Nase herum.
Er griff danach, doch sie zog wiederholt die Hand zurück, um ihn zu foppen.
»Kommst du mit, Annabelle?« rief Mara.
Vaughn sah eben noch, wie sie Nick mit der Hand über die Backe strich und sich dann umdrehte, von begehrlichen Blicken verfolgt. Nick schien es ganz schön erwischt zu haben. Nicht, dass es ihm anders ginge.
»Bin gleich da, Mara«, gab Annabelle zurück.
»Wo fahrt ihr hin?«, wollte Vaughn wissen.
Sie zog am Gummibund seiner Shorts und ließ den Zettel in seine Hose fallen. Sex-Appeal in Reinkultur. Dennoch glaubte Vaughn, in ihren Augen noch etwas anders zu erkennen - etwas, das ihm den Atem raubte und das Herz stocken ließ.
»Wir sehen uns dann heute Abend«, sagte sie mit rauchiger Stimme.
Er hielt sie am Handgelenk zurück. »Was führst du jetzt wieder im Schilde?«
Sie grinste. »Etwas ganz Besonderes, nur für dich, und zwar an einem Ort, wo es garantiert keine Unterbrechungen gibt«, versprach sie.
»Das letzte Taxi fährt gleich ab«, rief Mara dazwischen.
Annabelle winkte Vaughn zum Abschied mit den Fingern und schwang auf dem Weg zum Parkplatz noch einmal verführerisch die Hüften.
Nick stieß einen anerkennenden Pfiff aus. »Wer hätte gedacht, dass Wein auf Frauen eine derartige Wirkung hat.«
Vaughn lachte. »Ich nehme mal an, Mara hat versucht, dich einzuwickeln?«
Nick verdrehte die Augen. »Kann man wohl sagen.«
»Vertraust du ihr mittlerweile?«
»Ich gebe mir Mühe. Wie sieht es bei dir aus?«
»Ich muss mir über derlei Dinge nicht den Kopf zerbrechen. Annabelle hat ihre Arbeit hier bald erledigt und dann ist sie wieder weg.«
Nick scharrte mit dem Turnschuh im Staub. »Ja, klar, Kumpel. Das sagen wir Kerle immer, wenn wir uns für einen besonders tiefen Absturz wappnen.« Er klopfte Vaughn auf den Rücken. »Sei vorsichtig, ja?«
»Bist du seit neuestem etwa mein Kindermädchen?«
Nick grinste. »Ich weiß sehr gut, dass du durchaus in der Lage bist, auf dich selbst aufzupassen. Ich mache mir Sorgen um Annabelle.«
Doch Vaughn durchschaute die Lüge seines besten Freundes.
Auf dem Parkplatz trennten sich ihre Wege, aber noch ehe Vaughn dazu kam, Annabelles Botschaft aus seiner Hose zu fischen, hielt ein nur allzu bekannter blauer Chevrolet in der Parklücke neben ihm.
Seine Laune sank binnen Sekunden auf den Nullpunkt. Er öffnete die Fahrertür seines Autos, um zu signalisieren, dass er in Eile und wenig erfreut über das Auftauchen seiner Eltern war.
»Hallo, Mom, Dad«, begrüßte er die beiden, die eben aus ihrem Wagen kletterten. Den Ellbogen auf die geöffnete Tür gestützt, ließ er sie zu sich kommen. Er hatte keinen ihrer Anrufe erwidert und rechnete eigentlich schon seit Tagen mit ihrem Besuch - seit die Nachricht vom Vandalenakt im Gästehaus an die Öffentlichkeit gedrungen war.
»Hallo, Brandon.« Estelle machte einen Schritt auf ihn zu. Theodore wich nicht von ihrer Seite. Einen Augenblick herrschte verlegenes Schweigen.
»Woher wisst ihr, dass ich hier bin?«, fragte Vauhgn schließlich.
»Nun, praktisch jeder in der Stadt scheint zu wissen, dass du entweder auf deiner Baustelle anzutreffen bist oder auf dem Spielfeld, wo du Außenseiterkindern Privatunterricht erteilst«, entgegnete Theodore.
»Unverkennbar O-Ton Theodore Vaughn«, brummte Vaughn. »Aber egal. Fest steht, dass außer dir alle Bewohner der Stadt wissen, wo dein Sohn steckt.«
»Brandon, Theodore, fangt bitte nicht so an«, warf Estelle ein. »Wir sind hergekommen, um eine ganz normale Unterhaltung zu führen.«
»Was wir übrigens bereits telefonisch versucht haben, aber leider hast du uns mit Missachtung bestraft«, fügte ihr Mann hinzu.
Vaughn massierte sich mit den Fingerspitzen die Stirn. »Ich hatte viel zu tun.«
»Mit der Renovierung deines gottverlassenen Gästehauses,
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