Mach mich nicht an
zum Gästehaus mitnehmen?«, fragte sie. Von dort konnte sie alles selbst in die Hand nehmen.
Mara seufzte. »Okay, okay. Du bist also fest entschlossen, zu arbeiten. Wie es aussieht, hast du in der vergangenen Stunde überhaupt nichts gelernt.«
Annabelle faltete die Notiz noch einmal. »Ich sage nur so viel, Mara: Ich bin eine sehr gelehrige Schülerin, und ich lerne schnell.« Sie sah Mara in die Augen. »Vielleicht kannst sogar du dir noch eine Scheibe abschneiden.«
Sie erhob sich und zupfte die Kleider zurecht - den Rockbund zog sie eine Spur höher, sodass der Saum ein paar Zentimeter nach oben rutschte, dann zuckte sie ein paar Mal die Achseln, bis das weit ausgeschnittene Top wie zufällig eine Schulter entblößte und fuhr sich mit den Fingern durch das zerzauste Haar. Zu guter Letzt kramte sie noch einmal in ihrer Tasche, steckte sich ein Pfefferminzbonbon in den Mund und stöckelte die Tribüne hinunter zu ihrem ahnungslosen Opfer.
Vaughn und Nick entließen ihre Schützlinge, eine exklusive Truppe talentierter Highschool-Sportler, eben aus der Abschlussbesprechung. Die Jungs hatten die beiden Stars gebeten, mit ihnen den Sommer über zu trainieren und ihnen Tipps und Tricks für die neue Saison, die im Herbst begann, zu verraten. Nick und Vaughn hatten sogleich eingewilligt, da sie viel versprechenden jungen Talenten stets gern mit Rat und Tat zur Seite standen. Heute waren die Jungs allerdings etwas fußfaul gewesen und hatten immer wieder angetrieben werden müssen. Zudem war Vaughn durch die Anwesenheit einer gewissen blonden Schönheit auf der Tribüne nicht ganz bei der Sache gewesen und hatte sich arg zusammenreißen müssen, um sich auf die Spieler konzentrieren zu können, bis die Stunde vorbei war.
Der Besuch war bestimmt Maras Idee gewesen. Falls Nick durch die Anwesenheit der Mädels genauso abgelenkt war wie er selbst, dann hatte er es jedenfalls gut kaschiert.
»Hey, Todd«, rief er nun.
Der Junge kam angerannt. »Was liegt an, Coach?«
»Gute Arbeit beim heutigen Training.«
»Danke.« Todd starrte auf den Boden und scharrte mit den Fußspitzen im Staub.
»Und, wie ist dein Sommer bisher gelaufen?«, erkundigte sich Vaughn.
Achselzucken. »Eigentlich nicht schlecht - und das, obwohl ich Nachhilfestunden nehmen und Rasen mähen muss, anstatt mich mit meinen Freunden zu treffen.«
Vaughn lachte. »Ich bin sicher, dir bleibt noch genügend Zeit für deine Freunde.«
Todd grinste. »Ja, ja.«
»Und falls dich das Ganze irgendwann frustriert, dann denk einfach an dein Ziel. Du brauchst deine Schulbildung als Hintertür. Sieh dir mich an - wenn ich mir schon in der ersten Saison das Knie ruiniert hätte, ginge es mir schlecht; ich hatte nämlich nicht die Hilfe, die du bekommst, um dein Problem zu bewältigen.«
Todd schielte mit einer Mischung aus Vertrauen und Ehrfurcht zu seinem Idol hoch, was Vaughn nicht unbedingt behagte, aber er sagte sich »Was soll‘s?« Seinetwegen konnte der Junge ihn gern für einen Heiligen halten, solange er nur weiterhin motiviert war, zu lernen.
»Alles klar, Coach.«
Vaughn streckte instinktiv die Hand aus und fuhr ihm durch die Haare, dann schob er sie wieder in die Tasche.
»Hey, Todd, kommst du?«, rief einer seiner Freunde.
»Mach dich mal besser auf die Socken«, sagte Vaughn mit einer entsprechenden Kopfbewegung.
»Mach ich. Ahm, Coach?«
Vaughn zog eine Augenbraue hoch. »Was gibt‘s?«
»Danke.« Und schon war der Junge weg, um die anderen einzuholen.
Vaughn drehte sich zu Nick um. »Mann, der Kleine hat vielleicht Talent.«
Zustimmendes Nicken. »Und er arbeitet verdammt hart an sich. Das Einzige, was ihn am Weiterkommen hindert, ist sein -«
Wie auf ein Stichwort wurde er von einem lauten »N‘ Abend!« unterbrochen und Roy kam mit großen Schritten auf die beiden zu. »Ich habe gehört, dass ihr heute trainiert und mir gedacht, ich schaue mal vorbei, um zu sehen, wie sich mein Sohnemann schlägt.«
»Wenn man vom Teufel spricht...« Nick lachte und wies in Richtung Parkplatz. »Todd ist eben gegangen.«
Roy trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. »Weiß ich. Ich wollte nicht, dass der Junge mitbekommt, wie ich mich nach ihm erkundige. Wär ihm vor seinen Freunden sicher todpeinlich.«
Vaughn schob die Hände in die Hosentaschen. Und wozu nervst du dann mich? fragte er sich im Stillen. Er hatte sich zwar stets gewünscht, sein Vater würde wenigstens ein kleines bisschen Interesse für seine Spiele und seine
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