Mach mich scharf!
Lichtstrahlen erfasst wurde, sogar noch beschleunigte. Keine zwei Sekunden später wirbelte der Schlossherr mit einem lauten Aufschrei durch die Luft.
Hexe!, schoss ihm durch den Kopf, bevor er hart auf dem Kies aufschlug.
***
»Idiot!«, schrie Samantha, als sein Körper von der Motorhaube erfasst wurde und gegen die Frontscheibe knallte, die sich nach einem lauten »Päng« mit unzähligen Rissen durchzog. Samantha rammte den Fuß in das Bremspedal, worauf der VW schlitternd zum Stillstand kam und der Motor erstarb.
»Oh mein Gott!« Panisch wurde ihr bewusst, dass sie gerade einen Menschen überfahren hatte. Niemals hätte sie gedacht, dass dieser Irre in der Durchfahrt stehenbleiben würde!
Mit zitternden Knien stieg Samantha aus dem Wagen.
Sofort sah sie die große Gestalt, die sich bäuchlings in den Kies gegraben hatte, als hätte ein Meteorit darin eingeschlagen. Damians Kopf war in einem unnatürlichen Winkel verdreht.
Ein kurzer Blick auf die Fassade des Hauses zeigte ihr, dass wohl niemand den Unfall mitbekommen hatte. Hinter keinem der Fenster flackerte ein Licht auf.
Die kühle Nachtluft ließ eine Gänsehaut auf ihrem verschwitzten Körper erscheinen. Bibbernd vor Kälte und des Schocks, blickte sie auf ihn hinab, während ihr die Tränen in den Augen standen. Diesen heftigen Aufprall konnte er unmöglich überlebt haben. Nach und nach sickerte in ihr Gehirn, dass sie einen Menschen getötet hatte!
»Oh Gott! Das wollte ich nicht!«, sagte sie mit zitternder Stimme, als plötzlich Damians Arm hervorschoss und ihr Handgelenk umklammert wurde, als wäre sie in einem Schraubstock gefangen.
Samantha stieß einen Schrei aus. Ihr Herz hämmerte wild, als der große Mann aufstand und sie nach oben zog, während sich knackend seine Halswirbel einrenkten. Dieses Geräusch verursachte in ihr Übelkeit. An seinem Körper konnte sie nicht das geringste Anzeichen einer Verletzung erkennen, obwohl seine Pyjamahose total ramponiert aussah.
»Du hast sie wohl nicht alle! Das war ziemlich gemein von dir, du Hexe«, erzürnte er sich und zerrte sie ins Schloss zurück.
»Was ... wie ... aber warum sind Sie ...«
»... weder verletzt noch tot?«, schnaubte er. »So schnell bringt mich nichts um.« Damian lockerte seinen Griff und Samantha bemerkte, dass sie ihm aus freien Stücken folgte. Ihre Erleichterung darüber, dass er noch lebte, überdeckte wohl ihre Angst. Sie war sogar froh über seinen Zorn! Hauptsache, er lebte.
***
Damian führte Samantha in die Ahnengalerie, wobei seine Gedanken immer wieder zu der Szene von eben zurückkehrten und an ihm nagten: Sie hatte ihn einfach überfahren! In dieser Frau steckte anscheinend mehr von ihren Vorfahren, als ihm lieb war.
Vor einem großen Portrait blieb er stehen und sagte: »Das bin ich. Der Earl von Cunningham.« Er blickte sie an.
Samantha starrte ungläubig zurück.
Ruhig versuchte er ihr zu erklären, dass sie eine ganz besondere Frau war – die letzte eines mächtigen Hexengeschlechts.
Verständnislos schüttelte sie den Kopf. »Hexen waren meine Vorfahren?«
Er nickte. »Ja. Die Hexe Meredith, deren Ur-Urenkelin du bist, hat mir damals, als ich noch der Earl von Cunningham gewesen bin, meine Seele genommen.«
»Warum?«, fragte Samantha.
Er zögerte. »Weil ... weil ich mich der schwarzen Magie verschworen habe«, erklärte er.
»Oh Gott.« Samantha blickte wieder auf das Bild.
Damian fuhr fort: »Meine Seele wird nun von Generation zu Generation an das erstgeborene Mädchen deiner Familie weitergegeben, ohne dass sie es weiß oder bemerken könnte.« Er beobachtete Samantha, die schwer atmete.
Damian setzte nun alles daran, sich endlich seine Seele zurückzuholen. Zu lange schon hatte er sein Schicksal untätig hingenommen. Doch das funktionierte nur, wenn er Samanthas Liebe gewann, was er ihr natürlich tunlichst verschwieg. Er musste sie einfach dazu bringen, ihn zu lieben. Deshalb wich er ihr am Tag nur sehr selten von der Seite. Sie konnte ihn zwar nicht sehen, allerdings hatte er bemerkt, dass sie seine Anwesenheit spürte. Ihre Reaktion auf ihn hatte Damian angenehm überrascht. Deswegen fügte er mutig hinzu: »Ich kann mich unsichtbar machen, wann und wo es mir beliebt, denn ich bin als eine Art Dämon zum ewigen Dasein verdammt.«
***
»Samantha«, sagte er sanft und wollte ihre Hand berühren, doch sie entzog sie ihm sofort. Sie spürte, dass er sie beobachtete, während Samantha versuchte, all das Gesagte zu verarbeiten.
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