Mach mich wild!
rabenschwarzes Haar und die hohen Wangenknochen. Ragnar war auf seine Art schön, aber wild und unbeherrscht ... einfach eine gewaltige Erscheinung! Auch wenn er ein Mann genau nach ihrem Geschmack war, würde sie um nichts auf der Welt etwas mit ihm anfangen. Er war ein Barbar und ein Feind ihres Volkes.
Als Grasländerin war es ihr gestattet, sich einem Mann ihres Volkes hinzugeben, allerdings musste sie sich ihre Unversehrtheit bewahren, denn die durfte nur ihr Ehemann nehmen. Aber es gab ja so viele Spielarten der Liebe ...
Menja bemerkte, wie sie ins Träumen geriet, wobei sich ihre Brustspitzen aufrichteten. Sie dachte an ihren ersten Liebhaber Bove, der es verstanden hatte, sie mit dem Mund zu verwöhnen wie kein anderer. Wenn sie sich vorstellte ... Plötzlich wurde ihr gewahr, dass alle im Raum sie anstarrten. Heute war etwas anders als sonst. Ein ungutes Gefühl kroch wie tausend kleine Spinnen an ihrem Rücken nach oben und hinterließ eine eisige Spur.
»Vater, wo sind die Gaben?«, fragte Menja vorsichtig. Normalerweise standen zahlreiche Säcke und Kisten im Raum, gefüllt mit Getreide und Früchten.
Ihr Vater blickte sie traurig an. »Ragnar hat dieses Mal etwas anderes gefordert.«
»Was?« Menjas Blut rauschte ihr in den Ohren. Sie wusste die Antwort, bevor ihr Vater den Mund aufmachte: »Dich.«
Menja wich ein paar Schritte vor dem Hünen und seinen Kriegern zurück, die sie mit unverhohlenem Interesse mus-terten. »Nein ...«, flüsterte sie und schüttelte so vehement den Kopf, dass ihr das blonde Haar ins Gesicht fiel. »Das ist gegen die Abmachung!«
Einer der Krieger trat auf ein Nicken Ragnars nach vorne, um ihren Arm zu ergreifen. Menja versuchte ihn abzuschütteln, doch erfolglos. »Der Fürst braucht eine neue Dienerin. Es ist eine Ehre für dich, also zolle deinem Herrn den nötigen Respekt!« Er schubste sie vor sich her nach draußen, wo noch mehr Waldländer standen oder auf Pferden saßen. Die Scheuklappen der Tiere und selbst das Zaumzeug waren mit eisernen Dornen verziert. Sie wirkten ebenso bedrohlich wie ihre Reiter.
Viele Grasländer standen vor ihren Hütten und blickten ängstlich zu ihnen herüber, aber keiner eilte Menja zu Hilfe. Selbst ihr Vater nicht. Sie glaubte, zu ersticken. Sollte es etwa ihr Schicksal sein, die Dienerin eines Barbaren zu werden? »Ich bin keine Sklavin!«, schrie sie Ragnar an und wollte fliehen, aber der Krieger hielt sie immer noch in seinem stählernen Griff.
»Wie wagst du es, mit deinem Herrn zu sprechen! Du hast ihn gefälligst bei seinem Titel zu nennen!« Der Krieger holte aus. Es war eindeutig, dass er sie schlagen wollte. Im letzten Augenblick schoss Ragnars Hand hervor und stoppte ihn.
»Keiner von euch rührt sie an«, knurrte Ragnar bedrohlich. Es war das erste Mal, dass Menja ihn überhaupt sprechen hörte. Bis jetzt hatte er das immer seinen Handlangern überlassen. »Sollte es dennoch einer wagen, werde ich ihm den Kopf abschlagen.«
Dann wandte sich der Kriegerfürst an Menja. Beinahe zärtlich umschloss er mit seiner großen, schwieligen Hand ihre Wange und zwang sie dazu, ihm in die Augen zu blicken. Menja musste weit zu ihm aufschauen, da sie so klein war. »Wenn du machst, was ich dir sage, wird dir kein Leid geschehen.« Seine Stimme war tief und weich, dennoch schwang ein bedrohlicher Unterton darin mit. »Solltest du mir widersprechen, überlasse ich dich meinen Männern.«
Menja schluckte schwer, doch sie hielt seinem Blick stand. Sie würde sich von ihm nicht so behandeln lassen wie die Frauen seines Volkes. Sie war eine Grasländerin! Sie hatte bei seinesgleichen vielleicht keine Rechte, aber Menja besaß immer noch ihren Stolz. Den würde ihr dieser Barbar nicht nehmen. Niemals!
Überrascht keuchte sie auf, als Ragnar um ihre Taille griff und sie so leicht wie eine Feder auf sein Pferd hob. Dann schwang er sich hinter sie auf den Sattel. Sofort trabten sie los.
Mit Tränen in den Augen blickte sich Menja Hilfe suchend zu ihrem Vater um, aber sie konnte ihn nicht sehen. Anscheinend war er wieder in der Hütte verschwunden. Ein paar Grasländer ballten die Hände zu Fäusten, doch auch sie wagten nicht, sich gegen den Waldfürsten und seine Mannen aufzulehnen. Sie wussten, dass Ragnar sie zerquetschen würde wie lästige Insekten.
Menja zitterte, aber nicht, weil ihr kalt war – es war die Angst vor dem Unbekannten. Der Fürst hatte den Ruf, gewalttätig und grausam zu sein. Er würde sie bestimmt nicht gut
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