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Mach sie fertig

Mach sie fertig

Titel: Mach sie fertig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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unterstützen. Die an eine andere Gesellschaft glauben.«
    Nach einer Weile stand Felicia auf. Es sollte eine Art Vorlesung stattfinden, die alle Kursteilnehmer anhören konnten. Sie fragte Niklas, ob er mitgehen wollte – es war kein Problem, Besucher mitzubringen. Selbstverständlich, okay, es würde bestimmt interessant werden. Innerlich war er nervös. War noch nie zuvor bei einer Vorlesung gewesen. Außer bei den Meetings von DynCorp vor den Einsätzen da unten.
    Eine Menge Leute sammelten sich vor einem der größeren scheunenartigen Häuser. Felicia und ihre Zimmergenossin begrüßten viele von ihnen. Nahezu die Hälfte aller glich denen, die Niklas vorher auf dem Rasen gesehen hatte. Sie sahen nicht gerade aus wie Krieger. Und dennoch: Felicias rasierter Schädel machte ihm Hoffnung. Abgesehen von dem Pferdeschwanz, ein richtiger GI -Cut.
    Die Scheune beherbergte einen riesigen Hörsaal. Weißgestrichene Holzwände, leistungsstarke Belüftungsanlage, Beleuchtung, Videoprojektor an der Decke, Bestuhlung mit einem kleinen aufklappbaren Tisch für den Notizblock.
    Die Dozentin trug Jeans und eine rot karierte Bluse. So um die vierzig. Niklas hatte etwas anderes erwartet: eine professorähnliche Type mit Brille auf der Nasenspitze und Tweedjackett. Ihm fiel auf, wie naiv er war.
    Felicia flüsterte ihm zu: »Das hier wird dir gefallen.«
    Die Dozentin legte los. Stellte sich vor, brachte eine einleitende Story über eine Werbekampagne, die gerade angelaufen war. Nach Aussage der Dozentin privatisierte die Kampagne die weibliche Identität und untermauerte auf diese Weise eine politisch geschaffene Geschlechteridentifikation. Dann kam es noch heftiger. Sie ließ sich über Geschlechterrollen, die Unterwerfung unter das starke Geschlecht, Geschlechterhierarchien und Geschlechtsumwandlungen aus. Niklas sah sich um. Unterschiedliche Altersgruppen. Felicia wie in Trance. Joanna, die Schamanin, malte Blumen in ihren Block. Sie nahm das Ganze nicht ernst.
    Er beobachtete die Jüngeren. Potentielle Soldaten? Waren sie bereit, nächtelang zusammengekauert auf dem Rücksitz eines Autos zu hocken, tagsüber knallhart an der Planung zu arbeiten, Türen einzutreten, sich um weinende Kinder zu kümmern, die illegalen Kombattanten anzugreifen?
    Schließlich: Sein Blick blieb an einem Typen etwas weiter entfernt in derselben Stuhlreihe hängen. Kurzes dunkles Haar. Eine Menge Ringe im Ohr, in einer Reihe aufgehängt, als hätte ihm jemand die Spirale eines Notizblocks vom Ohrläppchen an aufwärts angenietet. Der Typ sah jung aus, kurzärmliges T-Shirt: schmale, zierliche Arme. Soldatenarme. Niklas hatte sie bei so vielen da unten gesehen; ihre Körper besaßen eine Zähigkeit, die sie weitaus mehr aushalten ließ als die Muskelprotze. Vor allem: Der Typ wusste, was Sache war. Stahlgrauer Blick, knallhart, stur auf die Dozentin gerichtet. Entschlossenheit. Starker Wille. Vielleicht war er die richtige Person.
    »Es geht nicht nur darum, die hierarchische Weltordnung umzukehren …« Die Dozentin blickte über die Schar der Zuhörer. Niklas kam es vor, als richtete sie ihren Blick geradewegs auf ihn. »Sondern sich von einem derartigen Weltbild völlig frei zu machen.«
    Niklas nickte zustimmend. Er würde, verdammt nochmal, die Hierarchie in den Familien Strömberg und Jonsson umkehren. Für den Anfang.
    Seine Konzentration ließ nach. Er versuchte, nicht die Augen zu schließen. Dennoch tauchten dieselben alten Bilder in seinem Kopf auf. Der Hinterhalt draußen vor der Moschee. Der Hinterhalt während seiner Joggingrunden in Aspudden. Der Hinterhalt aus der Welt seiner Träume: Claes Rantzells zerfetzter Körper. Jamilas Typ wie ein Häufchen Elend am Boden. Mats Strömberg wimmernd. Sie flehten um Gnade. Eine Gnade, die ihnen nicht zuteil werden würde.
     
    Felicia, die Schamanin und zwei Typen aus dem Kurs saßen mit am Tisch in der Hütte. Sie hatten in der Mensa der Hochschule gegessen. Es gab fleischlose Kost – nur Vegetarisches. Felicia schaute Niklas entsetzt an, als er das Essen in Frage stellte.
    Im Hintergrund: plärrende Musik.
    »Manu Chao ist phantastisch«, fand Joanna. Niklas dachte: Vielleicht für Schamanenübungen im Wald, aber nicht für Krieg.
    Niklas hatte Felicia einige Flaschen Bier und Cider abkaufen können.
    Joanna trank aus der Flasche, ohne den Flaschenhals mit den Lippen zu berühren. »Das ist nicht gut für deine Energie.« Felicia lachte laut los. Die Schamanenbraut war wirklich ein

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