Mach sie fertig
Ein Co-Soldier.
Er warf mit militärischen Begriffen, Angriffsstrategien, Waffenbezeichnungen nur so um sich. Skizzierte mögliche Einsätze, Ziele, Foltermethoden, Vorgehensweisen bezüglich der Hinrichtung der Opfer.
Erik nickte nur.
»Wir müssen das Ganze in den Griff bekommen. Ich bin bereits auf ’nem guten Weg. Hab schon ’ne ganze Menge Planung hinter mir und auch den operativen Teil vorbereitet. In ein paar Wochen wird es zur Sache gehen. Aber dafür brauch ich Verstärkung. Was meinst du? Willst du dabei sein?«
Stille. Die Manu-Chao-Scheiße im Hintergrund.
Niklas wiederholte die Frage. »Willst du dabei sein?«
»Johannes, ich glaub, du hast bei Felicia ein paar Bier zu viel getrunken.«
Niklas schüttelte den Kopf. Er war dicht, aber trotzdem. Das war Blödsinn.
»Ganz und gar nicht.«
»Mag sein, aber du hast zu aggressive Ideen. Das, was du da sagst, geht so nicht. Aber nett, dich getroffen zu haben.« Das Mädel neben Erik grinste schadenfroh.
Niklas wurde innerlich ganz kalt. Scheiße. Der Typ redete Scheiße. Das Mädel sollte zur Hölle fahren. Erik konnte sich selber ficken. Sie hatten keinen Durchblick. Hatten keine Ahnung vom Kämpfen. Von der Operation. Von dem, was getan werden musste.
»Du weißt nicht, wovon du redest«, entgegnete Niklas.
Erik wandte sich dem Mädel zu. Schüttelte mit dem Kopf. Es war klar, was er über Niklas dachte.
Das Mädel schüttelte ebenso den Kopf.
Das war eindeutig zu viel. Selbst hier – wo sie behaupteten, auf seiner Seite zu stehen – waren sie gegen ihn. Ärsche.
Niklas erhob die Stimme. »Ihr verdammten Kollaborateure. Ihr Verräter.«
Erik entfernte sich langsam. Tippte mit dem Zeigefinger gegen seine Stirn. Das Mädel folgte ihm. Das hier war too much. Jetzt verhöhnten sie ihn auch noch.
Niklas stürzte sich auf das Mädel. Kriegte ihre Strickjacke zu fassen. Zog sie zu Boden.
Sie wand sich mit dem ganzen Körper. Erik versuchte, sie zu schützen.
Niklas stand über ihr. Wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Ihnen zeigen, was Sache war, oder die Biege machen sollte.
36
Seit einer Woche als Mann der Jugos. Nicht jeden Abend – zum Glück – aber Donnerstag/Freitag/Samstag/Sonntag. Åsa fragte nicht nach. Sie sagte, sie sei froh, dass er einen Nebenjob bekommen hatte. Tagsüber döste er am Schreibtisch in der Verkehrsabteilung fast ein. Ignorierte die anderen Langweilerbullen. Sie fanden ihn arrogant, aber darauf schiss er hochachtungsvoll.
Jede Nacht dieselbe Chose. Er hing am Eingang herum, zusammen mit Andrzej und Belinda oder der anderen Stripperin/Kassiererin, die Jasmine hieß. Leicht verdientes Geld – Thomas nahm zweitausend Kronen am Abend ein. Kein Ärger, keine Diskussionen, nur ein paar ganz gewöhnliche geile Typen, die Spaß haben wollten.
Heute: ein freier Tag. Zuerst würde er mit Åsa zum Barkarby Outlet fahren. Sie wollte eine Herbstjacke kaufen. Am liebsten was »Strapazierfähiges«, wie sie sagte. Thomas wusste, was Åsa meinte. Er selbst war genauso. Normalerweise pfiffen sie auf protzige Markenware und alberne Designerstücke. Ihnen war die Beschaffenheit wichtiger als der äußere Schein. Doch bei bestimmten Produkten setzten sowohl Åsa als auch Thomas auf höchste Qualität, die nur bei den teuersten Marken zu haben war. Die Jacke sollte Regen und Kälte abhalten und den Schweiß von innen ableiten. Zugleich sollte sie leicht und angenehm zu tragen sein. Das bedeutete eindeutig geschmeidiges Gore-Tex-Material, das atmete, aber die Feuchtigkeit nicht hereinließ. Das bedeutete viel Geld.
Er beobachtete die Leute im Outlet. Familien mit verschnupften Dreijährigen. Jüngere Paare, die in der Innenstadt wohnten, aber gut ausgerüstet sein wollten, wenn sie in die Alpen fuhren. Ganz normale Leute. Führten sie ein glücklicheres Leben als er? Definitiv ein sichereres. Er hingegen verdiente sicherlich mehr, hoffte er doch zumindest.
Er musste an den Hausbesuch vom Adoptionszentrum neulich denken. Zwei Frauen mittleren Alters, die augenscheinlich ganz vernünftig zu sein schienen, waren zu ihnen gekommen. Thomas hatte etwas anderes erwartet, pingelige Bürokraten. Sie hatten eine Stunde lang in der Küche gesessen und über Kindererziehung, Elternzeit und die Probleme eines adoptierten Kindes, seine Identität zu finden, diskutiert. Åsa bestritt das Gespräch, während Thomas sich bemühte, an den richtigen Stellen zu nicken. Es verlief ziemlich gut.
Åsa war überglücklich. »Bald
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