Mach sie fertig
Startete dieselbe Suche nach ihm wie nach dem Bentley-Verkäufer. Erhielt sofort mehrere Treffer. Der Typ besaß ein umfassendes Belastungsregister: Gewaltandrohung, Körperverletzung, Raubüberfall, Drogenvergehen und dergleichen mehr. Ein übler Bursche, ein Vollprofi, einer, der ganz schön was auf dem Kerbholz hatte. Thomas forderte Urteile, Protokolle von Voruntersuchungen, Ermittlungsunterlagen, allgemeine Auszüge aus dem Fahndungsregister an. Arbeitete wie ein Besessener. Der Typ war verdächtigt worden, in mindestens drei große Raubüberfälle – mit der Betonung auf große – involviert zu sein. Ein Raubüberfall auf einen Sicherheitstransporter in Tumba im Frühjahr 2002 und einer in der Region von Norrtälje im Herbst desselben Jahres. Gesamtwert anderthalb Millionen Kronen. Aber noch heftiger: ein Raubüberfall in Arlanda. Thomas erinnerte sich vage an die Zeitungsartikel. Eine Flugfracht mit Geldscheinen. Viele, viele Millionen Kronen. Wisam Jibril war definitiv nicht irgendwer.
Horrende Beträge. Ein legendärer Coup. Traumhaft smarte Vorgehensweise. Aber keiner sah, hörte, wusste was. Dennoch: Nach dem, was Thomas im Polizeibericht las, ging in der Stadt das Gerücht um, dass Wisam Jibril in der Tsunamikatastrophe umgekommen sei. Obwohl er eigentlich seit ungefähr einem Jahr zurück in Schweden war. Jibril, der König der Raubüberfälle, besaß Konsumgüter wie ein Verrückter. Eigene Wohnung, diverse Fernseher mit Flachbildschirm, einen Bentley, Porsche, BMW . Eines anderen Polizeiberichts zufolge: Die Wagen, die der Verdächtige sich zulegte, waren letztlich von ein und demselben Unternehmen geleast – Dolphin Leasing AB .
Jibril: Ein Typ, der verbergen wollte, dass er auf ziemlich viel Knete hockte. Ein solcher Typ hatte alle Gründe der Welt, einen abgewrackten, erbärmlichen Strohmann um die Ecke zu bringen, der zur Belastung werden konnte, sobald er irgendwas ausplauderte.
Summa summarum: Thomas hatte möglicherweise einen Täter gefunden. Es gab eine Verbindung zu Rantzell und, noch wichtiger, ein Motiv. Das Einzige, was nicht ins Puzzle passte: Wo kam Rantzells Verbindung zu Palme ins Bild, wenn Jibril es war, der ihn abgemurkst hatte? Die Sache ging ihm einfach nicht aus dem Kopf. Irgendwas stimmte immer noch nicht.
Dennoch: Thomas musste Wisam Jibril ausfindig machen.
Thomas meldete sich erneut bei Jonas Nilsson. Nilsson war ein Ehrenmann. Hatte zuletzt Thomas mit dem alten Runeby bekanntgemacht.
Die Tage vergingen. Thomas arbeitete wie ein Verrückter. Tagsüber in der Verkehrsabteilung. Nachts im Club. Er und Jasmine, Belinda, Ratko sowie ein neuer Typ namens Kevin. Sein Nebenjob erschien ihm völlig normal. Sogar mehr als das; er liebte diesen Ort regelrecht. Die Gemeinschaft, die Freiheit.
Die Kerle von der Truppe waren noch abzuhaken. Er ging die Liste in seinem Kopf durch. Malmström, Adamsson, Carlsson und Winge: Dort gab es nichts mehr zu holen. Blieben noch: Torbjörn Jägerström, Roger Wallén, Jan Nilsson und Carl Johansson. Vier ehemalige Bullen des Einsatzkommandos. Irgendjemand von ihnen musste mehr über Adamssons Palme-Hass wissen. Doch Thomas hatte umdisponiert – diese Typen hier schienen härter zu sein, als er gedacht hatte. Winge hatte es bewiesen. Er musste zu anderen Mitteln greifen.
In gewisser Weise erstaunte es ihn, dass der Mann nicht wiederkam, der ihm und Åsa vor ihrem Haus gedroht hatte. Er konnte verstehen, warum es nicht herauskam, dass er Leif Carlsson vernommen hatte; der Typ war ja so weggetreten, dass er sich wahrscheinlich nicht mal mehr daran erinnerte, was er zum Frühstück gegessen hatte. Aber Winge – müsste nicht bald was geschehen? Andererseits: Winge wollte die Sache wahrscheinlich nicht unnötig an die große Glocke hängen, bevor er wusste, wer Thomas war, und das konnte er zu diesem Zeitpunkt nicht wissen. Thomas rühmte sich selbst – er hatte seinen eigenen Wagen natürlich nicht genommen, als er Winge verfolgt hatte.
Thomas suchte die Nummer von Kenta Magnusson raus, dem alten Fixer, den er sich mit Ljunggren im vergangenen Sommer auf dem Schulhof in Skärholmen vorgeknöpft hatte. Thomas kannte viele Typen wie ihn, aber Kenta war derjenige, dem er zuletzt einen Dienst erwiesen hatte.
Thomas rief ihn an. Der Fixer kapierte zuerst nicht, wen er am Apparat hatte. Thomas brachte sein Anliegen vor. Kenta klang nicht gerade, als ginge es ihm gut, aber schließlich gab er Thomas ein Versprechen: Er würde sich bei
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