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Mach sie fertig

Mach sie fertig

Titel: Mach sie fertig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Aber dieses Motiv hatte noch einen anderen Hintergrund: Björneborgarnas marsch war ein Musikstück. Der Ehren- und Parademarsch der Finnischen Armee. Aber es war auch der Marsch, den die Truppe immer gesungen hatte, wenn sie ihre sogenannten Spezialeinsätze auf der Straße durchführte. Allgemein bekannt im Polizeicorps: Björneborgarnas marsch war unzählige Male während der achtziger Jahre gesummt worden, wenn Säufer, Ausländer und Penner zusammengeschlagen wurden. Ein Kriegsmarsch. Ein Aufruf zum Kampf.
    Thomas dachte: ihr Scheißkerle.
    Jägerström war immer noch groggy. Sabberte wie ein Kleinkind. Murmelte etwas vor sich hin.
    Es war an der Zeit loszulegen.
    Thomas setzte sich in den Sessel ihm gegenüber.
    »Ich wollte Ihnen ein paar Fragen stellen. Verstehen Sie, was ich sage?«
    Jägerström nickte, blinzelte. Ein Speichelfaden hing von seinem Kinn herab. Thomas wischte ihn mit Jägerströms Hemdsärmel weg.
    »Sie werden mir jetzt alles erzählen und zwar genauso, wie es ist. Zuerst möchte ich Sie nach Ihrem Namen fragen.«
    »Torbjörn Elias Jägerström.«
    »Gut. Wie heißt Ihre Frau?«
    »Eva Elisabeth Jägerström, geborene Silverberg.«
    »Gut. Wie ist Ihr Sexleben?« Eine Testfrage.
    »Es ist besser geworden, seitdem unser Sohn ausgezogen ist.«
    »Okay. Und wie war es zuvor?«
    »In jedem Fall sicherlich besser als Ihres.« Der einfältige Humor des Mannes schien sich nicht verflüchtigt zu haben. Thomas durfte sich durch den Witz nicht irritieren lassen. Musste sich auf sein Verhör konzentrieren.
    »Dann möchte ich Ihnen ein paar andere Fragen stellen, die die alte Truppe betreffen. Waren Sie dabei?«
    »Natürlich. Das war meine beste Zeit bei der Polizei.«
    »Haben Sie an den Zusammenkünften teilgenommen, die Lennart Edling in den Achtzigern abgehalten hat?«
    Jägerströms Mundwinkel zuckte. Thomas legte die Hand auf seine Schulter. »Immer mit der Ruhe. Das ist nicht schlimm, Sie können es ruhig erzählen.«
    Jägerström lehnte sich im Sessel zurück. Er sah aus, als würde noch mehr Spannung aus seinem Körper weichen, wenn das überhaupt möglich war.
    »Lennart Edling, der alte Haudegen. Er war ein bisschen extrem. Aber ein Mann der Ehre.«
    »Was meinen Sie mit
Mann der Ehre

    »Sie wissen schon, was ich meine. Es gibt bedauerlicherweise nicht mehr viele in diesem Land, aber Edling ist einer von ihnen. Vorausgesetzt, er lebt noch.«
    »Ja sicher, aber was meinen Sie mit
Mann der Ehre

    »Sie wissen schon, was ich meine, hab ich doch gesagt. Männer, denen die Zukunft Schwedens am Herzen liegt. Die ihren Mann stehen, die nicht zulassen, dass irgendwelche Araber, Kommunistenärsche und Judenschweine die Macht in diesem Land an sich reißen. Verstehen Sie, was ich meine? Jetzt, wo wir endlich eine bürgerliche Regierung bekommen haben, setzen sie einen verdammten Neger als Minister ein. Das ist doch ein Witz. Ich habe diese Parteien schon seit vierundneunzig nicht mehr gewählt.«
    »Sind Sie ein
Mann der Ehre

    »Ich tue mein Bestes. Die Pflicht kommt vor allem anderen.«
    »Erzählen Sie von diesen Treffen in Gamla stan.«
    Jägerström sprach langsam. Er war nicht jedes Mal hingegangen, wenn sie ein Treffen anberaumt hatten – er war jung, hatte gerade seine Frau kennengelernt, besaß nicht unbegrenzt Zeit. Aber Malmström war ein guter Chef, und man konnte viel von ihm lernen. Für Jägerström waren die Treffen meistens nette Zusammenkünfte, eine Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen. Aber auch: eine Art, den Corpsgeist zu wahren und sich für Schweden einzusetzen. Das Scopolamin wirkte besser als erwartet – Jägerström redete frei von der Leber weg.
    Thomas fragte nach Adamsson.
    »Adamsson? Nach einem besseren Menschen müssen Sie lange suchen. Er hat es richtig zu etwas gebracht, wie ich finde. Führt Söderort wie sein eigenes kleines Regiment. Ein wahrer Patriot. Ein ehrenwerter Mitbürger.«
    »Waren Sie Mitglied in Adamssons Palme-Gruppe?«
    Jägerström hielt inne. Die Zuckungen in seinem Mundwinkel setzten erneut ein. Er führte die getapten Hände vors Gesicht. Murmelte wieder irgendetwas.
    Thomas fragte: »Was sagten Sie?«
    »Ich kann darüber nicht sprechen.«
    Thomas versuchte auf ihn einzuwirken, ihm beruhigend zuzureden, ihn dazu zu bringen, sich zu entspannen.
    Die einzige Antwort: »Ich kann nicht. Das müssen Sie verstehen. Ich kann nicht.«
    Es funktionierte nicht. Da gab es nur eins: Thomas nahm erneut die Kanüle zur Hand. Spritzte eine

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