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Mach sie fertig

Mach sie fertig

Titel: Mach sie fertig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Tapte die Hände und Füße des Typen. Sah in panikverzerrte Augen. Spürte seine Macht. Nun war er der Gürhan. Ey, was sagst du jetzt? Nicht ganz so aufmüpfig, hm? Heulsuse.
    Benjamin lag ganz still. Wimmerte. Mahmud setzte sich auf einen Hocker.
    »Du, Bartvisage.«
    Benjamin sagte nichts.
    »Wenn du deinen Kumpel Niklas verpfeifst, komm ich und mach Ernst. Kapiert?«
    Benjamin schloss die Augen.
    Mahmud wartete keine Antwort ab. Öffnete die Tür, ging raus. Dachte: Shit auch, die Torpedobranche wäre vielleicht doch was für mich. Er musste eine Woche arbeiten, um mit Koks dreißigtausend zu verdienen. Das hier hatte eine Viertelstunde gedauert, inklusive Anreise.
     
    Malmvägen. Ein dunkelhäutiger Typ kam auf ihn zu. Flow in den Schritten. Der Gang erinnerte ihn an Robert. Allerdings übertriebener. Knickte bei jedem zweiten Schritt mit dem Bein ein. Bewegte er sich im Takt zu irgendwelchen unsichtbaren iPod-Ohrstöpseln? Trug einen Kapuzenpulli mit der Kapuze überm Kopf, aber hinter den Ohren. Sie standen ab wie bei Mickey Mouse. Eine Daunenweste über dem Pulli. Ausgebeulte Camouflagehosen. Um den Hals einen Anhänger mit den Umrissen von Afrika in Rastafarben: grün, gelb und rot. Das Gras, die Sonne, das Blut.
    Kam geradewegs auf Mahmud zu.
    Er verschränkte die Arme. Das hier war definitiv nicht Jorge.
    Der Rastatyp legte den Kopf schief. Ekelhafte, kaputte Zähne – sahen aus, als würden sie ihm jeden Moment aus dem Mund fallen. Starker Akzent, klang wie Sean Paul, kaum zu verstehen: »Hey, you arab man. My friend wants to meet you.«
    Mahmud schlug mit den Armen aus. Entspannte sich. Der Schwarze war offensichtlich Jorges Bote. Stellte sich als Elliot vor. Mahmud folgte ihm. Dem Einknicken des Beins. Dem Rhythmus im Gang.
    Der Malmväg war lang, verzweigte sich. Die Parabolantennen hingen wie Ohren an den hohen Häusern. Das hier war das Millionenghetto im Norden von Stockholm.
    Elliot sah sich nicht um.
    Sie betraten eines der Häuser. Gingen die Treppen rauf.
    Elliot klingelte an einer Tür. Durch die Tür war Musik zu hören: Reggaerhythmen.
    Ein breitschultriger Typ öffnete. Zuerst konnte Mahmud nicht erkennen, ob er Schwarzer oder Latino war. Dicke Dreadlocks. Breites Ganjagrinsen, als er Elliot sah. Die Tür fiel Mahmud vor der Nase zu. Er stand allein davor.
    Dachte: Was zum Teufel macht er da?
    Mahmud wusste nicht, was er tun sollte. Klingeln? Klopfen? Abhauen? Die letzte Alternative erschien ihm am sinnvollsten. Er begann die Treppen runterzugehen.
    Plötzlich wurde die Tür zur Hälfte geöffnet. Elliot lugte raus. Rief: »Hey arab brother, you welcome.«
    Mahmud drehte um. Trat ein.
    Im Flur: Die Musik aus den anderen Zimmern war jetzt lauter zu hören. Offbeat-Rhythmen. Süßlicher Marihuanageruch. Ein Korridor. Blauer Flickenteppich. Weißgestrichene Wände. An der einen Wand war eine große Lederhaut aufgespannt. Der Löwe von Juda mit einer Krone und der einen Pranke zum Gruß angehoben. Der Typ mit den Dreadlocks saß in einem Sessel und drehte einen Joint.
    Elliot nickte.
    Führte Mahmud durch den Korridor.
    Das Wohnzimmer: ein Marihuanaparadies. Sofas, Kissen und Sitzpolster ausgebreitet. Der übrige Fußboden war mit Wolldecken ausgelegt. Ungefähr zehn Leute saßen oder lagen dort, vor allem aber: rauchten. Eine Wasserpfeife zwischen zwei Sofas. Zwei Haschpfeifen, Modell verziertes Holz, auf dem Wohnzimmertisch. Haufenweise Rizlapapier. Beutel mit Weed. An den Wänden hingen Bilder von Bob Marley, Haile Selassie und die Silhouette von Afrika. Neben einem anderen Sofa stand eine Stereoanlage. Eine Vinylplatte mit einem grünrotgelben Etikett drehte sich.
    Die Leute im Wohnzimmer: stoned hoch zehn.
    Elliot wies ihm einen Platz zu. Mahmud landete auf einem Kissen neben einem süßen Mädel, das zu schlafen schien. Helle Dreadlocks mit einem Haarband hochgebunden. Alles war ziemlich abstoßend.
    Einer der Typen auf dem Sofa stand auf. Kam auf Mahmud zu. Er streckte die Hand vor. Jemand stellte die Musik leiser.
    »Willkommen zum Sunny Sunday. Ich bin Jorge, Jorgelito. Und du bist der Kumpel von Javier, oder?«
    Mahmud nickte.
    »Darf ich dich auf ’n bisschen Rauchwerk einladen?«
    Mahmud nahm den Plastikbeutel mit Maja entgegen. Griff sich eine der Pfeifen. Machte jedoch keine Anstalten zu rauchen. Den Blick starr auf Jorge gerichtet.
    Jorge lächelte. »Sie treffen sich jeden Sonntag hier. An Feiertagen, Jah. Relaxen mit ’nem bisschen Weed. Tun, was der schwarze Mann tun

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