Mach sie fertig
muss. Chillen, sich der Musik hingeben, die Energie spüren.«
Mahmud wusste nicht, ob er laut loslachen oder abhauen sollte. Er setzte eine interessierte Miene auf.
Jorge fuhr fort. »Du bist ja kein Afrikaner. Ich auch nicht. Aber wir sind trotzdem Neger. Verstehst du, was ich meine?«
Mahmud kapierte nicht, was der Latino da faselte. Er legte die Haschpfeife auf den Tisch. Stand auf.
Jorge legte eine Hand auf seine Schulter. »Chill, Mann. Ich wollte nur, dass du dich ’n wenig entspannst. Wir gehen in die Küche.«
Sie setzten sich in die Küche. Jorge schloss die Tür. Goss zwei Gläser Wasser ein.
Mahmud beobachtete ihn. Der Typ war schmal, aber dennoch gut gebaut. Kurzes Haar und ’n kleiner hässlicher Schnurrbart. Dunkle Augen mit einem gewissen Etwas hinter dem Grasschleier.
»Okay, tut mir leid, wenn dir dieser Ort nicht gefällt. Ich liebe ihn.«
Mahmud grinste. »Ich hab nichts dagegen. Aber ich werd immer schnell nervös, wenn zu viele Sindschis auf ’nem Haufen sind.«
»Kein Problem für mich, Mann, aber sag denen da draußen nichts. Wir sind schließlich alle Neger, kapierst du, was ich meine?«
»Nope.«
»Lass es mich so ausdrücken. Rassentrennung ist das Gleiche wie Apartheid. Die Ghettoprogramme haben dieselbe Auswirkung auf uns wie die Sklaverei. Jetzt kapiert?«
Mahmud bekam eine vage Ahnung. Jorge versuchte, Ausländer wie Mahmud damit zu vergleichen, wie es den Schwarzen in Südafrika ergangen war. Er hatte keine Lust zu diskutieren. Nickte lediglich.
Jorge begann zu erzählen. Der Latino war erst seit einem Monat wieder in Schweden. Eigentlich lebte er in Thailand. Dort war es irgendwie einfacher, denn in Schweden wurde er seit einem Drogencoup bei den Kühlhallen von Västberga polizeilich gesucht.
Die ganze Sache hatte damit angefangen, dass die Jugos ihm vor mehreren Jahren einen Prozess an den Hals gehetzt hatten. Ihn abgeschlachtet hatten wie ein Schwein. Aber Jorge war aus dem Knast ausgebrochen, indem er wie ein Super-Spiderman über die Mauer geklettert war. Mahmud kannte die Story, aber ehrlich gesagt – er hatte gedacht, es wäre alles erstunken und erlogen. Jorge erklärte: Er hatte die ganze Zeit gewusst, dass das mit den Jugos für ihn nicht gut enden würde. Sie hätten ihm eigentlich helfen, Verantwortung für ihn übernehmen müssen, weil er für sie gearbeitet hatte, aber stattdessen ließen sie ihn fallen. Jorge legte sich mit ihnen an. Die Lage spitzte sich zu – sie schlugen ihn brutal zusammen, und seit dem Tag hasste er Radovan mehr als alles andere. Jorge war nicht der Typ, auf den man ungestraft einschlug.
Mahmud erkannte sich selbst in der Geschichte wieder. Jorge hatte eine Entschlossenheit an den Tag gelegt, die er selbst im Augenblick zwar nicht verspürte, aber dennoch. Es waren dieselben Beweggründe.
Jorge erzählte weiter. Wie er versucht hatte, diverse Coups zu starten, um das Jugoimperium zu Fall zu bringen. Wie er Radovan bespitzelt hatte, eine Menge Insiderwissen über ihre Organisation in Erfahrung gebracht hatte, Schmugglerwege, Dealertaktiken, Drogenmethodik. Er sah Mahmud an. »Benutzt ihr immer noch die Shurgardlagerräume, die zu den Parkplätzen hin liegen?«
Mahmud grinste. Der Latino wusste, wovon er redete.
Aber der Schuss war nach hinten losgegangen. Jorge wurde verpfiffen. War gezwungen, das Land zu verlassen. Und jetzt saß er mit einem Haufen Cash und seinem Hass gegen die Jugos da, der heißer war als Lava. Aber wie Jorge sagte: »Wenn es nur darum gegangen wär, hätt ich es mit Fassung getragen. Sozusagen das Sperma mit ’nem Lächeln geschluckt.« Aber da war noch eine andere Sache. Was Übleres. Schlimmeres. Dunkleres. Er wollte keine Details preisgeben. »Es ging um schmutzige Menschengeschäfte«, sagte er nur. Er fixierte Mahmud. »Ich glaub, du weißt, was ich meine.«
Mahmud fragte sich, ob der Latino wusste, welcher Aufgabe er sich neben dem Koksgeschäft noch widmete. Der Typ schien ja einen ziemlichen Überblick zu haben.
Jorge konnte offensichtlich Gedanken lesen. Er sagte: »Ich weiß, was du machst, Mann. Das ist zwar nicht gerade schön, aber ich mach dir keinen Vorwurf. Sie haben dich ja inzwischen in der Zange. Ich weiß, dass du in Ordnung bist. Javier hat’s mir erzählt. Und ihm vertraue ich. Er ist ’n Hermano.«
Jorge trank einen Schluck Wasser.
»Du fühlst genau wie ich. Du hasst sie. Du hast vor, dich auszuklinken. Ich will dir was erzählen.«
Und Jorge erklärte ihm die anderen
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