Mach sie fertig
haben – ruf mich an, damit ich weiß, dass du lebst.« Niklas nahm an, dass der Araber einen Scherz machen wollte.
Er wartete dennoch damit, ihn zurückzurufen. Musste erst die nächtlichen Informationen bearbeiten. Die Operation war in ihre dritte Phase gekommen: Patric Ngono. Niklas inzwischen routiniert: wusste, wie man eine Offensive einleitete und durchführte. Die Planung des Attentats selbst war in vollem Gange.
Doch es betraf nicht nur Ngono: Nach ihm standen noch drei andere Ärsche auf der Liste.
Ein Teilerfolg bestand darin, dass die Medien zu verstehen begannen, was er vorhatte. Sie würden bald mehr Stoff bekommen.
Er dachte an Nina Glavmo-Svensén. Überlegte, was er mit Benjamin machen sollte. Hoffte, dass Mahmuds Behandlung seinen Zweck erfüllt hatte. So viele Leute in unterschiedlichen Funktionen. Und er war der Einzige, der für Ordnung sorgte – zusah, dass es in Schweden ein wenig gerechter, ein wenig geregelter zuging.
Niklas setzte sich an den Laptop. Öffnete den Ordner, den er Freier genannt hatte. Es gab noch andere außer Roger Jonsson, die Frauen kauften.
Nachmittags nach dem Training rief er Mahmud an.
»Hallo, ich bin’s. Die Leiche.«
Mahmud lachte. »Du lebst also, Habibi. Hast du Zeit für ein Treffen heute?«
Niklas fragte, was er wollte. Mahmud wollte es nicht am Telefon sagen – sie verabredeten sich für einen Zeitpunkt später am Abend.
»Hast du Lust, bei ’ner großen Sache dabei zu sein?«, war das Erste, was Mahmud fragte, als sie sich bei ihm trafen.
Niklas fand seine Wohnung versifft. Seinen eigenen Dreck konnte er aushalten. Aber Mahmuds Scheiße ekelte ihn an: ungespülte Teller, Flaschen mit Proteindrinks, Schalen mit eingetrocknetem Pulvergemisch. Und der Kleiderstil des Arabers erst: Jogginghosen und ein T-Shirt, auf dem Beach Wrestling stand. Musste man so rumlaufen, wenn man Besuch bekam? Aber: Niklas schuldete ihm was. Er sagte nichts.
Das, was Mahmud ihm erzählte, war das Beste, was er zu hören bekommen hatte, seitdem er wieder in Schweden war. Ihm wurde ganz feierlich zumute. Wie war es nur möglich, dass eine Sache wie diese dermaßen genial in seine Operation Magnum hineinpasste? Mahmuds Anliegen war simpel: Er hatte eine Anfrage für einen Auftragsjob erhalten – einen Vertrag. Und es handelte sich nicht um eine Kleinigkeit – es ging darum, gegen einige Großzuhälter in Stockholm zuzuschlagen. Sowie der Organisation, die den Verkauf von Frauen betrieb, und den involvierten Personen so großen Schaden wie möglich zuzufügen.
Mahmud wollte keine Details preisgeben. Aber vielleicht wusste er auch selbst nicht viel mehr. Er sagte nur, dass jemand, der noch eine Rechnung mit Radovan und seinem Hurenbusiness offenhatte, die Sache in Auftrag gegeben hatte. Ohne dass der Araber es überhaupt ahnen konnte, war klar, dass keiner besser für den Job geeignet war als Niklas.
Sie besprachen kurz einige Eckpunkte. Mahmud wollte gewisse Prinzipien aufstellen: keine Handy- oder Telefongespräche, kein Austausch mit Außenstehenden; wenn sie reden wollten, würden sie zuerst eine SMS losschicken – er schlug verschiedene Codes vor, die sie benutzen könnten.
Sie beratschlagten, ob sie noch weitere Personen einbeziehen sollten. Niklas überlegte im Stillen: Benjamin ist raus. Würde möglicherweise jemand aus Biskops-Arnö in Frage kommen? Felicia? Erik? Nein, sie waren zu verweichlicht. Standen den Kampf nicht durch, wenn es richtig zur Sache ging. Das hatte sich ja bereits erwiesen.
Mahmud besaß eine Beharrlichkeit und einen Kriegerinstinkt, den er nicht von ihm erwartet hatte. Niklas legte sich voll ins Zeug. Begann, verschiedene Waffentypen auszuloten, Angriffsmethoden zu skizzieren, die strategische Planung anzugehen. Mahmud grinste.
»Mein Freund, alles hat seine Zeit. Darauf kommen wir noch zu sprechen.«
»Aber irgendwas musst du mir geben, womit ich jetzt schon anfangen kann.«
Mahmud dachte nach. »Okay. Ich hab die Adresse, bei der wir zuschlagen sollen. Wir müssen die Lage vor Ort peilen. Es wär also perfekt, wenn du das abchecken würdest.«
Mahmud: wie ein verdammter General. Niklas genoss das Ganze. Vor allem: Er genoss es, einen Partner zu haben. Eine TF – Task Force – zu bilden.
Am nächsten Tag fuhr Niklas mit dem Ford nach Smådalarö raus. Die Adresse, die er von Mahmud bekommen hatte, war keine Straße, sondern nur der Name eines Ortes, möglicherweise eines Hauses, Näsudden, mit einer
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