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Mach sie fertig

Mach sie fertig

Titel: Mach sie fertig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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gefallen. Er sagte: »Es tut mir echt leid, Mann.«
    Babak aß weiter seine Snacks.
    »Ich hab mich falsch verhalten. Du hast recht gehabt, Habibi. Aber wenn du mir zuhörst, wirst du verstehen. Da sind große Sachen am Laufen. Richtig große. Ahtaj musaa’ada lau simacht.«
    Mahmud schob die Dose mit den Wasabi-Erbsen zur Seite. Beugte sich vor. Begann mit gedämpfter Stimme zu erzählen. Wie er immer öfter als Hurenwächter gejobbt hatte, dann von Jorge angesprochen worden war, dass er mit dem Ex-Nachbarn seiner Schwester gesprochen hatte, absoluter Kämpfertyp. Erzählte von der Planung, von den Fotos, den Landkarten, dem Bolzenschneider. Und vor allem erzählte er von den Waffen: zwei Schnellfeuergewehre und eine Glock. Das abgefahrenste Arsenal seit dem Überfall auf den Sicherheitstransporter in Hallunda. Es dauerte bestimmt zwanzig Minuten. Mahmud redete normalerweise nicht so lange am Stück. Das letzte Mal war wohl damals, als er Babak erzählt hatte, wie sich die Jugopisser Wisam Jibril gegriffen hatten. Damals hatte er Angst gehabt. Dieses Mal verspürte er Stolz.
    »Verstehst du? Wir werden diese Svenssonparty stürmen. Wir werden den Jugos eins auf die Fresse geben. Wir werden, verdammt nochmal, ihre Leichen ficken.«
    Endlich. Nach den letzten Worten: ein Lächeln auf Babaks Lippen.
     
    Als Mahmud wieder aus Alby zurückfuhr, musste er an seinen Traum in der vergangenen Nacht denken. Er war wieder zurück bei Mama. Zurück in Bagdad. Sie saßen gemeinsam unter einem Baum. Der Himmel war blau. Mama erzählte, dass man sehen konnte, wenn es Frühling wurde, weil dann nämlich der Mandelbaum blühte. Sie stand auf und pflückte eine kleine rosafarbene Blüte ab. Zeigte sie Mahmud. Sie sagte etwas in ihrem weichen Arabisch, das Mahmud nicht ganz verstand. »Wenn es der Seele richtig gutgeht, hat sie dieselbe Farbe wie der Mandelbaum.« Dann sah es aus, als fielen die Blüten vom Baum. Mahmud schaute auf. Sah den Himmel. Sah den Baum. Er merkte, dass es nicht die Blüten waren, die fielen. Es war Schnee.
    Er hatte gute Laune. Wieder Kumpel – Babak und er. Babak war von Mahmuds Plänen begeistert. Fasste ihn um beide Schultern – sah ihm in die Augen. Sie umarmten sich. Wie zwei Brüder, die sich nach vielen Jahren wiedersahen. So war es auch: Babak war sein Bruder. Ein Pakt, der nicht gebrochen werden durfte.
    Nachdem er alles erklärt hatte, stellte Mahmud endlich die Frage: Wollte Babak dabei sein?
    Babak überlegte eine Weile, dann sagte er: »Ich bin dabei. Aber nicht wegen der Kohle. Mir geht’s um die Ehre.«
    Blieb nur noch eine Sache, die das Ganze zu verhindern schien. Niklas tauchte nicht auf.

59
    Die Zelle lag fünfzehn Meter über dem Erdboden, also keine Chance. Selbst wenn es Niklas gelingen sollte, in einen der Korridore hinauszugelangen, so waren die Türen dennoch mit schusssicherem Plexiglas verstärkt, das er möglicherweise zwar innerhalb von ein paar Minuten durchbrechen könnte, aber das würde nicht reichen. Selbst wenn er durch sie hindurchkäme, würde er den Fahrstuhl benutzen müssen, um nach unten zu gelangen, und der fuhr nur bis in den sechsten Stock. Danach war Schluss, beziehungsweise man musste sich durch eine Anzahl von kameraüberwachten Türen schleusen, um zum anderen Fahrstuhl zu gelangen. Der Weg durch die Korridore war ebenfalls aussichtslos. Weitere Alternativen: Er müsste an eine Waffe rankommen – eine Geisel nehmen. Die Crux: Das Gefängnispersonal führte nur Schlagstöcke mit sich. Und die Polizisten, die zu den Vernehmungen raufkamen, gaben ihre Waffen irgendwo da unten ab. Wenn er nur nicht diese beschissenen verschärften Haftbedingungen gehabt hätte – dann würden entweder Mahmud oder Benjamin vielleicht eine Waffe reinschleusen können. Aber wahrscheinlich eher nicht: Die Metalldetektoren scannten jeden einzelnen Besucher ab. Eine andere Möglichkeit bestünde darin, die Ventilationsschächte an der Decke aufzuschrauben – sich in irgendeiner Weise hindurchzuschlängeln, um nach draußen zu gelangen. Doch dafür war er nicht dünn genug. Er könnte auch versuchen, die Rauchmelder zu aktivieren – in einem gefakten Brandchaos abhauen. Einen Aufstand anzetteln – den Moment ausnutzen, in dem im Knast ein Tumult herrschte, und ausbrechen. Niklas strich diese Alternative schnell wieder von seiner Liste. Man konnte aus dem Gefängnis in Kronoberg nicht ausbrechen – nicht ohne massive Hilfestellung von außen.
    Es gab eine bessere

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