Mach sie fertig
beschlagnahmt hatte, Cannabisharz, das er türkischen Kiffern in Örnsberg abgenommen hatte, Amphetamine von heruntergekommenen schwedischen Fixern in der U-Bahn, einige Pakete mit Wachstumshormonen aus Russland, die er in einer Garage in Älvssjö gefunden hatte. Und so weiter. Seine kleine Goldgrube. Eine Art Rentenversicherung.
Der Wagen glänzte. Cadillac Eldorado Biarritz von 1959 . Eine Schönheit, die er vor sechs Jahren übers Internet gefunden hatte. Er stand in Los Angeles, aber Thomas zögerte nicht. Jede einzelne Beschlagnahme, die er bei diesem Pack getätigt hatte, war auf die Anschaffung des Wagens ausgerichtet gewesen. Ohne die Ersparnisse, die er neben seinem lächerlichen Polizeigehalt angesammelt hatte, wäre er niemals sein Eigen geworden. Er hatte ihn gemeinsam mit seinem Vater geholt, der damals noch in guter körperlicher Verfassung gewesen war. Sie hatten ihn von Los Angeles nach Virginia in einem Stück gefahren. Vierhundertachtzig schwedische Meilen. Fünfundfünfzig Stunden Fahrt. Åsa wunderte sich damals, dass er sich den Wagen hatte leisten können, und da wusste sie noch nicht mal, dass er doppelt so viel gekostet hatte, wie er ihr gegenüber behauptet hatte.
Er war wunderbar. Der spezielle V 8 -Motor des Cadillacs, unter Autokennern besser bekannt als Q – 345 Pferdestärken – allein das Kolbenspiel wieder so herzurichten, dass es auf dem neuesten Stand war, hatte ihn ein halbes Jahr gekostet. Er schluckte Benzin wie ein LKW .
Der Wagen, vor dem Thomas jetzt stand, war im Vergleich mit dem Schrott, den man heutzutage kaufen konnte, von einem anderen Stern. Er war fast fertig. Hatte die Chromteile geputzt, eine neue Innenausstattung gekauft, elektrische Fensterheber und elektrisch justierbare Sitze in lila metallic installiert, Heckflossen anmontiert, sich einen neuen Kühlergrill aus den Staaten schicken lassen, am synchronisierten Getriebe herumgeschraubt. Hatte die passenden Weißwandreifen aufgezogen, Nebelscheinwerfer, Klimaanlage, getönte Seitenscheiben eingebaut. Die Hinterachse justiert, den Vergaser und die Bremsen eingestellt. Jedes einzelne Metallteil ins Säurebad gelegt und verzinkt.
Eldorado Biarritz: Der Wagen, der die Heckflossen und die Zwillingsrücklichter eingeführt hatte. Eine Stilikone sondergleichen, ein Wunderwerk, eine Legende unter den Autos. Mehr Rock’n’Roll konnte man für Geld nicht kaufen. Die meisten Exemplare dieses Modells waren noch nicht mal fahrtüchtig. Aber Thomas’ Wagen fuhr wie ’ne Eins. Er war einzigartig. Und er gehörte ihm.
Die einzig größere Maßnahme, die noch durchzuführen war, betraf die hydraulische Federung. Thomas wusste, was er wollte – die Originalfederung musste her, ganz klar. Die Sache hatte er sich bis zum Schluss aufgehoben. Ansonsten war der Wagen perfekt.
Thomas zog den Blaumann an, setzte die Stirnlampe auf. Rollte sich unter den Wagen. Seine Lieblingsposition. Um ihn herum wurde es dunkler. Im Lichtkegel der Stirnlampe erschien ihm das Fahrgestell wie eine eigene Welt, mit eigenen Kontinenten und geologischen Formationen. Eine Karte, die er besser kannte als irgendeinen anderen Ort. Er wartete damit, den Schraubenzieher anzusetzen. Besah sich die Teile des Wagens. Lag eine Weile einfach nur da.
Jemand hatte sowohl seine Schilderung der Einstichlöcher als eine mögliche Todesursache als auch die des Obduzenten gelöscht. Der Obduzent selbst? Jemand von der Polizei? Er musste etwas unternehmen. Aber – es ging ihn eigentlich nichts an. Warum sollte er sich darum kümmern? Wenn der Arzt nicht wollte, dass etwas über die Löcher im Bericht stand, hatte er vielleicht seine Gründe. Außerdem war es viel Arbeit, ’ne Menge Extra-Scheiße darüber in den Obduktionsbericht zu schreiben. Oder ein Polizeikollege wollte nicht, dass die Tatsache, dass ein Unbekannter ausgerechnet zu Tode gespritzt wurde, an die Öffentlichkeit gelangte. Dann musste man es eben so hinnehmen. Er war keiner, der sang, andere hinterging oder in den Angelegenheiten seiner Kollegen herumschnüffelte. Er war nicht so einer wie dieser Martin Hägerström.
Andererseits – das Ganze konnte möglicherweise auf ihn selbst zurückfallen. Wenn der Fehler im Obduktionsbericht entdeckt wurde, könnte die Frage auftauchen, warum er relevante Fakten unterschlagen hatte. Ein Risiko, das er nicht eingehen wollte. Und außerdem war derjenige, der seinen Textabschnitt gelöscht hatte, bis dato nicht bekannt. Also griff er damit keinen
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