Mach sie fertig
Gewalt. Oder? Wenn sie ’ne Waffe dabei gehabt hätten, hätten sie die Tussi zwingen können, die Klappe zu halten.«
Robert nahm den letzten Zug von der Tüte. »Du hast recht. Waffen und Sprengstoff. Und wann starten wir endlich was Großes?«
Mahmud blinzelte mit dem einen Auge. »Bald.« Er wollte wirklich möglichst bald loslegen.
Sie bestellten ein Taxi. Mahmud in seinem üblichen Ausgehdress: weißes Hemd, die obersten Knöpfe offen, etwas zu enge Jeans – sexy, wenn die Oberschenkelmuskeln sich abzeichneten – und schwarze Lederschuhe.
Mahmud fühlte nach dem Scheinbündel in der Innentasche seiner Jacke – dreißig Fünfhunderter, die er heute Abend verprassen konnte. Gürhans Geld. Aber Babak hatte versprochen, sie einzuladen. Heute Abend würden sie ordentlich zuschlagen.
Die E 4 in Richtung Norden. Hauptsächlich Taxis und Busse unterwegs. Es war halb zwölf. Sie baten den Taxifahrer, The Voice zu spielen. Mahmud und Robert wippten im Takt auf ihren Sitzen. Babak sang mit: »She break it down, she take it low, she fine as hell, she about the dough.« Justin, 50 Cent und reichlich Bräute.
Mahmud liebte das Gefühl. Diese innere Spannung. Das Zusammensein mit den Kumpels. Der schwedische Staat hatte versucht, sie jeden Tag ihres Lebens mit Füßen zu treten. Und dennoch war so viel Freude fürs Wochenende übrig.
Nach zwanzig Minuten waren sie am Stureplan angekommen. Sie gaben dem Chauffeur Zweihundert an Trinkgeld. Wie die Kings.
Die Schlange vor Hell’s Kitchen sah eher aus wie ’n riesiger Klumpen von Fans an der vorderen Absperrung bei ’nem angesagten Konzert. Die Leute schoben sich gegenseitig vorwärts, winkten mit den Armen, hielten ihre Handtaschen umklammert, sprangen hoch, um besser gesehen zu werden, schrien die Security-Leute an, schoben weiter. Schoben sich nach vorne, schoben sich hinein in den Glamour. Auf einem Stromkasten stand der Cheftürsteher – pickte Leute raus, die reindurften. Die anderen Sicherheitsleute patrouillierten vor dem Club hin und her, die kleinen Knöpfe im Ohr wie verdammte Secret-Service-Agenten. Die richtigen Snobs glitten an der Menschentraube vorbei. Bräunungscremebräute mit platinblondiertem Haar in ihrem Schlepptau. Der Rest musste zusammengefaltete Fünfhunderter vorstrecken, versichern, Getränke im Wert von tausend Kröten zu verzehren, beteuern, dass sie bekannt waren, reich, Leute mit Einfluss eben. Einwandererjungs drohten mit Schlägen – sie wussten, dass sie sowieso keine Chance hatten. Bräute schoben ihre Brüste vor und spitzten die Lippen, lockten mit Blowjobs, ’nem Fick, Gruppensex. Was auch immer, nur um reinzukommen.
Mahmud konnte es in den Augen von neunzig Prozent der Leute in der Schlange sehen: Verzweiflung. Mit anderen Worten – alles war wie immer in der Stadt.
Mahmud, Babak und Robert – sie gehörten ja nicht gerade zu den supererfolgreichen Typen, noch nicht. Im Normalfall waren sie in den Luxusclubs wie Sturecompagniet und Hell’s Kitchen geliefert. Aber heute Abend scherte Babak sich ’nen Dreck drum. Mahmud wollte eigentlich lieber in die Blue Moon Bar in der Kungsgata, nach Wisam suchen. Den Leuten an der Bar dort ’n paar Fragen stellen. Außerdem: Er kapierte nicht, warum Babak glaubte, dass sie reinkommen würden.
Aber Babak hatte vor, nichts auszulassen. Blickkontakt mit dem Türsteherchef bis zum Abwinken: Er spreizte die Finger. Der Türsteher zog die Augenbrauen hoch, kapierte die Botschaft nicht.
Babak machte einen Schritt vor, lehnte sich nach vorne gegen die Absperrung. Beugte den Oberkörper zum Türsteher vor. »Ich mach vierzig Gramm locker.« Der Türsteher drückte ein Auge zu. Hob die Samtkordel an.
Sie kamen weiter bis zur Kasse. Zweihundertfünfzig Kronen pro Kopf. Er grinste. »Wusstest du’s nicht? Ich hab angefangen, ’n bisschen zu dealen.«
Drinnen: Die Trendsetter dominierten. Überall Magnumpullen und normale Champagnerflaschen in Eiskübeln. Die Typen mit Seidentaschentüchern in der Brusttasche, gegelten Frisuren und die allerheißesten: mit locker nach hinten gestrichenen Haaren. Aufgeknöpfte, gestreifte Hemden mit glänzenden Manschettenknöpfen, Jacketts, die teuer aussahen, schmal geschnittenen, verwaschenen Jeans von Designermarken, Ledergürtel mit Schnallen in Monogrammform: Hermès, Gucci, Louis Vuitton. Einige mit Krawatte, aber die meisten ohne; das ermöglichte es eher, die breite Brust zu zeigen. Außerdem: ein paar abgewetzte Rocker mit
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