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Mach sie fertig

Mach sie fertig

Titel: Mach sie fertig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Waffenarsenal, wo man überall Aufträge ausgeführt hatte, wer die anderen Männer in der Einheit waren – und wie viele man getötet hatte. Selbst nachdem man bei der Privatarmee aufgehört hatte, musste man sich an die Regeln halten. Die Schweigepflicht galt, solange man lebte. Niklas ließ nie etwas durchsickern. So einer war er nicht. Warum konnte Benjamin sich nicht einfach zufriedengeben?
    Benjamin sah ihn an.
    Niklas sagte kurz angebunden: »Über so was spricht man ganz einfach nicht.«
    Benjamins Augen verengten sich. Die Stirn legte sich in Falten. War er etwa sauer?
    »Okay. Ich verstehe. Nemas problemas.«
    Die Situation relaxte. Sie unterhielten sich weiter. Schönes Wetter heute. Benjamin erzählte, dass er sich einen Kampfhund zugelegt hatte. Er war stolz auf den Namen: Arnold. Ließ ihn an Gittern trainieren, die er an der Teppichstange im Hof aufhängte. Der Hund verbiss sich mit den Zähnen ins Metall; manchmal blieb er über zwanzig Minuten dort hängen. Konnte einfach nicht loslassen. Hilflos erniedrigt in seinem eigenen Starrsinn.
    Mitten im Gespräch klingelte Niklas’ Handy. Er teilte den Musikgeschmack der Yankees – der Klingelton war ein Song von Taylor Hicks.
    »Hej Mama.«
    »Hej hej. Was machst du gerade?«
    »Ich sitz hier in der Kneipe mit ’nem alten Kumpel. Benjamin. Erinnerst du dich an ihn? Können wir vielleicht später reden?«
    Er unternahm nichts, um die Irritation in seiner Stimme zu unterdrücken.
    »Nein, ich muss dir eine Sache erzählen.«
    »Können wir das nicht auf später verschieben, so in zwanzig Minuten?«
    »Bitte, hör mir zu. Ich weiß jetzt, wer es gewesen sein könnte, den sie in meinem Keller gefunden haben.«
    Niklas bekam eine Gänsehaut. Ihm wurde ganz kalt. Hoffte, dass Benjamin weder mithörte noch kapierte, wovon sie sprachen. Presste das Handy dichter ans Ohr.
    »Ich glaube, dass Claes versucht hat, mich an dem Tag zu erreichen. Wir hatten uns über ein Jahr nicht gesehen. In dem Moment war es mir egal, er ist ja manchmal etwas speziell. Ich weiß, dass du ihn nie gemocht hast, aber mir hat er viel bedeutet, das weißt du. Wie auch immer, jedenfalls hat er seitdem nichts mehr von sich hören lassen. Ist das nicht eigenartig? Gestern ist es mir wieder eingefallen, und da hab ich versucht, ihn anzurufen. Es ging keiner dran. Aber er hat ja so viele unterschiedliche Nummern, so dass ich nicht genau weiß, unter welcher er zu erreichen ist. Daraufhin hab ich versucht, ein paar alte Freunde von Claes anzurufen. Aber sie waren keineswegs beunruhigt, sagten, dass es immer schwierig sei, Claes zu erreichen. Ich hab ihm sogar eine SMS geschickt. Aber er hat immer noch nicht geantwortet. Das ist doch beängstigend, Niklas. Wie furchtbar.«
    »Mama, das hat wahrscheinlich gar nichts zu bedeuten. Vielleicht ist er im Ausland.«
    »Nein, davon hätte mit Sicherheit jemand etwas gewusst. Und Claes ruft normalerweise immer zurück. Er muss es gewesen sein. Ich bin mir sicher. Er ist weg. Ermordet. Wer kann so etwas nur getan haben?«
    »Mama. Ich ruf dich in drei Minuten zurück.«
    Niklas legte auf. Ihm war speiübel. Er stand auf. Benjamins Augen zogen sich wieder zu schmalen Schlitzen zusammen.
    »Ich muss gehen. Sorry. Aber es war nett. Lass uns demnächst mal wieder telefonieren.«
    Benjamin wirkte überrascht.
     
    Auf dem Weg runter zur U-Bahn. Die Gedanken wirbelten jetzt noch schlimmer in seinem Kopf herum: wahnwitzig und abstrus. Niklas rief seine Mutter zurück. Sagte ihr, sie solle sich beruhigen. Dass es Claes sicher gut ginge. Und dass Claes sowieso ein Arschloch sei und sie sich nicht um ihn scheren sollte.
    Sie weinte dennoch.
    Er dachte: Der Typ hatte verdient, was geschehen war. Hatte die Gerechtigkeit schließlich doch gesiegt. Gott die Gebete erhört.
    Er sagte: »Mama, du musst mir eins versprechen. Erzähl niemandem etwas davon, ja? Das wäre nicht gut. Kannst du mir das versprechen?«

12
    Wie ein Tattoo auf Thomas’ Netzhaut: das total zermatschte Gesicht des Typen aus dem Keller, abgeschabt wie ’n Bingo-Los, das mit ’ner Fleischeraxt malträtiert wurde. Übel zugerichtet. Ekelhaft. Zugleich genial ausgeführt. Hätte er nicht aus Neugier den Arm des Typen genauer in Augenschein genommen und damit gegen die Vorschriften verstoßen, wäre alles viel einfacher gewesen. Und jetzt: Etwas war faul. Okay, dass er aus Versehen ein paar Zeilen in seinem Bericht gelöscht hatte – so was konnte passieren. Aber der Rechtsmediziner?

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