Machen Sie das Beste aus Ihrem Kopf
früh morgens mit anspruchsvollen Aufgaben. Ihnen war klar, dass auch sie selbst davon profitieren, wenn sie diese Toleranz aufbringen. Ich konnte zu dieser frühen Zeit die wenig anspruchsvollen Routineaufgaben erledigen und war danach mit voller Konzentration bei den wichtigen Arbeiten dabei.
Leider fehlt es heute oft an Verständnis und Toleranz im Arbeitsleben und im Alltag. Dabei gäbe es dadurch möglicherweise messbare positive Konsequenzen. Wir können darüber nachdenken, ob ein für alle verbindlicher früher Unterrichts- und Arbeitsbeginn wirklich ideal ist oder ob es sinnvolle Ansätze zur Flexibilisierung gibt. Ist es nicht besser, wenn die Menschen dann lernen und arbeiten, wenn sie ihre produktivste Zeit haben? Unternehmen können davon profitieren. Die Qualität der Arbeitsergebnisse der Mitarbeiter würde ansteigen, die Fehlerrate sinken. Die damit verbundenen Kosteneinsparungen wärennicht unerheblich. Es könnten diejenigen Mitarbeiter miteinander arbeiten, deren innere Uhren ähnlich ticken. Das reduziert Konfliktpotenziale. In einer ohnehin bereits allseits globalisierten und überaus flexiblen Arbeitswelt über alle Zeitzonen hinweg gibt es Möglichkeiten. Ist Leistungsoptimierung unter Beachtung der natürlichen menschlichen Bedürfnisse nicht ein sinnvolles Ziel, das wir verfolgen sollten?
In den Schulen könnten »Lerchenlehrer« »Lerchenkinder« schon früh morgens unterrichten und »Eulenlehrer« »Eulenkinder« frühestens ab 10 Uhr. Beiden Seiten ist damit geholfen. Die Qualität des Unterrichts würde sich verbessern ebenso wie die Lernergebnisse. Sicherlich sind das momentan eher utopische Gedankenspiele. Im Zuge einer zunehmenden Nutzung moderner Medien auch für die Unterrichtsgestaltung sind solche Zeitmodelle aber langfristig durchaus denkbar und umsetzbar. Mancherorts wird derzeit stattdessen eine nullte Unterrichtsstunde mit Beginn schon kurz nach 7 Uhr eingeführt. Wird die Lernqualität dadurch erhöht? Ich meine nicht.
Wohl dem, der nicht nach dem gnadenlosen Takt der Arbeitsgesellschaft funktionieren muss. Die Menschen der sogenannten Generation 50plus sind heute vielfach sehr fit und aktiv. Obwohl viele von Ihnen bereits aus dem Berufsleben ausgeschieden sind, machen sie sich dennoch nicht selten Zeitdruck durch eine Vielzahl von Terminen und Aktivitäten. Ihre innere Uhr berücksichtigen sie nicht immer. Dabei könnten sie voll und ganz danach leben. Mit steigendem Alter verändert sich der biologische Rhythmus allerdings. Auch die extremsten Eulen entwickeln immer mehr »Lerchen«-Anteile. Das macht mir persönlich Hoffnung. Sollten Sie auch zu den extremen Nachtmenschen zählen, trösten Sie sich. Zunehmendes Alter ist in dieser Hinsicht durchaus positiv.Wie entsteht der Tag-Nacht-Rhythmus? Wodurch werden die inneren Uhren gesteuert? Lassen sie sich verändern?
Mit diesem spannenden Thema »Innere Uhr« befasst sich eine relativ junge Wissenschaft: die Chronobiologie. In den 60er- und 70er-Jahren des 20. Jahrhunderts begannen Forscher mit systematischen Untersuchungen darüber, was unserem Körper und damit unserem Geist den zeitlichen Rhythmus vorgibt. Seitdem weiß man, dass uns alle eine innere Uhr steuert. Sie ist universell und lässt sich durch die äußeren Bedingungen nicht einfach ausschalten, wohl aber in Grenzen justieren. Offensichtlich folgen wir alle einem etwa 24-stündigen Tagesrhythmus. Dieser Rhythmus reguliert unseren Schlaf und unser Wachsein, aber darüber hinaus auch eine Vielzahl anderer körperlicher und psychischer Vorgänge. Dazu zählen unsere geistigen Fähigkeiten, unsere motorischen Fähigkeiten, hormonelle Prozesse in unserem Körper, unsere Körpertemperatur, unser Blutdruck und Kreislauf und unser Schmerzempfinden. Nachts zwischen 2 und 4 Uhr ist unsere Körpertemperatur zum Beispiel am niedrigsten. Das fördert die Schlaffähigkeit. Auch unsere Schmerzempfindlichkeit ist täglichen Schwankungen unterworfen. 2 Im Gehirn werden am frühen Nachmittag mehr körpereigene schmerzlindernde Hormone gebildet als am Vormittag. Wenn Sie Ihren vermutlich schmerzhaften Zahnarzttermin erst am Nachmittag haben, ist das angenehmer für Sie als am Vormittag. Sogar Betäubungsmittel können dann länger wirken als am Vormittag. In unseren Leistungshochphasen am Vormittag funktioniert das Kurzzeitgedächtnis besonders gut. Müssen Sie Informationen langfristig zur dauerhaften Verfügbarkeit im Langzeitgedächtnis abspeichern, so funktioniert das am
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