Machen Sie das Beste aus Ihrem Kopf
tun.
Steigt das Leistungsniveau derjenigen, die lernfördernde Pillen nehmen, so wird automatisch das normale Leistungsniveau derjenigen, die nicht dopen, als zu gering erscheinen. Wenn der Kollege, der Pillen nimmt, immer besser arbeitet als derjenige, der Hirndoping ablehnt, ist in einer wirtschaftlichen Krisensituation schnell entschieden, wessen Arbeitsplatz sicher ist. Akzeptieren wir dies? Ist das »Fair Play«, wie wir es uns im Zusammenleben wünschen?Diejenigen, die in Prüfungs- oder Wettbewerbssituationen Medikamente zur Steigerung der Lernfähigkeit, der Merkfähigkeit und der Belastbarkeit einnehmen, verschaffen sich damit einen ähnlichen Leistungsvorteil wie Hochleistungssportler, die gedopt in den entscheidenden Wettkampf gehen. Für den Leistungssport gibt es klare Verbote und Regelungen, die für ein solches Verhalten Sanktionen vorsehen. Wo ist der Unterschied zum Sport? Wieso sollte ein solches Verhalten im alltäglichen Leben völlig in Ordnung sein? Werden in Zukunft vielleicht Doping-Kontrollen vor Prüfungen oder am Firmeneingang durchgeführt?
Von den bunten Helfern aus dem Pillenglas wird viel erwartet. Wenn wir mit ihrer Hilfe unsere Aufmerksamkeit, unsere Konzentrationsfähigkeit, unsere Ausdauer, unsere Denkfähigkeit, unsere Merkfähigkeit und unsere Lernfähigkeit erhöhen, heißt das nicht automatisch, dass wir schlauer werden. Wissen vermitteln diese Mittel nicht. Verständnis und Erkenntnisgewinn müssen wir uns immer noch erarbeiten. Sozialkompetenz lässt sich nicht schlucken. Da sind gute Lern- und Arbeitsbedingungen sowie eine gesunde Lebensführung mit reichhaltigen Erfahrungsmöglichkeiten immer noch das Wichtigste. Wie wäre es, wenn Geld, das in die Entwicklung von Präparaten zur Leistungssteigerung investiert wird, stattdessen eingesetzt wird zur Schaffung von guten Schulen und Universitäten mit wirklich guten Lernbedingungen? Investitionen in leistungsfreundliche Arbeitsumgebungen, in hochwertige Fortbildung und Weiterbildung am und für den Arbeitsplatz sowie in den Bereich Gesundheitsmanagement und Stressprävention sind langfristig bestimmt wirkungsvoll. Auch mit den besten Pillen wird aus einem schwachen Schüler kein Eliteschüler, wird aus einemschlecht motivierten und schlecht ausgebildeten Mitarbeiter kein wirklich produktiv arbeitender und motivierter Leistungsträger und wird aus einer schlechten Führungskraft keine gute Führungskraft. Mithilfe von Doping lässt sich aus einem Freizeitsportler eben auch kein Olympia-Sieger machen. Es gibt natürliche Leistungsgrenzen. Die Leistungsfähigkeit des Menschen lässt sich nicht ins Unermessliche steigern. Die besten Pillen werden das nicht erreichen.
Stellen Sie sich vor, Sie könnten in Zukunft der Vergesslichkeit mithilfe von Pillen ein Schnippchen schlagen. Ist diese Aussicht nicht verlockend? Vorsicht ist aber geboten. Wirkstoffe, die es uns ermöglichen, mehr Informationen mit weniger Mühe im Gedächtnis festzuhalten, unterscheiden nicht zwischen für uns positiven und negativen Informationen und auch nicht zwischen für uns wichtigen und eher unwichtigen Informationen. Wir würden wahrscheinlich auch die Informationen behalten, die für uns und unser Tun irrelevant sind. Die natürliche Selektion des Gehirns wäre somit stark eingeschränkt. In einer sich ständig verändernden Welt mit andauernd ungeheuer vielen neuen Informationen und Reizen ist die Fähigkeit, vergessen zu können, äußerst sinnvoll. Wir müssen das, was wir längere Zeit nicht gebraucht haben, oder das, was für uns unangenehm ist, auch wieder löschen können. Ansonsten würde uns die Flut an gespeicherten Daten bald verrückt werden lassen. Eine regelmäßige Säuberung des Speicherinhalts von nicht mehr benötigten Daten ist wichtig. Andernfalls müssen wir uns wie bei einer Suchanfrage im Internet jedes Mal erst durch eine Vielzahl von zum Teil für uns völlig unwichtigen Suchtreffern hindurchklicken, bevor wir vielleicht die momentan benötigten Daten finden. Schnelle und effektive Informationsverarbeitungund Denkleistung funktionieren anders. Stellen Sie sich außerdem vor, Sie könnten unangenehme Erfahrungen nicht oder nur schwer wieder loswerden, weil Ihr Gedächtnis einfach zu gut funktioniert. Auch das kann sehr belastend sein. Die Verbesserung der Merkleistung hat also durchaus auch ihre Schattenseiten. Ab wo sind sie größer als der Nutzen?
Wie leistungsfähig müssen wir sein, um glücklich leben zu können? Was
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